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Bankenbeben in USA reißt Aktien weltweit in die Tiefe

Die internationale Finanzkrise ist noch lange nicht ausgestanden: In den USA stellte die Investmentbank Lehman Brothers am Montag Konkursantrag, die ebenfalls angeschlagene Merrill Lynch wird an die Bank of America verkauft.

Weltweit brachen daraufhin die Aktienkurse ein.

Die Zentralbanken in den USA, der Eurozone und in Großbritannien pumpten dutzende Milliarden zusätzlich in den Markt; zehn große internationale Banken legten einen Notfallfonds in Höhe von 70 Mrd. Dollar (49,5 Mrd. Euro) auf. Bundesbank und das Finanzministerium in Berlin versuchten zu beruhigen.

Lehman Brothers, viertgrößte Investmentbank in den USA, beantragte am Montagmorgen Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechtes. Damit können die Gläubiger ihr Kapital nicht abziehen. “Nun haben wir mehr Zeit, um die nötigen Umstrukturierungen in aller Ernsthaftigkeit zu bewerkstelligen”, sagte ein Vertreter der Bank in Paris. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin erließ für die deutsche Filiale ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot. So würden die verbliebenen Vermögenswerte gesichert, erklärte die Behörde. In Österreich ist Lehman nicht mit einer Niederlassung vertreten.

Lehman Brothers hatte in der vergangenen Woche im Zuge der Immobilienkrise einen Verlust von 3,9 Mrd. Dollar allein im dritten Quartal bekannt gegeben. Die Aktie der Investmentbank verlor daraufhin bis Freitag mehr als drei Viertel ihres Werts. Verhandlungen über einen Verkauf scheiterten jedoch: Die britische Barclays Bank brach die Gespräche ab – Presseberichten zufolge, weil der US-Staat keine Hilfen bereitstellen wollte. Barclays erklärte lediglich, der Kauf wäre nicht im Interesse ihrer Aktionäre gewesen.

Bei der ebenfalls angeschlagenen Bank Merrill Lynch dagegen griff die Bank of America für 50 Mrd. Dollar zu. Zusammen würden beide Banken “das führende Finanzinstitut der Welt” bilden, erklärten beide Unternehmen. Auch der ehemals größte Versicherungskonzern der Welt, AIG, ist von den Folgen der Finanzkrise schwer getroffen. Er werde deshalb unter anderem seine Flugzeug-Leasing-Firma ILFC verkaufen, berichteten US-Medien. Der Konzern brauche von Investoren schnell mehr als 40 Milliarden Dollar, schrieb die “New York Times”.

Das deutsche Finanzministerium, die deutsche Bundesbank und die Bafin versuchten am Morgen, die Finanzmärkte zu beruhigen. Die Engagements deutscher Kreditinstitute bei der Bank Lehman Brothers hielten sich in einem überschaubaren Rahmen und seien verkraftbar, erklärten sie gemeinsam. Ministerium, Bafin und Bundesbank stünden in engem Kontakt mit ihren jeweiligen internationalen Partnerbehörden und den Spitzen der deutschen Kreditwirtschaft. Ministeriumssprecher Torsten Albig sagte in Berlin, die Krise sei ernst zu nehmen. “Aber es ist eine amerikanische Krise.”

In Frankfurt wie fast überall auf der Welt brachen dennoch die Kurse ein. Fast alle Werte des 30 Unternehmen umfassenden Dax befanden sich am Nachmittag in den roten Zahlen, angeführt von Banktiteln. Besonders schwer traf es die Commerzbank: Die Aktien des Instituts, das erst kürzlich die Dresdner Bank übernommen hatte, fielen zwischenzeitlich um 15,6 Prozent. Deutsche Bank verlor 8,4 Prozent, die Postbank notierte 7,3 Prozent schwächer. Auch die Kurse der Versicherer waren deutlich im Minus.

Angesichts der instabilen Lage pumpte allein die Europäische Zentralbank 30 Mrd. Euro zusätzlich in die Märkte, die Bank of England umgerechnet 6,3 Mrd. Euro. Die US-Zentralbank hatte bereits am Sonntag Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität angekündigt. An dem Notfallfonds der Banken ist auch die Deutsche Bank mit sieben Milliarden Dollar (knapp fünf Milliarden Euro) beteiligt. Im Falle von Liquiditätsengpässen kann jede der insgesamt zehn beteiligten Banken bis zu einem Drittel der Gesamtsumme von 70 Milliarden Dollar aus dem Fonds erhalten.

US-Präsident George W. Bush wird sich am heutigen Montag zu den Finanzmärkten äußern. Regierungssprecher Tony Fratto teilte in Washington mit, der Präsident werde die aktuelle Krise ansprechen, wenn er um 17.10 Uhr mitteleuropäischer Zeit anlässlich eines Besuchs des ghanaischen Präsidenten vor die Presse trete.

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