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Bahn fahren und fast (keine) Nerven sparen

Wenn zwei Klostertaler eine Fahrradtour über die Silvretta unternehmen, für die Rückreise über den Arlberg die Bahn benützen wollen, kann das unverhoffte Folgen haben.

Otto Rützler und Josef Bachmann – zwei 66er – folgten Anfang August dem Ruf ihrer Fahrradlust. Gut gelaunt machten sich die Pensionisten von Innerbraz über die Silvretta nach Landeck unterwegs. Schweiß rann, das Thermometer stieg. Kurz nach Mittag hatten sie ihr vorläufiges Ziel erreicht.

Von Landeck aus hatten sie eine Bahnreise bis Langen a. A. geplant. Sie kauften am Schalter eine Fahrkarte für sich und ihre Drahtesel. „Könnte sein, dass für die Räder kein Platz mehr ist“, verwies der Bahnbedienstete zwar noch auf die eigentliche Anmeldungspflicht und wenig Platz in den Güterwaggons. Doch die zwei hofften.

Der Zug kam, drei Fahrräder wurden ausgeladen, zwei wieder ein. Jedoch nicht jene von Rützler und Bachmann. „Wir wollten den Beamten noch umstimmen, wiesen auf den freien Platz hin – mindestens zwei Meter“, erzählen sie. Es nützte nichts. Sie wurden abgewiesen. Sollten beim nächsten Zug ihr Glück versuchen. Doch Otto Rützler „drückte“ ein Termin. Kurz entschlossen bestiegen die Hobbysportler einen Personenwagon, harrten mit ihren Bikes in einem Korridor aus. Bis St. Anton a. A.

„Hier ist für euch die Reise zu Ende.“ Mit diesen Worten habe sie am Bahnhof ein Komitee von drei Zugbegleitern empfangen. „Wir behindern niemanden. Nehmt uns doch bis zur nächsten Station Langen mit. Wir haben auch ein gültiges Ticket.“ Vergebens. Eine Diskussion entbrannte, die ÖBB-Bediensteten brachten die Gendarmerie ins Spiel. „Dann drohten sie uns noch mit einer Verspätungsgebühr von 60 Euro pro Minute“, berichten Rützler und Bachmann von ihrer Kapitulation. Verdrossen und völlig erschöpft mussten sie bei 33 Grad Hitze ungewollt den Arlberg bezwingen.

Und heute? „Wir wissen um die Dienstvorschriften. Doch die viel gepriesene Menschlichkeit der ÖBB sollte auch gelebt werden. Gerade zur Hochzeit des Radsports im Sommer muss mehr Transportplatz geschaffen werden. Es gibt immer wieder Engpässe“, resümieren die enttäuschten Bahnreisenden.

Die Bahn nimmt Stellung

„Otto Rützler und Josef Bachmann haben durch ihr Verhalten die Sicherheit der Mitreisenden gefährdet“, entgegnet ÖBB-Pressesprecher Arno Guggenbichler und spricht von der Unmöglichkeit, Fahrräder in Personenwagons ungesichert zu transportieren. „Übrigens“, ergänzt Guggenbichler, „an dem genannten Tag war der EC bereits randvoll. Die Plätze für die zwei Fahrräder, die in Landeck eingeladen wurden, waren reserviert. Unser Zugbegleiter musste noch mehrere Reisende mit Rädern abweisen.“

Weiters zitiert er aus der schriftlichen Stellungnahme des betroffenen Zugleiters, dass dieser Rützler und Bachmann kurz vor der Station St. Anton auf die unmögliche Situation aufmerksam gemacht und die zwei zum Verlassen des Zuges aufgefordert hätte. Daraufhin sei ein Wortgefecht entbrannt, das mit dem Verweis auf die Gendarmerie und schlussendlich mit der Weisung vom Zug geendet habe. „Unsere Bediensteten haben korrekt gehandelt“, sagt Arno Guggenbichler. Bringt aber gleichzeitig Verständnis für das Anliegen der zwei Bahnreisenden auf. „Grundsätzlich finden alle Fahrräder Platz. Jener Augusttag war eine Ausnahme.“

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