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Babybauch in der Spitzenpolitik: Ein rares Bild

Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist nicht die erste Politikerin, die im Amt schwanger ist.
Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist nicht die erste Politikerin, die im Amt schwanger ist. ©APA; AP
Familienfreundlich ist die Arbeit in der Spitzenpolitik nicht gerade - wohl mit ein Grund, warum Babybäuche eher rar sind. Elisabeth Köstinger (ÖVP) ist dennoch nicht die Erste, die als Ministerin ein Kind erwartet - vorgemacht hat das 2006 die damalige BZÖ-Justizministerin Karin Gastinger. In Neuseeland sorgt gerade eine schwangere Premierministerin für eine entzückte Strickbewegung.
Umweltministerin ist schwanger
Schwanger im Amt

Köstingers Kind soll im Juli zur Welt kommen, wie die Umwelt- und Landwirtschaftsministerin am Donnerstag bekannt gab. Die 39-Jährige will nach der Geburt zu Beginn zuhause bleiben, dann soll ihr Lebensgefährte in Karenz gehen.

Wir feiern das Leben! Thomas und ich freuen uns sehr, im Juli ein kleines großes Wunder willkommen zu heißen. Das wird für uns, wie für andere Familien auch, eine große Herausforderung. Ich werde meine Funktion als Bundesministerin mit voller Kraft ausüben. Nach der Geburt werde ich zu Beginn zu Hause bleiben, danach wird Thomas in Karenz gehen. Wir werden uns partnerschaftlich um unser Kind kümmern und ich weiß, dass ich meine Sorge um Vereinbarkeit mit sehr vielen Frauen teile. Natürlich wird sich unser Leben stark verändern und wir sind schon sehr aufgeregt. Über allem steht jedoch die grenzenlose Freude! Meine beruflichen und politischen Aufgaben werde ich mit vollem Einsatz, einer guten Organisation und der Unterstützung von Familie und Freunden bewältigen. Es wäre sehr schön, wenn ihr uns dabei unterstützt und euch mit uns freut. Ich möchte jedoch alle – vor allem die Medienvertreter – eindringlich bitten, unsere Privatsphäre zu respektieren. Elli Köstinger #nachhaltigkeit #bmnt

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Erste schwangere Ministerin

Die erste schwangere Ministerin der Zweiten Republik war die BZÖ-Politikerin Karin Gastinger, die im Juli 2006 einen Sohn zur Welt brachte. Sie ließ kurz darauf auch ein Foto von ihr mit ihrem Baby veröffentlichen.

EX-Bundeskanzler Wolfgang Schuessel mit der hochschwangeren ehemaligen Justizministerin Karin Gastinger.
EX-Bundeskanzler Wolfgang Schuessel mit der hochschwangeren ehemaligen Justizministerin Karin Gastinger. ©Archiv: AP Photo/Ronald Zak

Grüne Parteichefin

Als Eva Glawischnig im November 2005 ihre Schwangerschaft bekannt gab, reagierte das Land mit einer Diskussion über die Vereinbarkeit von Wahlkampf und Mutterschaft und die Vermarktung von Schwangerschaft. Die damalige stellvertretende Grünen-Chefin ließ sich hochschwanger für das Cover einer Illustrierten ablichten. Im Sommer 2009 wurde die mittlerweile zur Parteichefin aufgestiegene Grüne – kurz nach der EU-Wahl – zum zweiten Mal Mutter. Fotos ihrer beiden Söhne erlaubte Glawischnig nicht.

Die ehemalige Parteichefin der Grünen, Eva Glawischnig.
Die ehemalige Parteichefin der Grünen, Eva Glawischnig. ©Archiv: APA/Gindl

Johanna Mikl-Leitner

Die heutige niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wurde 2001 als Abgeordnete und ÖVP-Landesgeschäftsführerin zum ersten Mal Mama. Eine Woche vor der Geburt erschien sie beim Sommernachtsfest ihrer Partei zur Sicherheit in Begleitung einer Hebamme. Im Dezember 2004 brachte die inzwischen zur Landesrätin aufgestiegene Mikl-Leitner ihre zweite Tochter zur Welt.

Johanna Mikl-Leitner mit ihren Töchtern Larissa und Anna.
Johanna Mikl-Leitner mit ihren Töchtern Larissa und Anna. ©Archiv: APA/HERBERT PFARRHOFER

Koalitionsbaby

Einen “Karriereknick” bedeutete der Nachwuchs im Jahr 2000 für die damalige FPÖ-Landesrätin Magda Bleckmann, als sie trotz ihrer Schwangerschaft mit einer Spitzenkandidatur für die steirische Landtagswahl liebäugelte. Parteikollegen hielten die Kombination von Amt und junger Mutterschaft damals für nicht zumutbar. Im Jahr 2004 kündigte sie dann außerdem ihren Rückzug als FPÖ-Generalsekretärin an, als sie vom damaligen ÖVP-Abgeordneten Fritz Grillitsch quasi ein schwarz-blaues Koalitionsbaby erwartete.

Magda Bleckmann erwartete 2004 ihr zweites Kind.
Magda Bleckmann erwartete 2004 ihr zweites Kind. ©Archiv: AP Photo/Hans Punz

 

Internationale Vorbilder

Auch im Ausland kommen Schwangerschaften im Amt jedenfalls immer wieder vor. Spaniens erste Verteidigungsministerin, die mittlerweile verstorbene Carme Chacon, schritt im April 2008 bei ihrem ersten Auftritt hochschwanger eine Ehrenformation der spanischen Streitkräfte ab. Auch eine schwangere Regierungschefin gab es schon: Im Jänner 1990 wurde die damalige pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto zum zweiten Mal Mutter.

Aktuellstes Beispiel ist die sozialdemokratische neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern: Das erste Kind der 37-Jährigen und ihres Lebensgefährten Clarke Gayford soll im Juni zur Welt kommen. Ardern will nach der Geburt sechs Wochen Babypause machen, dann aber zurück ins Büro. “Ich werde Premierministerin UND Mama sein”, kündigte sie an und gab sich ob der Doppelbelastung auch einigermaßen gelassen: “Ich werde nicht die erste Frau sein, die ‘Multitasking’ machen muss.”

Papamonat für Politiker

Auch Männer werden freilich im Amt von Väterfreuden beglückt – nur eben nicht so sichtbar wie Frauen: Erst am Dienstag dieser Woche ist der steirische Vize-Landeshauptmann und SPÖ-Chef Michael Schickhofer zum dritten Mal Vater geworden – er nimmt ab sofort den Papamonat in Anspruch.

2011/2012 machte der damalige Behindertenanwalt und frühere Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ) mit seinem Wunsch, in Karenz zu gehen, sogar eine Gesetzesänderung notwendig. Buchinger fand Gefallen an der Kinder-Auszeit und ging 2014 erneut in Karenz.

(APA)

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