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Austria Wien ist Meister

Nach zweijähriger Pause, in der Rot (GAK) und Grün (Rapid) en vogue waren, ist die Modefarbe dieses Sommers wieder Violett, der Titelträger im heimischen Fußball-Oberhaus heißt zum 23. Mal Austria Wien.

Der Meisterteller wanderte am Samstag in der 35. und vorletzten Runde durch den 2:1-Heimerfolg gegen Wacker Tirol von Hütteldorf nach Favoriten, vom Westen in den Süden der Metropole. Wien stellt nach der 94. Punkte-Kampagne zum insgesamt 75. Mal den Champion.

Und Austria könnte heuer wie zuletzt 2003 sogar den totalen Triumph landen, hat sie doch am Dienstag im Wiener Finale gegen SV Mattersburg noch die Chance auf den 25. Cup-Streich und damit das zehnte Double der Klubgeschichte. Vor drei Jahren hatte Christoph Daum, der im Oktober 2002 den davor nur vier Monate im Amt gewesenen Walter Schachner beerbt hatte, eine solch reiche Ernte einfahren dürfen. Doch mit dem Abgang des Deutschen zu Fenerbahe Istanbul hatte auch der Erfolg die Veilchen verlassen.

Mit Joachim Löw (Juni 2003 bis März 2004) kam zwar wieder ein Deutscher ans violette Ruder, doch mit der erfolgreichen Titelverteidigung wurde es nichts. Dem GAK musste mit einem Punkt Vorsprung der erste Platz überlassen werden. Daher hatte schon vor Saisonende Löw gehen und das Feld für Günter Kronsteiner räumen müssen. Dieser betätigte sich zunächst als Sportmanager und holte sich später den Dänen Lars Söndergaard als Trainer ins Boot, das 2004/05 hinter Rapid (71) und dem GAK (70) mit 69 Zählern nur als Dritter ins Ziel kam.

Dafür wurde aber der ÖFB-, der Super-Cup gewonnen und nach zehnjähriger Pause wieder im Europacup überwintert. Erst im Viertelfinale des UEFA-Cups war damals gegen den Parma Endstation. Die Fußball-Welt der Austria und jene von Frank Stronach, der seit seinem Einstieg im August 1998 weit über 100 Millionen Euro und an die 90 Spieler in den Verein investiert hatte, schien in Ordnung, der Verein hatte sich einen Namen in Europa verschafft.

Der Magna-Gründer trug dem Aufwärtstrend Rechnung, in dem er Toni Polster als General-Manager engagierte. Aber die Austria-Ikone verließ nach Kompetenzstreitigkeiten mit dem Chef nach nicht einmal fünf Monaten im Amt wieder den Verteilerkreis im Mai 2005. Die Trennung beschäftigte ein Arbeitsgericht und erhitzt noch heute nicht nur die Beteiligten, sondern viele andere Gemüter. Polster, der zum Schluss auch noch mit Kronsteiner nicht mehr das beste Einvernehmen hatte, ging, dafür installierte Stronach ab 6. Mai 2005 Peter Stöger und Frenkie Schinkels als sportliches Führungsduo.

Die beiden Ex-Internationalen, denen anfänglich der kalte Kritiker-Wind ins Gesicht geweht hatte, steuerte die als launisch verschriene Diva durch Höhen und Tiefen, hielt sie aber stets im Titelrennen. Zu den Rückschlägen und Unruhen zählten die sportlichen Angriffe von Red Bull Salzburg ebenso wie die versuchte Palast-Revolution auf der Generalversammlung im November 2005, der noch im selben Monat verkündete Rückzug von Betriebsführer Stronach mit Sommer 2007 oder zuletzt der Prozess gegen Torhüter Joey Didulica wegen der Attacke gegen den Rapidler Alex Lawaree.

Die ungewisse Zukunft der Spieler – zehn Verträge laufen nach Saisonende aus – und die Diskussionen um reduzierte Gehälter trugen auch nicht wirklich zu einer ruhigen und guten Stimmung bei. Aber die Austrianer zeigten Professionalität, gingen mit der Situation meisterlich um. Der beste und größte Kader aller Liga-Klubs setzte sich letztlich durch. Und daran hatte auch das sportliche Duo Stöger/Schinkels, das große Sprüche vermied, aber still und intensiv arbeitete, einen wesentlichen Anteil.

Als Wermutstropfen blieb freilich, dass es diesmal im UEFA-Cup nicht wie 2004/05 klappte. Viking Stavanger hatte sich in der ersten Runde als unerwarteter Stolperstein erwiesen. Stronach bzw. die Magna-Tochter SMI (Sport Management International) werden wohl in einem Jahr von den Veilchen Abschied nehmen, doch die Erinnerung an den Austro-Kanadier wird bleiben. Der Milliardär versprach nämlich, in Rothneusieldl ein neues Stadion bauen zu lassen.

Frenkie Schinkels (Austria-Trainer): „Ich bin der glücklichste Mensch. Letzte Woche habe ich nicht sehr gut geschlafen, denn dieser Titel war der größte sportliche Wunsch meines Lebens. Peter Stöger und ich haben die Chance bekommen und wir sind oft belächelt und kritisiert worden. Wir haben es es geschafft und wir haben gezeigt, was man mit ehrlicher Arbeit erreichen kann.“

Markus Kraetschmer (Austria-Manager): „Ich bin überglücklich, dass wir es geschafft haben. Unser besonderer Dank und schöne Grüße an einen Mann, der heute nicht da ist, nämlich an Frank Stronach.“

Peter Stöger (Austria-Sportdirektor): „Da ist einiges an Genugtuung dabei, das war keine leichte Saison. Aber man sieht, was möglich ist, wenn man als Einheit auftritt. Wir haben nicht immer gut gespielt, aber wir sind verdient Meister geworden. Irgendwann werden Schinkels und ich in einer Reihe mit Daum und Prohaska genannt werden, das ist in Ordnung. Heute kann man davon ausgehen, dass ich das Auto stehen lassen werde.“

Mario Tokic (Austria-Verteidiger): „Das ist mein fünfter Titel. Dreimal war ich mit Dinamo Zagreb Meister, einmal mit dem GAK, das ist etwas Wunderbares. Ich bin das erste Jahr da, es war kein leichtes. Wir hatten viele Schwierigkeiten, sind nun verdient Meister. Red Bull war ein guter Konkurrent, dieses Duell wird es auch nächstes Jahr geben. Ich hoffe, dass Red Bull jedes Jahr hinter Austria Zweiter wird.“

Jocelyn Blanchard (Austria-Mittelfeldspieler, „Bester Spieler der Saison“): „Die Auszeichnung ist nicht wichtig, wichtig ist die Meisterschaft. Ich habe oft am letzten Spieltag die Meisterschaft verloren, darum hatte ich vor diesem Spiel Angst.“

Joey Didulica („Bester Tormann der Saison“): „Das ist ein super Tag. Bester Tormann zu sein, ist genial für mich, ich danke meinen Spielern. Jeder Titel ist super, der ist extra super.“

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