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Australiens Regierung entschuldigte sich für Zwangsadoptionen

Auch dieser Mutter wurden die Kinder unrechtmäßig weggenommen.
Auch dieser Mutter wurden die Kinder unrechtmäßig weggenommen. ©AP
In Australien sind unverheiratete Mütter Jahrzehnte lang gezwungen worden, ihre Babys zur Adoption freizugeben - am Donnerstag hat sich die Regierung dafür formal entschuldigt. "Wir verurteilen diese beschämende Praxis, die euch, den Müttern, das Grundrecht entzogen hat, eure Kinder zu lieben und aufzuziehen", sagte Premierministerin Julia Gillard im Parlament.

“Wir räumen die tief greifenden Folgen dieser Politik und Praxis für Väter ein, und erkennen den Schmerz an, den dies Brüdern, Schwestern, Großeltern, Partnern und anderen Familienangehörigen zugefügt hat.” Etwa 800 Betroffene hörten die Worte der Politikerin, Gillard erhielt mehrfach Applaus.

Betroffene wurden nicht aufgeklärt

“Bei Ihnen, den Müttern, die durch ein System betrogen wurden, das Ihnen keine Wahl gab und Sie Manipulation, Misshandlung und Missbrauch aussetzte, entschuldigen wir uns.” Die betroffenen Mütter seien nicht über ihre Rechte aufgeklärt und mit falschen Beteuerungen getäuscht worden. “Sie wurden gezwungen, Zwang und Brutalität von Praktiken zu erleiden, die unethisch, ehrlos und in vielen Fällen illegal waren”, führte Gillard in ihrer Entschuldigung aus.

Vier Millionen Euro für Therapien

“Worte könnten den Schaden nicht wieder gut machen”, sagte die Labor-Parteichefin. Die Regierung stellte fünf Millionen australische Dollar (vier Millionen Euro) für Therapien und für Nachforschungen nach Verwandten zur Verfügung. Das Nationalarchiv bekommt 1,5 Millionen Dollar für die Aufarbeitung des Themas.

225.000 Babys weggenommen

Der Entschuldigung war eine Untersuchung im Auftrag des Senats vorausgegangen, derzufolge von 1951 bis 1975 in Australien 225.000 Babys ihren Müttern zwangsweise weggenommen wurden. Auf unverheiratete Frauen wurde Druck ausgeübt, damit sie ihre Babys zur Adoption freigeben, die Adoptionen wurden als alternativlos dargestellt. Vielfach wurden in den Geburtsurkunden der betroffenen Kinder einfach die Adoptiveltern als leibliche Eltern eingetragen. Überschattet wurde der Akt von einer Labor-Parteirevolte gegen Gillard, die in der Fraktion Stunden später die Vertrauensfrage stellen musste. Ihre Parteikollegen bestätigten sie im Amt. Die Revolte verdrängte alle anderen Themen aus den Schlagzeilen. (APA)

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