Zur Eröffnung der Ausstellung um 18 Uhr konnte Armin Thurnher, Autor und Chefredakteur der Zeitschrift Falter als Vernissageredner gewonnen werden. Den musikalischen Beitrag leistet das concrete chamber orchestra (Christian Strasser Stimme, Berni Hammer Gitarre und Elektronik, Jakob Schneidewind Elektronik und Keyboards und Michel Jimenez Visuals) mit der Aufführung des Kammerorchesterwerkes escapism.
Sigi Halder
Bahnhof verstehen Unterwegs durchs Leben machen wir in Häusern Station. Mit uns ziehen die Schatten unserer Gemeinschaft ein, das Haus wird zum Sitz der Gesellschaft. Es birgt das Unten, die Mitte und das Oben. Die meisten von uns halten sich am liebsten in der Mitte auf, unten ist es zu düster, oben zu riskant. Ein Bahnhof ist jenes Haus, in dem wir – mit Ausnahme des Bahnhofspersonals – die kürzesten Stationen unseres Lebens verbringen. So rasch wie wir angekommen sind, verlassen wir den Bahnhof wieder. Er ist eine Durchzugsstation. Passieren wie im Fall von Andelsbuch keine Züge mehr den Bahnhof, bleibt nur das Echo jener, die einst durchgezogen – und das Schattenspiel verlorener Gemeinschaft. Echo, Schatten an den Wänden und ihr Spiel – der Bahnhof ist zum Schauspielhaus ohne Menschen geworden, zum Theater für niemand. Die Station Andelsbuch, eine Kunsthalle am Kontinent Niemandsland. Um den Bahnhof zu verstehen, und “Bahnhof verstehen” ist ein Synonym für gar nichts verstehen, wollen wir zur langen Nacht der Museen, also zu Geisterstunde, sein Echo und sein Schattenspiel verstärken. Durch die Einhängung der großformatigen Gemälde wird der Gemeindesaal zum Elfenholzturm, wo Macht und Politik mit dem Bedürfnis nach Schönheit und Religion elfenartig zusammenspielen. So findet die Sehnsucht über den materiellen Mastkorb hinaus spirituelle Erfüllung. Vor diesen Gemälden finden sich nicht nur kunstbegeisterte Menschen zur Betrachtung ein, es wird unter ihnen auch Tagespolitik gemacht, wobei in längeren Sitzungen sich manch bevollmächtigter Blick aus Langeweile daran verhängen könnte. Was mag sich der Kerl, der das gemalt hat, gedacht haben, könnte sich der Gedanke formen. Wenn das Kunst sein soll, verstehe ich bloß Bahnhof. Ein weiser Gedanke, denn mit “Bahnhof verstehen”, fängt alles an. Zu Christian Zillner: 1959 in Dornbirn geboren, Studium der Theologie und Philosophie, Maler; Autor des elfbändig angelegten Spiegelfeld, eines Epos von der Nationswerdung Österreichs (Band 5 “Neun Bundesländer” erscheint 2008); Chefredakteur im Falter Verlag und Herausgeber zahlreicher Magazine; Berater für urbane Entwicklung. Zur Musik: Der Name der Gruppe lässt sich auf verschiedene Arten lesen. So kann man “concrete” mit “Beton” wie mit “musique concrete” assoziieren beides trifft musikalisch zu. Die Besetzung bildet ein Kammerorchester des 21. Jahrhunderts: Stimme, E-Gitarre, Elektronik und Laptop werden von den vier jungen Künstlern eingesetzt, um ein dichtes Klanggebilde mit Visualisierung zu erzeugen. Durch Sampling, Improvisation und Dekonstruktion verwandeln sich “Kammern”, in denen das Ensemble auftritt, in ein “orchestra” im altgriechischen Sinn: in einen um den Altar des Dionysos angelegten Raum für kultische Tänze und Gesänge.
Quelle: “Bahnhof”
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