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Auskotzete der Gläubigen

Dem Propst von St. Gerold reicht es. Martin Werlen lädt dieses Wochenende zur „Auskotzete“ ins Walsertal, in der Einladung nimmt er sich kein Blatt vor den Mund.

von Matthias Rauch/VN

Was in der Kirche ablaufe, sei zum Davonlaufen. Ein lügender ehemaliger Papst verschlage einem die Sprache. Gutgläubige Menschen und ernsthaft Gottsuchende werden mit einem „Kasperltheater“ allein gelassen.

Video: Werlen über Perspektiven und Beiträge

Diesen wolle er nun Raum bieten, erklärt er am Mittwochabend in „Vorarlberg LIVE“. „Mich beeindruckt immer wieder, wie dieses Auskotzen gerade in den Psalmen drinnen ist, dass Menschen sich vor Gott auskotzen können“, betont Werlen. Er sieht die Notwendigkeit, abzuladen, um den Weg zur Heilung antreten zu können. Außerdem steht die Propstei St. Gerold zu ihrer Rolle als Ort der Aussprache. „Aber es geht darum, dass wir Perspektiven entdecken“, betont der Propst den zielgerichteten Charakter der „Auskotzete“. „Wie kann ich in dieser Kirche bleiben? Wie kann ich etwas beitragen, damit sich etwas ändert?“, fragt Werlen. Er ist zuversichtlich, dass man hier gemeinsam Antworten mit Strahlkraft finden kann.

Video: Werlen über Missbrauchsberichte

Der Blick in die Vergangenheit, die der Bericht des Erzbistums München aufzeigte, sei erschreckend. „Das Schrecklichste ist, dass diese Menschen nicht angehört wurden, dass ihre Not nicht wahrgenommen wurde“, betont Werlen. Fehler passieren überall, aber man dürfe diese nicht verstecken, sondern müsse sich ihnen stellen. Ihn enttäuscht, dass Benedikt XVI. dies nicht verstanden habe. „Die Haltung der Kirche muss die Haltung Jesu sein: Dass wir uns den Problemen stellen und sagen, ja, da sind schwere Fehler passiert, wir stellen uns dem“, fordert der Propst. Ein Opfer dieser Fehler meldete sich bereits bei Werlen. Auch er wurde ignoriert. „Er sagte, es tut ihm so gut zu sehen, dass es im Rahmen der Kirche möglich ist zu sagen ‚es reicht‘“.

Video: Werlen über Papst Benedikt

Auf die Frage, ob Benedikt XVI. mit seiner fehlenden Einsicht sein Lebenswerk gefährde, ist Werlen kritisch. Er sieht klare Hinweise, dass der emeritierte Papst seine Stellungnahme nicht selbst verfasst hat. „Wobei ich muss sagen: Wenn ich eine Stellungnahme abgeben muss, will ich nicht dass diese Menschen so für mich verfassen, dass ich mich davon distanzieren muss“, überzeuge Joseph Ratzinger nicht. Solange in der gesamten Kirche die Bereitschaft fehle, sich den Fehlern zu stellen, könne man die Gläubigen nicht erreichen. 

Neben Probst Martin Werlen waren auch Herbert Schwarzmann, Bürgermeister in Schröcken, und Investor Charly Kleissner zu Gast in "Vorarlberg LIVE".

Die gesamte Sendung

(VOL.AT)

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