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Aufregung um BH-Bescheid zu Mellau-Damüls

Hohe Wellen hat am Donnerstag eine Ankündigung des Vorarlberger Wirtschafts-Landesrats Manfred Rein bezüglich der Zusammenlegung der Skigebiet Damüls und Mellau geschlagen.  | TED

Rein hatte gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“ (Donnerstag-Ausgabe) erklärt, dass die Bezirkshauptmannschaft Bregenz in der Frage des Zusammenschlusses der beiden Skigebiete von Mellau und Damüls (Bregenzerwald) einen positiven Bescheid erlassen werde. Gegenüber ORF Radio Vorarlberg stellte Bezirkshauptmann Paul Gorbach die Sachlage anders dar.

Von einem Bescheid sei man noch ein Stück weit entfernt, sagte Gorbach. Das Ermittlungsverfahren sei noch gar nicht abgeschlossen, weil noch Stellungnahmen zur wirtschaftlichen Bedeutung und zu den Ausgleichsmaßnahmen fehlten.

Naturschutzanwältin Katharina Lins kritisierte die Haltung Reins: „Es wirft schon ein schräges Licht auf den Stellenwert eines objektiven Verfahrens, wenn die Behörde sachlich entscheiden soll und vorab schon eine politische Entscheidung getroffen wird“, sagte Lins im Rundfunk-Interview. Mehrere Bezirkshauptleute hätten ihr gegenüber bereits geklagt, dass der politische Druck zunehme. Dies wurde allerdings von Umwelt-Landesrat Erich Schwärzler (V) heftig dementiert. Von Einflussnahme auf die BH könne nicht die Rede sein. Er lege Wert auf ein korrektes und sauberes Verfahren.

Scharfe Kritik setzte es auch von den Oppositionsparteien ab. Während Katharina Wiesflecker (Grüne) in einer Aussendung ebenfalls von „politischer Vorgabe“ sprach, nannte SPÖ-Umweltsprecherin Olga Pircher den Zusammenschluss der Skigebiete einen „Dolchstoß für nachhaltige Naturschutz- und Umweltpolitik“. Umgekehrt zeigte sich Freiheitlichen-Tourismussprecher Siegfried Neyer überzeugt, dass das für das „wirtschaftliche Überleben einer gesamten Region wichtige Projekt Mellau-Damüls“ im Einklang mit der Natur umgesetzt werden könne.

Der Zusammenschluss der beiden Skigebiete ist schon seit mehreren Jahren heftig umstritten. Vor allem die Bedenken der Naturschützer gegen das Projekt sind groß. Die beiden Skigebiete könnten durch den Bau von drei Liften miteinander verbunden werden. Vorgesehen sind zwei Sechser- sowie eine Gondelbahn.


Bericht in den “VN”

Kaum ein touristisches Erschließungsthema beschäftigt den Bregenzerwald im Besonderen und darüber hinaus das ganze Land so sehr wie die Frage des Zusammenschlusses der Skigebiete Mellau und Damüls. Jetzt steht, wie die „VN“ exklusiv in Erfahrung bringen konnten, der positive Bescheid der BH Bregenz für das Projekt unmittelbar bevor. Die Gegnerschaft ist breit: Sie reicht von Natur- und Landschaftsschützern über den Alpenverein und die Tourengeher bis zu den Wildbiologen, Jägern in der Region und den Vorderwälder Bürgermeistern. Immerhin handelt es sich um einzigartige Naturlebensräume und man setzt vor allem in Mellau auf Tagestouristen, die für zusätzliche Verkehrsbelastung im Vorderwald sorgen werden.

„Trostpflaster“

Lange Zeit wurde das vom Land in Auftrag gegebene Entwicklungskonzept Bregenzerwald abgewartet, Regionalpolitiker stellten sich ungern der Diskussion, wie ein „VN“- Stammtisch vor zwei Jahren in Egg zeigte. Der Vorsitzende des Naturschutzrates, Univ.-Prof. Georg Grabherr, sagte noch vor wenigen Monaten, dass der Skigebietszusammenschluss dem von der Landesregierung abgesegneten Naturschutzbericht widerspreche und sprach im Namen aller vier Mitglieder. Was den Lecher Skipapst DI Manhart glatt auf die Palme brachte: Er befürwortet das Projekt unter der Bedingung, dass strenge Auflagen hinsichtlich Benützung der markierten Pisten samt den notwendigen Kontrollen im Bescheid verankert werden.

Umweltlandesrat Erich Schwärzler kann mit dem positiven Bescheid leben, wenn darin auch verankert wird, dass möglichst viel regionale Wertschöpfung erzielt wird, etwa indem die Mellauer Gastronomie und Hotellerie vorwiegend Produkte aus dem „Wald“ einkaufen. Diese Studie soll aber erst bis April fertig werden. Die „Grand Dame“ des Vorarlberger Naturschutzes, Hildegard Breiner, am Mittwoch zu den „VN“: „Ich kann mich nicht erinnern, dass es einen derartig tiefen Graben zwischen uns und dem Land gegeben hat. Die Dauerbrenner S 18 und Verkehrskonzept werden ja in Brüssel erledigt.“ Im Naturschutzrat befürchtet sie „innerbetriebliche“ Kontroversen.


GRÜNE ZU MELLAU-DAMÜLS

Schischaukel Mellau-Damüls bedeutet Dammbruch

“Neben den bedeutsamen Eingriffen in die Natur und Landschaft, neben den zu erwartenden massiven Verkehrszunahmen stellt der Schilift-Zusammenschluss Mellau-Damüls einen Dammbruch dar“, äußert sich Landtagsabgeordnete Katharina Wiesflecker zutiefst besorgt über die angekündigte Entscheidung der Landesregierung. “Wie will sich die Landesregierung in Zukunft gegenüber den Begehren anderer Regionen verhalten? Alle werden sich auf die Entscheidung Mellau-Damüls berufen und mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten argumentieren.”

“Was in diesem Zusammenhang aber sehr verwundert, ist die Vorgabe von Landesrat Rein. In den bisherigen Debatten um das umstrittene Schiliftprojekt hielten sich die Landesräte, insbesondere Landesrat Schwärzler in ihrer Positionierung immer sehr bedeckt, mit der Begründung, das Behördenverfahren würde laufen und es müssten zuerst die Ergebnisse abgewartet werden. Es ist unglaublich, dass Landesrat Rein jetzt eine politische Vorgabe macht! Offenbar soll politischer Druck gemacht werden, damit die Schischaukel in der nächsten Wintersaison eröffnet werden kann“, hält Wiesflecker fest.

„Die verantwortlichen Regierungsmitglieder lernen aber auch schon gar Nichts aus den Katastrophenereignissen im letzten Jahr. Weder der Klimakiller Nummer 1, der ansteigende Verkehr, noch der Raubbau an Natur und Landschaft werden in die Ursachenanalysen miteinbezogen. Anstatt Maßnahmen zu erarbeiten, inwieweit Individualverkehr reduziert werden kann und wie mit Natur und Landschaft sorgsamer und nachhaltiger umgegangen werden kann, werden in der Region mit der größten Dichte an Schigebieten und Aufstiegshilfen im gesamten Alpenraum noch mehr Kapazitäten geschaffen. In der derzeitigen Situation ein fahrlässiges Verhalten!“, schließt Wiesflecker.

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