Die reife Leistung der beiden ansehnlichen jungen Damen bildete das Finale des achtteiligen Herbstzyklus der Schubertiade im Markus-Sittikus-Saal. Man hat die Skride-Schwestern, 28 und 27 Jahre alt, bereits vor Jahresfrist hier zusammen mit der Cellistin Sol Gabetta als aufregendes Klaviertrio erlebt. Nun, erstmals im Duo, kommt es noch viel mehr auf die Einzelne an und auf perfektes Zusammenspiel. Beides stimmt von Beginn an, und doch gerät Schuberts frühe, wenig bekannte a-Moll-Sonate seltsam unterkühlt und abgeschattet vom Publikum so, als würden die beiden nur für sich selber in gläserner Schönheit musizieren.
So springt auch der Funke erst richtig nach der F-Dur-Sonate von Mendelssohn über, nachdem sie mehr aus sich herausgehen, energischen Zugriff zeigen, aber auch traumverlorene Poesie im Mittelsatz. Baiba spielt eine Stradivari von 1725, der sie Töne voll Klarheit und Reinheit entlockt, Lauma am Klavier ist ihr nach gemeinsamer Ausbildung und internationalen Auftritten in inniger Harmonie verbunden, auf gleicher Wellenlänge. Das reicht bis hin zur großen Geste nach den Schlussakkorden. Der abschließenden Brahms-Sonate A-Dur verlangen die beiden in größtmöglicher Intensität alles an Wärme und Leidenschaftlichkeit ab. Und lassen mit zwei außergewöhnlichen Zugaben erneut aufhorchen, dem Brahms-Scherzo aus der berühmten F-A-E-Sonate nach dem Motto Frei, aber einsam und einem sehr wienerisch gespielten Schön Rosmarin von Fritz Kreisler.
Hörfunkwiedergabe: 10. November 10.05 Uhr Ö1; nächste Schubertiade-Konzerte in Hohenems: 7. 16. Mai, 27. August 1. September 2010; Schubertiade Schwarzenberg: 18. 27. Juni, 2. 12. September 2010
Fritz Jurmann