Neben dem reinen Erfassen der Architektur, welche das Wien an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert ausmachte, hat Stauda ganz nebenbei auch die zum Teil höchst tristen Verhältnisse in den Wiener Vorstädten eingefangen.
Derart hat er ein Zeitdokument geschaffen, dem inmitten seines nüchternen Stils auch ein Hauch Sozialkritik innewohnt. Stauda wurde 1861 in Böhmen geboren und übersiedelte 1882 nach Wien. 1886 eröffnete er sein eigenes Atelier in der Schleifmühlgasse, ab 1913 war er beeideter Sachverständiger. Während des Ersten Weltkriegs ging sein Unternehmen pleite. Er starb 1928 im Alter von 66 Jahren.
Über 3000 Fotos des “alten Wien”
Zeit seines Lebens hielt er das alte Wien in mehr als 3000 Fotografien fest. Sein Interesse galt vor allem jenen Stadtteilen, die um die Jahrhundertwende erhebliche städtebauliche Veränderungen erfuhren. Gerade das macht den Reiz des Bildbandes aus. Während das damalige Erscheinungsbild der Innenstadt – nicht wenig überraschend – auch im Heute wiederzuerkennen ist, zeigen etwa die zeitgenössischen Bilder der Mariahilfer- oder der Neulerchenfelderstraße wie die Zeitläufte auch die Stadt verändert haben.
Besonders signifikant wird dies bei Fotografien, die Stauda in damals noch höchst rural anmutenden Außenbezirken wie Döbling machte. In dem heute gutbürgerlichen Nobelbezirk wurde vor etwas mehr als hundert Jahren tatsächlich noch Wein gekeltert oder Landwirtschaft betrieben. Wobei auch hier gilt, dass die Romantik der Vergangenheit auch ihre Schattenseiten hatte. Wohl ist ein Bild eines Pferdefuhrwerks auf der noch nicht asphaltierten Heiligenstädterstraße aus der Perspektive der Gegenwart höchst lieblich anzusehen. Im damaligen Alltag war der knöchetiefe Morast freilich wohl eher eine Plage.
Service:
Susanne Winkler: August Stauda – Ein Dokumentarist des alten Wien. 64 Seiten; 25 Euro. Verlag Christian Brandstätter. Wien, 2004. ISBN 3-85498-403-0
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