Der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes, Jonathan Todd, erklärte Freitagmittag in Brüssel, die Lufthansa habe kein formelles neues Angebot vorgelegt, aber “wir haben ein informelles Angebot erhalten. Bedauerlicherweise ist das schlechter als das, was bisher auf dem Tisch gelegen ist”.
Die Lufthansa habe immer wieder angekündigt, dass sie eine Entscheidung bis Ende Juli wolle. Aber auf Basis dieser vorliegenden Informationen werde dies nicht möglich sein, sagte Todd. Die Kommission sehe die Chancen für eine schnelle Entscheidung rasch schwinden.
Todd bedauerte, dass die Lufthansa “einen Schritt nach vor und zwei zurück” gemacht habe. “Das ist sehr schwer zu verstehen”.
Noch hätten die Deutschen etwas Zeit, der Kommission weitere Strecken-Zugeständnisse einzureichen, freilich nicht mehr viel: “Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Stunden konkrete Zugeständnisse von Lufthansa erhalten haben”, werde es unmöglich sein, zu einer Wettbewerbsentscheidung bis Ende Juli zu kommen, sagte Todd.
Offenbar rechnet die Kommission selbst nicht mehr, dass es dazu kommt. Todd sagte, es müsste schon “ein Wunder passieren”. Die Kommission würde aber auf jeden Fall über den Deal vor Ablauf der 90-Tage-Frist entscheiden.
Gestritten wird um das Ausmaß der von Brüssel verlangten Abgabe von Streckenrechten, um zu große Dominanz auf einzelnen Destinationen zu vermeiden. Mit Zähnen und Klauen verteidigen wollten die Deutschen unter anderem die rentablen und prestigeträchtigen “Slots” zwischen Wien und Frankfurt.
Zuletzt hatte EU-Wettbewerbskommissarin Kroes eine vertiefte Prüfung eingeleitet, die bis zu 90 Arbeitstage und damit theoretisch bis 6. November dauern könnte. Damit ist es für die Verkäufer (allen voran die ÖIAG in Österreich) und Käufer (Lufthansa) schon eng geworden: Denn sollte diese Frist ausgeschöpft werden, wäre dies das Ende des Deals, da die Lufthansa ihr Angebot für eine Übernahme der AUA nur bis 31. Juli aufrecht hält. Platzt der Deal mit den Deutschen, wäre die AUA in ihrer heutigen form Geschichte. In den jetzigen Dimensionen ist die defizitäre österreichische Airline, die gerade die Streichung von 1.000 der knapp 8.000 Stellen bekannt gegeben hat, allein nicht überlebensfähig.
Zu Mittag war der AUA-Kurs um knapp 7 Prozent im Minus.
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