Dass sich das traditionsreiche Festival für zeitgenössische Musik, die Aspekte, personell erneuert hat und inhaltlich verstärkt auf Klassiker der Moderne zurückgreift, ist beim Publikum noch nicht wirklich angekommen. So kamen auch am Mittwoch Abend zum Auftakt-Konzert gerade einmal gut 30 Zuhörer ins Große Studio des neuen Mozarteums und erlebten Lieder von Hanns Eisler und Arnold Schönberg. Vorgetragen von der Schauspielerin Sylvie Rohrer, die dabei dezente szenische Unterstützung von Regisseur Hermann Beil bekommen hat.
Rohrer ist Schauspielerin und keine Sängerin. Das war bei den Eisler-Liedern nach Texten von Bertolt Brecht schmerzlich hörbar. Zwar kriegte Rohrer die Atmosphäre überzeugend hin, auch Ausdruck und Sprache der 20er Jahre waren recht gut getroffen. Aber klanglich schrammte sie an Musik vorbei und ging unter im bestimmt nicht rücksichtslos lauten Gesamtklang des Wiener Merlin Ensembles. Diese intelligenten, politischen und musikalisch sowohl komplexen als auch eingängig gesanglichen Lieder hätten eine richtige Stimme verdient. Eine, die spricht und dennoch klingt. Ein Mikrofon hätte Sylvie Rohrer enorm geholfen.
Dasselbe gilt für die hochexpressiven “Pierrot Lunaire”-Lieder von Schönberg nach Texten von Albert Girauds, obwohl Schönberg selbst dafür Sprechgesang vorschreibt. Aber Rohrer lässt sich ein auf den Kampf um Schönbergs komplizierte Intonation und verliert ihn. Diese Wiedergabe scheitert entweder am Klang oder an der Textverständlichkeit. So bleibt bloß eine etwas nebelige Stimmung, wo ein musikalisch und sprachlich grandioses Werk ebenso grandios hätte wirken können.
Christoph Lindenbauer/apa
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