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Armutsbericht: Alleinerziehende und Pensionistinnen stark betroffen

Vor allem Alleinerziehende sind oft von Armut bedroht.
Vor allem Alleinerziehende sind oft von Armut bedroht. ©Bilderbox
Bregenz - Jeder siebte Vorarlberger ist armutsgefährdet. Am stärksten von Armut bedroht sind Alleinerzieher und kinderreiche Familien. Auch Singlehaushalte leben öfter an der Armutsgrenze. Insgesamt hat sich die Situation in Vorarlberg jedoch zum Stand von 2005 verbessert.
Heute wurde der offizielle
Armutsbericht des Landes Vorarlberg
präsentiert. Dieser ist das Ergebnis einer
Studie der Statistik Austria
und der FH Vorarlberg und des Vorholz-Instituts in Alberschwende, die im Auftrag der Bundesländer durchgeführt wurde. Laut Studie sind in Österreich 14,4 Prozent aller Einwohner armutsgefährdet, in Vorarlberg liegt die Quote mit 14,7 Prozent nur leicht über dem Österreichschnitt. Im Vergleich: 2005 waren noch über 17 Prozent in Vorarlberg gefährdet. Als armutsgefährdet gilt man ab einem Haushaltseinkommen von weniger als 60 Prozent des Medians. Dieser Grenzwert lag 2011 bei 1066 Euro pro Monat für einen Einpersonenhaushalt, bei einer Elternpaar mit zwei Kindern bei 2238 Euro im Monat.
  

54.000 Menschen armutsgefährdet

Laut den Ergebnissen der Studie leben derzeit 54.000 Vorarlberger von einem Einkommen, dass weniger als 60 Prozent des Medians beträgt. Bei einer angenommenen Armutsgrenze von 70 Prozent des Medianeinkommens wären es sogar 82.000 Menschen oder 22 Prozent der Bevölkerung. Das Risiko, von Armut bedroht zu werden, ist in der Bevölkerung nicht gleichmäßig verteilt. So sind laut der Studie vor allem alleinlebende Personen, darunter vor allem alleinlebende Pensionistinnen, Alleinerziehende und Familien mit mehr als drei Kindern am stärksten von Armut bedroht.

 

Fehlende Kinderbetreuung Mitgrund für Armut

Alleinerziehende, die in der Regel Frauen sind, sind zu 63 Prozent armutgefährdet. Grund sei vor allem fehlende Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder während der Arbeitszeit, vor allem bei jüngeren Kindern. Wenn das jüngste Kind unter drei Jahren alt ist, sind 74 Prozent der Haushalte Alleinerziehender armutsgefährdet. Sobald das jüngste Kind älter als sechs Jahre ist, geht die Gefährdung auf 38 Prozent zurück. Sie liegt damit aber fast doppelt so hoch wie bei Mehrpersonenhaushalten mit mehr als drei Kindern (22 Prozent).

Unterm Strich sind österreichweit 25 Prozent aller Familien mit mehr als drei Kindern armutsgefährdet, bei kinderreichen Alleinerziehenden sind es ganze 48 Prozent. Auch kinderreiche Familien haben dementsprechend unter den fehlenden Betreuungsmöglichkeiten zu leiden. Ein Kind unter sechs Jahren erhöht hier das Armutsrisiko um bis zu 10 Prozent.

Vor allem Kinder betroffen

Da vor allem kinderreiche Familien und Alleinerzieher von Armut bedroht sind, leiden überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren an den Folgen. In Vorarlberg ist fast jeder fünfte unter 20 Jahren von Armut bedroht, nur Personen über 65 Jahren sind stärker bedroht. Bei den Pensionisten liegt Vorarlberg mit 20 Prozent auffällig über dem Bundesdurchschnitt von 15 Prozent. Während alleinlebenden männliche Pensionisten durchschnittlich nur durchschnittlich betroffen sind, sind alleinlebende pensionsbeziehende Frauen mit einem Ausgrenzungsgefährdungsrisiko von deutlich stärker von Armut betroffen.

Ausbildung wenig Einfluss auf Gefährdung

In Vorarlberg hat die Ausbildung wenig Einfluss auf die Armutsgefährdung. Personen mit Matura sind etwa gleich stark gefährdet wie Personen mit Lehrabschluss oder Absolventen einer mittleren Schule. In Gesamtösterreich sind Personen mit Matura oder Universitätsabschluss sogar überdurchschnittlich von Armut gefährdet. Statistik Austria vermutet als Ursache eine Hohe Zahl von Studenten, die an der Armutsgrenze leben.

Ausländer haben es in Vorarlberg leichter

Österreichweit haben Personen mit einer fremden Staatsbürgerschaft ein fast dreimal so hohes Risiko, von Armut bedroht zu werden. Nicht so in Vorarlberg, hier ist sie nur um wenige Prozentpunkte höher als die der österreichischen Staatsbürger. Auch gibt es kaum einen Unterschied zwischen EU-Bürgern und Drittstaatsangehörigen. Ähnliche Ergebnisse hatten Tirol und Salzburg.

Verbesserungsvorschläge

Verbesserungsbedarf sieht der Bericht in der Organisation der Armutsbekämpfung und fordert ein aktiveres Vorgehen gegen Arbeitslosigkeit durch die zuständigen Institutionen, eine verstärkte Förderung im Kindesalter und leistbaren Wohnraum für finanziell schwache Personen. Auch das Angebot und die Organisation des AMS sollte überdacht werden. (VOL.AT)

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