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Armut bedrohte auch 2015 fast ein Viertel der EU-Bürger

Österreich liegt mit 18,3 Prozent Betroffenen unter EU-Schnitt.
Österreich liegt mit 18,3 Prozent Betroffenen unter EU-Schnitt. ©APA/BARBARA GINDL
Die Bedrohung durch Armut oder soziale Ausgrenzung ist in der EU weiterhin für fast ein Viertel der Bevölkerung Realität. Die von Eurostat am Montag veröffentlichten Zahlen zeigen, dass sich mit 23,7 Prozent der Wert 2015 im Vergleich zum Vorjahr (24,4) nur minimal verringerte. Die größte Bedrohung lag in Bulgarien vor, die geringste in Tschechien. Österreich war mit 18,3 Prozent unter EU-Schnitt.

119 Mio. Menschen von Armut betroffen

Insgesamt sind etwa 119 Millionen Bürger in der EU von diesem Szenario betroffen. Das bedeutet, dass sie sich in mindestens einer der folgenden drei Situationen befinden: Sie sind nach Zahlung von Sozialleistungen von Armut bedroht, sie leiden unter großem materiellen Mangel oder leben in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit.

Sinkende Armutsbedrohung in Österreich

Die Zahlen in Österreich zeigen im Jahresvergleich eine leicht sinkende Tendenz, denn 2014 lag der Anteil bei 19,2 Prozent, womit der Rückgang 0,9 Prozentpunkte beträgt. Im Jahr 2015 war in drei EU-Staaten mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht: Es waren dies Bulgarien (41,3 Prozent), Rumänien (37,3) und Griechenland (35,7). Die niedrigsten Anteile gab es hingegen in Tschechien (14,0), Schweden (16,0) und den Niederlanden sowie Finnland (je 16,8).

Ermittelt wurden von Eurostat auch die Staaten mit den größten Anstiegen im Zeitraum von 2008 und 2015 – hier liegt erwartungsgemäß Griechenland vorne. Bei den Rückgängen liegt Polen an erster Stelle. In Griechenland betrug der Anteil im Jahr 2008 noch 28,1 Prozent, womit der Anstieg 7,6 Prozentpunkte ausmacht, es folgen Zypern (+5,6), Spanien (+4,8), Italien (+3,2) und Luxemburg (+3,0). Im Gegensatz dazu wurden die stärksten Rückgänge in Polen (-7,1), Rumänien (-6,9) und Bulgarien (-3,5) registriert. Österreich gehört mit einem Rückgang gegenüber 2008 von 2,3 Prozentpunkten ebenfalls zu den Staaten mit sinkender Armutsbedrohung.

Ziel noch lange nicht erreicht

Bei näherer Betrachtung der drei Komponenten, die Armutsbedrohung und soziale Ausgrenzung bewirken, zeigt sich, dass 17,3 Prozent der EU-Bevölkerung 2015 nach Zahlung von Sozialleistungen armutsgefährdet war, also dass ihr verfügbares Einkommen unter der jeweiligen nationalen Armutsgefährdungsschwelle lag. Österreichs Anteil betrug in dieser Kategorie 13,9 Prozent.

8,1 Prozent der EU-Bevölkerung und 3,6 Prozent der österreichischen Bevölkerung litten 2015 unter erheblicher materieller Deprivation, konnten also ihre Rechnungen nicht bezahlen oder ihre Wohnung nicht angemessen beheizen. Im Hinblick auf den dritten Indikator, der niedrigen Erwerbstätigkeit, lebten im Vorjahr 10,5 Prozent (Österreich: 8,2) der Bevölkerung unter 60 Jahren in der EU in Haushalten, in denen die Erwachsenen im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20 Prozent ihres Erwerbspotenzials ausgeschöpft hatten.

Zwar hat sich die Zahl der insgesamt Betroffenen im Vergleich zum Vorjahr geringfügig verringert, sie liegt aber weiter über dem Tiefstand von 2009 mit 23,3 Prozent. Die Europäische Union ist damit weit entfernt von ihrem Ziel, die Zahl der von Armut bedrohten Menschen in Europa bis 2020 deutlich zu senken. Der Wert sollte bis dahin von mehr als 118 Millionen im Jahr 2010 auf weniger als 100 Millionen gesenkt werden.

(APA)

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