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Arch greift nach der Luftfahrt-Krone

Bevor Lewis Hamilton und Felipe Massa in Brasilien einander am Sonntag um den Formel-1-Titel duellieren, geht in Westaustralien die "Formel 1 der Lüfte" in ihr Finale. Steckbrief von Hannes Arch

Topfavorit im letzten Rennen der “Red Bull Air Race World Series” ist überraschend der Österreicher Hannes Arch, der bereits in seiner erst zweiten Saison den Titel in dieser weltweit einzigartigen Flugsport-Serie gewinnen kann und erster europäischer Champion wäre.

Zwölf Piloten beteiligen sich am Air Race 2008, aber nur noch Arch und der Brite Paul Bonhomme haben nach den Bewerben in Abu Dhabi, San Diego, Detroit, Rotterdam, London, Budapest und Porto noch Chancen auf den Titel. Zumindest auf dem Papier. Denn der als Außenseiter in die Saison gestartete Arch könnte schon vorzeitig erstmals Champion sein. Kommt er am Samstag in der Qualifikation in die Top-8, ist ihm am Finaltag der Titel nicht mehr zu nehmen.

Zu verdanken hat dies der 41-jährige Extremflieger- und Sportler (BASE-Jumps von Eiger und Matterhorn) aus Trofaiach in der Obersteiermark vor allem seiner Professionalität. Im Vorjahr als “Rookie” noch chancenlos, schnürte er über den Winter ein perfektes Paket, nahm 15 Kilo ab und wurde mit seiner neuen und 350 PS starken Edge 540 bereits beim Auftakt im April in Abu Dhabi Zweiter. Arch damals: “Ich habe im ersten Jahr Erfahrung getankt und danach meine Hausaufgaben besser gemacht als die anderen!”

Konstanz – nie schlechter als Vierter – und ein starkes Finish mit den ersten Siegen in Budapest und Porto führten dazu, dass Arch mit einer 54:45-Führung auf Bonhomme zum Finale kommt, obwohl er an Siegen mit 2:3 im Hintertreffen liegt. Bei 9 Zählern für den Sieg kann Arch den Titel nur noch verlieren, wenn er ohne Punkt bleibt und Bonhomme gewinnt.

Auch wenn Perth mit seinen 1,4 Mio. Einwohnern die abgelegendste Großstadt der Welt ist und näher zur indonesischen Hauptstadt Jakarta als zu Sydney liegt, wird “down under” am Wochenende Kopf stehen. 300.000 Zuschauer werden am Swan River erwartet. Das Finale dieser aus dem Red-Bull-Think-Tank stammenden 3D-Flugsport-Serie wird nicht nur im TV, sondern auch erstmals live im Internet übertragen. Naturliebhaber Arch selbst avancierte zuletzt zum Medienliebling. Er war nicht nur Gast beim Pro-7-Entertainer Stefan Raab, sondern musste alleine in Australien an die 30 Medien-Termine absolvieren.

Gefahr durch Ablenkung fürchtet der in Salzburg lebende Ex-Weltenbummler aber nicht. Obwohl ein “Salto Nullo” schnell passiert ist. Schlag nach bei Bonhomme. Der Engländer, der schon im Vorjahr den Titel erst im knappsten Finale der Sportgeschichte gegenüber Mike Mangold (USA) verspielt hat, geriet in der Porto-Qualifikation für wenige Zehntelsekunden über die aus Sicherheitsgründen eingeführte 12-g-Grenze, wurde zurückversetzt und blieb am Ende ohne Punkt. Es war voraussichtlich die WM-Entscheidung. Bonhomme zollt Arch dennoch jeden Respekt. “Hannes ist für den Wettkampf geboren”, gab sich der Brite ganz als “Gutmensch”.

Arch ist aber bewusst, dass bei erwarteten 33 Grad im westaustralischen Frühling noch nichts in trockenen Tüchern ist. “Ich muss den Gedanken an den Erfolg wegschieben, mich ganz auf meinen Job konzentrieren. Der Druck ist trotzdem groß”, warnte er sich selbst. “Auch Bonhomme und Kirby Chambliss haben schon schwere Fehler gemacht, dass kann auch mir jederzeit passieren.”

Und der Verlust des WM-Titels wäre noch das geringste Problem eines Konzentrationsfehlers in dieser actionreichen und globalen Extremsportart, bei der die Piloten knapp über dem Erdboden mit 400 km/h zentimetergenau durch 20 m hohen Pylonen rasen. Arch: “Dieser Sport ist so gefährlich wie der Pilot selbst. Ein Fehler und du bist tot.”

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