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Arbeitslosigkeit in Wien: Starker Rückgang im Jänner

Die Arbeitslosigkeit im Jänner ging zwar zurück, allerdings nicht bei Personen über 50.
Die Arbeitslosigkeit im Jänner ging zwar zurück, allerdings nicht bei Personen über 50. ©APA/Herbert Neubauer (Themenbild)
Die Zahlen beim Arbeitsmarktservice im Jänner ergaben, dass deutlich weniger Personen in Wien an Schulungen teilnehmen und die Arbeitslosigkeit bei Personen unter 25 gesunken ist. Bei Menschen über 50 hingegen ist sie gestiegen.

Die Zahl der beim Arbeitsmarktservice in Wien als arbeitslos vorgemerkten Personen ist im Jänner 2019 um 0,7 Prozent auf 129.811 gesunken. Das teilte das AMS Wien am Freitag mit. Die Anzahl der Personen, die sich in Schulung befinden, ist sogar um 20 Prozent auf 26.767 zurückgegangen. Die Summe beider Gruppen wurde um 4,6 Prozent kleiner.

Insgesamt gab es laut AMS am 31. Jänner um 3,9 Prozent weniger Arbeitslose unter 25 Jahren als ein Jahr zuvor. Ein anderes Bild zeigte sich hingegen bei den Älteren: Die Zahl der über-50-jährigen Arbeitslosen ist um 3,1 Prozent angewachsen.

Arbeitslosigkeit in Wien in Warenproduktion zurückgegangen

Gestiegen ist der Bestand an offenen Stellen, und zwar um 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach wichtigen Branchen betrachtet, ist die Arbeitslosigkeit in Wien besonders stark in der Warenproduktion zurückgegangen – nämlich um 7 Prozent. Im Einzelhandel betrug das Minus 2,4 Prozent, im Bereich Hotellerie und Gastronomie 1,3 Prozent und am Bau 1 Prozent.

Im Jänner ist die Arbeitslosigkeit (Arbeitslose plus Schulungsteilnehmer) in allen Bundesländern im Vorjahresvergleich zurückgegangen, am stärksten in Tirol mit -6,6 und in Kärnten mit -6,4 Prozent, gefolgt von der Steiermark mit -5,5 und dem Burgenland mit -5,1 Prozent. In Nieder- und Oberösterreich sank die Arbeitslosigkeit jeweils um 4,9 Prozent, in Wien um 4,6 Prozent.

Hartinger-Klein (FPÖ) sieht zahlen als Erfolg für die Bundesregierung

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) sieht in den Zahlen einen Erfolg für die Bundesregierung: “Man sieht, dass die Anstrengungen der Bundesregierung, die Langzeitarbeitslosen besser für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, greifen, aber wir dürfen uns nicht auf den Erfolgen ausruhen, sondern müssen dabei noch effizienter werden”, so die Ministerin in einer Aussendung unter Verweis auf überdurchschnittliche Rückgänge bei Langzeitarbeitslosen mit 12,6 Prozent, Jugendlichen mit 5,5 Prozent sowie Männern mit 4,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit der Frauen ging im Vergleich dazu um 1,1 Prozent zurück. Diese Zahlen betreffen Arbeitslose ohne Schulungsteilnehmer.

Differenzierter sieht Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) die Lage: “Die Arbeitslosigkeit entwickelt sich gut, aber in Zeiten der Hochkonjunktur ist mehr möglich. Immer noch haben wir ungenütztes Potenzial, das wir heben müssen. Allein bei der überbetrieblichen Lehre oder den Asylberechtigten, die beim AMS gemeldet sind, gibt es fast 40.000 Personen, die wir schneller in Beschäftigung bringen müssen. Hier effizienter zu werden, ist Verantwortung für die Betroffenen und für den Standort”.

Regierung strich die Aktion 20.000

Gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei Älteren über 50 Jahren, und zwar ohne Schulungsteilnehmer um 1,0 Prozent, inklusive Schulungsteilnehmer um 3 Prozent. Dies nimmt die SPÖ zum Anlass, um die “falsche und von sozialer Kälte geprägte” Regierungspolitik zu kritisieren. “Erst streicht die Regierung älteren Menschen die Aktion 20.000 und raubt ihnen damit Chancen am Arbeitsmarkt. Jetzt droht Arbeitslosen auch noch die Enteignung samt Zugriff auf ihr Eigenheim und Erspartes”, so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda.

Die Industriellenvereinigung (IV) sorgt sich um die Arbeitskosten: Ein weiterer gesetzlicher Feiertag – und damit eine Arbeitszeitverkürzung – sei nicht leistbar, “wenn wir den Anschluss an die internationale Konkurrenz nicht verlieren und damit Arbeitsplätze gefährden wollen”. Ein gangbarer Weg wäre daher die Option, einen bestehenden gesetzlichen Feiertag gegen den Karfreitag zu tauschen, erklärt der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer.

Die Arbeiterkammer (AK) urgiert mehr Chancen auf Weiterbildung für Arbeitslose: “Dass die Arbeitslosigkeit abermals leicht zurückgeht, ist ein gutes Zeichen. Weniger gut ist, dass es Gruppen gibt, die davon kaum oder gar nicht profitieren”, kommentiert Alice Kundtner, Bereichsleiterin für Soziales in der AK Wien. Vom Aufwind auf dem Arbeitsmarkt wenig bis gar nichts verspürten vor allem jene, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen oder deren Ausbildung dringend eine Aktualisierung bzw. eine zweite Chance für einen Neubeginn brauche. Die AK-Expertin kritisiert die Kürzung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik.

WKÖ verweist auf die schwierige Fachkräftesuche

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) verweist auf die schwieriger werdende Fachkräftesuche. “Der neuerliche Rückgang der Arbeitslosigkeit ist erfreulich, aber kein Grund zur Entwarnung”, so Martin Gleitsmann, WKÖ-Arbeitsmarktexperte. Der Arbeitskräftemangel erstrecke sich über nahezu alle Branchen und betreffe nicht nur den qualifizierten Bereich, sondern verstärkt auch Anlernkräfte. Er plädiert für Jobmessen und Strukturreformen am Arbeitsmarkt.

Die Gewerkschaft verweist auf die steigende Arbeitslosigkeit bei Menschen über 50 Jahren. “Dieses Warnsignal muss ernst genommen werden. Maßnahmen wie die Aktion 20.000, die nachweislich Ältere ab 50 und Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung brachten, müssen wiederbelebt werden”, fordert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Die Aktion 20.000 solle rasch wieder aufgenommen werden, fordert er.

Die NEOS sorgen sich um die Langzeitarbeitslosen: Es gebe schon seit einigen Monaten mehr Bezieher von Notstandshilfe als solche, die Arbeitslosengeld bekommen. Daher solle man Arbeitslosengeld und Notstandshilfe reformieren, meint NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker. Das Arbeitsmarktservice sollte schon während der Kündigungsfrist zu arbeiten beginnen, nicht erst wenn diese abgelaufen ist und der Versicherte keinen Job mehr habe.

(APA/Red)

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