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Ansichten zu Schule und Reife

Schwarzach - Ministerinnen Claudia Schmied (Schule) und Beatrix Karl (Universitäten) ließen mit der Einführung einer „Mittleren Reife“ nach der achten Schulstufe aufhorchen. Es soll dies eine komplexe Form der Beurteilung eines Schülers sein – eine Art Zeugnis unter Miteinbeziehung von Zeugnisnoten und der Beurteilung von Stärken und Schwächen eines Schülers. Bei den heimischen Pädagogen scheiden sich die Geister darüber.
Umstrittene Schulreform
Stemer begrüßt Einigung

„Man wird sich das genaue Konzept dieses Projekts anschauen müssen, bevor man es definitiv beurteilen kann“, meint Reinhard Sepp, der neue Direktor am BRG Dornbirn-Schoren. Grundsätzlich hält es Sepp für sinnvoll, „wenn an der Schnittstelle achte Schulstufe eine objektive Beurteilung eines Schülers erfolgt. Aber es darf keine punktuelle Prüfung sein, es müssen auch andere Punkte in die Beurteilung einfließen.“ Die flächendeckende Einführung der Mittelschule in ganz Österreich kann aus Sicht von Reinhard Sepp nur dann zu einer Vereinheitlichung der Sekundarstufe führen, „wenn Fragen nach Ressourcen, Personal und Gehalt beantwortet sind“.

Das Grundproblem

Kein Freund der „Mittleren Reife“ ist Thomas Mittelberger, Direktor am BG Gallus­straße in Bregenz. „Da wird eine zusätzliche Hürde eingebaut, ohne dass das Grundproblem gelöst wird. Dieses Grundproblem bezieht sich auf die Gruppe jener Schüler, die nicht sinnerfassend lesen können“, findet Mittelberger. „Man tut so, als ob man was tut.“ Der frischgebackene Schulleiter am traditionellen Bregenzer Gymnasium fragt sich, was die Verantwortlichen mit besagtem Projekt wollen. „Ich bin sehr skeptisch.“ Auch die flächendeckende Einführung der Mittelschule sieht Mittelberger nicht als der Weisheit letzter Schluss. „Da hat sich wohl viel im Unterricht verbessert, aber das zweigliedrige System ist insgesamt nicht zweckmäßig.“ Prinzipiell positiv beurteilt Franz Wirth, Direktor der Vorarlberger Mittelschule Baumgarten in Dornbirn, die „Mittlere Reife“. „Es ist etwas, das Mittelschulen und Gymnasien zusammenführt.“ Wirth wünscht sich eine teilweise externe Evaluierung der „Mittleren Reife“ und begrüßt sowohl Konzept als auch Zeitpunkt der Einführung. „2020 macht Sinn, weil dann die Mittelschule österreichweit voll eingeführt ist und man die Beurteilung objektiv gestalten kann.“ Die flächendeckende Einführung der Mittelschule bei gleichzeitigem Bestehen des Gymnasiums ist für Wirth zwar nur die zweitbeste Lösung, „aber es besteht Hoffnung, dass die Unterstufe Gymnasium sich den Mittelschulen anschließt“.

Zeitpunkt der „Mittleren Reife“

Nicht anfreunden kann sich Gudrun Brunner, Direktorin der VMS Höchst, mit dem Zeitpunkt der „Mittleren Reife“. „Warum denn ausgerechnet in der achten Schulstufe?“, fragt sich die Pädagogin. „Wenn schon, sollte man die Beurteilung nach Beendigung des neunten und letzten Pflichtschuljahres machen“, sagt Brunner, welche die VMS grundsätzlich als Etikettenschwindel sieht, der die „Gemeinsame Schule“ verhindert.

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