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Anklage in fremder Umgebung

Orientierung in den Aktenbergen: Staatsanwalt Manfred Bolter ist für Salzburg gerüstet.
Orientierung in den Aktenbergen: Staatsanwalt Manfred Bolter ist für Salzburg gerüstet. ©VOL.AT/ Hofmeister
Feldkirch - Staatsanwalt Manfred Bolter (52) wird eine der zentralen Figuren im Testamentsprozess.
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In die Karten bzw. Akten schauen lässt er sich nicht. Zwei Tage vor dem mit Hochspannung erwarteten Beginn des Testamentsprozesses in Salzburg bleibt Dr. Manfred Bolter seiner Linie treu. Keinerlei Auskünfte über Inhalte, amtsgemäß korrekt, höflich entschuldigend. „Ich kann mich vor dem Verfahren nicht äußern“, sagt der Herr Staatsanwalt. Es bedarf einer gewissen Hartnäckigkeit, den Bludenzer dann doch etwas aus der Reserve zu locken. Über ganz banale Dinge, versteht sich.   

Viel Material

An 14 der 17 anberaumten Verhandlungstage wird Bolter im Salzburger Landesgericht seinen Job verrichten. Nur wenn sich die ehemalige Vizepräsidentin des Vorarlberger Landesgerichtes, Kornelia Ratz (49), verantworten wird müssen, macht Bolter seinem Kollegen aus Steyr, Andreas Pechatschek, Platz. Seit Anbeginn der Ermittlungen um den Testamentsskandal hat Bolter mit seinen fleißigen Ermittlern Tausende Aktenseiten verarbeitet und daraus letztlich eine 266 Seiten starke Anklageschrift formuliert. „Ermittelt haben wir ein Jahr, die restliche Zeit verbrachten wir mit der Verschriftlichung der Anklageschrift“, erzählt der Staatsanwalt. Wie verarbeitet ein einzelner Mensch so viele Fakten, um sie mehr oder weniger stets präsent zu haben? „Es ist ein Unterschied, ob du dich in einen Fall wirklich einarbeiten konntest – oder das Ganze nur zum Studieren vorgelegt bekommst. Ich war von Beginn an in die Sache eingebunden. Dann geht das leichter. Richter Posch in Salzburg hatte diese Möglichkeit nicht. Der konnte alles nur lesen. Das ist schwieriger.“

Neuland

Klar standen für Manfred Bolter die letzten Tage vor dem Prozess im Zeichen einer intensiven Vorbereitung. An diesem Wochenende wird er sich einen Mix von Arbeit und Erholung gönnen. „Einen exakten Plan habe ich jedoch nicht.“ Irgendwann am morgigen Sonntag wird sich der Staatsanwalt in sein Auto setzen und nach Salzburg fahren. Wenn er dann am Montag in der Früh seinen Fuß über die Schwelle des dortigen Landesgerichts setzt, wird er das Gebäude zum ersten Mal betreten haben. Ein komisches Gefühl? „Ich war noch nie in einem fremden Gerichtsgebäude als Staatsanwalt tätig. Das ist schon etwas ungewohnt. Allerdings: Wenn ich dort um mich blicke, werde ich lauter bekannte Gesichter sehen.“

Optimismus

Wie viele Geschädigte bzw. Opfer der Testamentsaffäre Staatsanwalt Bolter auf den Besucherrängen erblicken wird, bleibt abzuwarten. Nicht entgehen lassen will sich den Auftakt Reinhard Mazzurana (66), Gatte einer Geschädigten aus den Verlassenschaften Isele und Mutschler. „Ich glaube an die Kompetenz des unabhängigen Gerichts in Salzburg“, ist Mazzurana optimistisch. Und fügt an: „Ich denke, dass bei der Verhandlung auch die Gerichtskollegen von Jürgen H. noch gestehen werden.“

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