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Angesehener Antiquar wegen NS-Wiederbetätigung angeklagt

Die inkriminierten Bücher stammen aus dem Nachlass von Brigitte Hamann
Die inkriminierten Bücher stammen aus dem Nachlass von Brigitte Hamann ©APA
Ein ungewöhnlicher Prozess geht am 11. Dezember am Wiener Landesgericht über die Bühne. Rainer Schaden, der Betreiber der Universitätsbuchhandlung in der Sonnenfelsgasse und des seinen Angaben zufolge größten Antiquariats Wiens, muss sich wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung vor Geschworenen verantworten. Das bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA am Dienstagnachmittag. In der Verhandlung geht es um Bücher, die Schaden zum Verkauf angeboten hatte.

Wie der "Falter" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hatte Schaden Bücher aus dem Nachlass der 2016 verstorbenen Historikerin Brigitte Hamann erworben, die mit ihrem Werk "Hitlers Wien" einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Hamann hatte für ihre Forschungszwecke Dutzende Bücher aus der NS-Zeit ihrer Bibliothek einverleibt. Etliche davon landeten nach Hamanns Ableben bei Schaden, der sie über seinen Webshop online zum Verkauf anbot - allerdings nach eingehender Prüfung der potenziellen Käufer, wie er dem "Falter" versicherte. Als "aufrechter Antifaschist" sei er stets bestrebt gewesen, dass das belastete Material nicht in falsche Hände gerät.

Zu Schadens Kundschaft zählten bekannte Wissenschafter und Publizisten, darunter etwa der Zeithistoriker Oliver Rathkolb. Die Staatsanwaltschaft Wien wirft Schaden nun vor, dieser habe sich zumindest von 10. Oktober 2024 bis zum 22. Jänner 2025 im nationalsozialistischen Sinn betätigt, indem er öffentlich in für jedenfalls mehr als 30 Menschen wahrnehmbarer Weise in seinem Webshop unter der Kategorie "Drittes Reich" den Nationalsozialismus verherrlichende Bücher zum Kauf anbot. In der Anklageschrift wird betont, Schaden habe nicht nur in Bücher gebundene NS-Propaganda offeriert, sondern die Tat "auf eine Weise begangen, dass sie vielen Menschen zugänglich wurde". Die von der Anklage umfassten Werke tragen Titel wie "Das Ende Österreichs", "Wie die Ostmark ihre Befreiung erlebte" oder "Deutsche Wissenschaft und Judenfrage".

(APA)

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