Grundsätzlich sollen in dem Heim jüngere unter älteren und kräftigeren Insassen gelitten haben und wiederholt Gewalttätigkeiten ausgesetzt gewesen sein. Die Erzieher sollen oft nicht eingeschritten sein oder “weggeschaut” haben. Der bei der Staatsanwaltschaft eingebrachten Sachverhaltsdarstellung zufolge soll es in dem Heim auch ein “Suchtgiftproblem” gegeben haben: Joints waren demnach leicht zu bekommen, zumindest ein Zögling soll unwissentlich sogar als “Drogenkurier” eingesetzt worden sein, indem man ihn mit einem Rucksack zu einem bestimmten Ort schickte, in den ohne sein Wissen Suchtmittel gepackt worden waren.
Der Verein, der das Heim betreibt, war am Dienstag gegenüber der APA zu keinem Kommentar bereit. Man behalte sich “eine Stellungnahme zu gegebener Zeit vor”, hieß es aus der Vereinszentrale.
Im Zusammenhang mit dem angeblich systematischen sexuellen Missbrauch ehemaliger Zöglinge eines privaten Wiener Heims für schwer erziehbare Jugendliche ist am 12. April bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige der Stadt Wien eingegangen. Seitdem wird gegen den mittlerweile 57-jährigen Chef einer Reinigungsfirma, zwei weitere namentlich bekannte Männer und drei derzeit noch nicht identifizierte mögliche Mittäter ermittelt.
“Die Vorwürfe lauten auf Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauch, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses und sexuelle Belästigung”, meinte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Vecsey, auf APA-Anfrage. Die Anzeige sei Ende April zu weiteren Ermittlungen der Polizei übermittelt worden, die mittlerweile die Untersuchungen aufgenommen habe.
Derzeit sei unklar, inwieweit sich die neuen Anschuldigungen mit den alten decken, die bereits Gegenstand zweier Strafprozesse waren, in denen der Unternehmer jeweils freigesprochen wurde, sagte Vecsey. Sofern es Parallelen gibt, müsste abgeklärt werden, ob in Bezug auf die gerichtlich abgetanen, freigesprochenen Fakten neue Beweismittel vorliegen, die eine neuerliche Prüfung der Vorwürfe nötig machen.
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