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Angebliche Helfer einer französischen Räuber-Bande in Wien vor Gericht

In Wien fand ein Prozess gegen ein Bande statt
In Wien fand ein Prozess gegen ein Bande statt ©APA (Sujet)
Ein 39-jähriger Akademiker stand am Freitag in Wien vor Gericht, weil er einer französischen Räuberbande, die in Wien einen Überfall auf einen Geldtransporter geplant haben soll, eine Unterkunft zur Verfügung gestellt und die Kriminellen laut Strafantrag "in ihrem Willen bestärkt" haben soll.
Acht Bandenmitglieder gefasst
Festnahmen auf der A2

Dafür hatte sich der Mann wegen verbrecherischen Komplotts im Straflandesgericht zu verantworten. Der Angeklagte bekannte sich “nicht schuldig”.

Festnahmen auf der A2

In der Nacht auf den 5. Juni 2014 waren von Spezialeinheiten der Polizei insgesamt sieben Franzosen festgenommen worden. Dabei bediente man sich teilweise sogar einer Straßensperre – ein Teil der Bande befand sich auf der Südautobahn (A2) bei Bad Waltersdorf, als die Handschellen klickten.

Nachdem die in Medienberichten als “Panzerfaust-Bande” titulierten Kriminellen in ihrer Heimat einen spektakulären Coup durchgezogen hatten, sollen sie in Österreich das nächste große Ding geplant haben. Laut Staatsanwaltschaft Wien hatten sie zu diesem Zweck bereits verschiedene Sprengsätze vorbereitet, auch Einbruchswerkzeug, Wollmützen mit Sehschlitzen und ausgearbeitete Routenpläne lagen bereit.

Haftbefehl an Franzosen lag vor

Nach tagelangen Observationen und Telefonüberwachungen erfolgte auf Basis eines internationalen Haftbefehls der Zugriff. Bis auf einen der mutmaßlichen Täter sind sämtliche Verdächtigen mittlerweile nach Frankreich zur Strafverfolgung abgeschoben worden.

Dagegen blieben ein 39-Jähriger Sohn aus reichem Haus, der für das Bundesheer immer wieder als Übersetzer tätig war, sowie eine Kommunalpolitikerin bei der Wiener Anklagebehörde “hängen”. Der Mann soll den Kriminellen im vierten Wiener Gemeindebezirk eine Wohnung zur Verfügung gestellt haben – im Schlafzimmer fanden sich auf der Nachttischlampe die DNA-Spuren von zwei Verdächtigen.

Angeklagter bot Geistlichem Quartier

Der Angeklagte erzählte Richter Herwig Handsur dazu eine recht bizarre Geschichte: Er habe im Vorjahr am Petersplatz in Rom einen Monsignore kennengelernt und diesem am Ende des Gesprächs seine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Er habe dem Geistlichen eine Wohnmöglichkeit angeboten, sollte dieser je nach Wien kommen. Für diese Gefälligkeit habe er sich einen päpstlichen Orden erhofft, den er auf herkömmlichem Weg niemals erhalten hätte, “weil ich nicht regelmäßig in die Kirche gehe”.

Monsignore ein französischer Verbrecher?

Der Monsignore sei Anfang Juni tatsächlich auf sein Angebot zurückgekommen, erzählte der 39-Jährige. Er habe ihm im Nachbarhaus eine Bleibe angemietet, da er in seiner eigenen Wohnung gemeinsam mit seiner Schwester lebe. Dass der vermeintliche Monsignore, der ihm auch die Beichte abgenommen habe, in Wahrheit offenbar ein französischer Schwerverbrecher war, habe er erst im Zuge der Ermittlungen erfahren.

Die Kommunalpolitikerin fand sich auf der Anklagebank, weil die Franzosen ihren Audi zur Verfügung hatten – laut Anklage auf Vermittlung des Erstangeklagten, mit dem die Frau bekannt ist. Dieser und die Frau stellten das vehement in Abrede. Ihr sei ihr Pkw aus der Garage gestohlen worden, gab die Frau zu Protokoll.

Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt

Die Verhandlung gegen den 39-jährigen Akademiker und die Kommunalpolitikerin ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Der Richter will sämtliche nach Frankreich abgeschobenen Verdächtigen im Weg einer Videokonferenz als Zeugen befragen.

(apa/red)

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