In Österreich werde eine “pharisäerhafte” Energiepolitik betrieben, kritisiert Androsch im Interview mit der “Tiroler Tageszeitung” (Donnerstagausgabe). “Die Wasserkraft wird nicht ausgebaut und wir haben kein Atomkraftwerk, aber wir importieren Atomstrom. Um ehrlich zu sein, seit der Volksabstimmung über Zwentendorf (im Jahre 1978) und seit Hainburg (Stopp des Baus des Donaukraftwerks im Jahre 1984) haben wir gar keine Energiepolitik mehr”, sagt Androsch.
In Österreich gebe es zwei große Tabus: Hainburg und Atomkraft. “Wir erzeugen mit thermischen Kraftwerken Strom, können dadurch unsere Kyoto-Ziele nicht erreichen und schädigen die Umwelt, das Klima und unsere Nachkommen. Was da passiert ist ein Verbrechen. Wir müssen uns von diesem Diktat abschütteln”, fordert der ehmalige SP-Finanzminister und fragt: “Wer will schon ewig vom Russengas abhängig sein. Das ist eine ‘politische Energiequelle’.” Die Schweizer würden eine bessere Energiepolitik machen: “Die haben fünf Atomkraftwerke und bauen drei neue dazu.”
Seinen Appell richtet Androsch direkt an die politisch Verantwortlichen: “Die wissen ja um die Zustände, aber sie sind ja alle zu feig. Hier wird politisches Mikado gespielt. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Und es wird noch viel schlimmer werden, weil ich niemanden sehe, der sich dieses Spiel zu beenden traut. Da sehe ich viel Zivilcourage-bezogene Inkontinenz”. Man solle nicht eine Diskussionsrunde über Atomkraft angesichts der heutigen Situation starten, nun seien Handlungen gefragt.
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