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Analyse der Arbeitsmarktprobleme

"An der Qualifikation, nicht an Jobs fehlt es", sagt LH Herbert Sausgruber in einer Analyse der regionalen Arbeitsmarktprobleme. Diesen Widerspruch thematisierte ein Gespräch mit Landeshauptmann Herbert Sausgruber.

„Die immer höhere Rekordarbeitslosigkeit, die von der Arbeitsmarktstatistik seit einiger Zeit als dominantestes Phänomen des regionalen Arbeitsmarktes vermittelt wird, spiegelt die Realität nur teilweise wider. Seit 1998 hat die Beschäftigung im Land per Saldo jährlich um 800 bis 1000 Arbeitsplätze zugenommen, es gibt im Bundesland jedes Jahr über 30.000 Stellenneuantritte.“

Diesen Widerspruch thematisierte ein Gespräch mit Landeshauptmann Herbert Sausgruber. Der LH zu diesem Beschäftigungszuwachs: „Unsere Wirtschaft legt also nicht nur bei der Wertschöpfung, sondern auch bei der Schaffung neuer Jobs zumindest numerisch so stark zu, dass es sowohl für unsere nachrückenden Jungen als auch die jungen Migranten genug Arbeit geben müsste. Kern unseres Arbeitsmarktproblems ist also weniger ein Mangel an neuen Jobs, als vielmehr das Faktum, dass einfache Tätigkeiten in den Firmen wegbrechen, während qualifizierte Stellen in Industrie/Gewerbe und Dienstleistung sehr wohl entstehen.“

Selbstverständlich, so Sausgruber weiter, fordert der Strukturwandel auch im Land nach wie vor seinen Tribut. „Allein 2003 bis 2004 gingen 815 Textil- und Bekleidungsarbeitsplätze verloren. Im selben Zeitraum entstanden aber 271 neue Metall-, 289 neue Handels-, 214 neue Arbeitsplätze in Beherbergung/Gastronomie, um nur einige Beispiele für einen dynamischen Gegentrend zum Arbeitsloswerden zu nennen“, zitierte Sausgruber aus umfangreichen, in den letzten Monaten aufgearbeiteten Unterlagen. Auf Vorarlberg treffe übrigens weder zu, dass Betriebe von Vollzeit- kompromisslos auf Teilzeitarbeitsplätze umstrukturieren, noch dass nur die Dienstleistung z. B. in Handel und Tourismus Jobzuwächse verzeichne. „Wir haben auch im produzierenden Bereich, Industrie und Gewerbe, von Mitte 2004 auf Mitte 2005 einen Saldo von 216 mehr neuen Jobs, weil im Gewerbe mit 549 Neueinstellungen das Minus der Industrie (333 Arbeitsplätze weniger) deutlich überkompensiert wurde“, so Sausgruber.

Zur traurigen Erkenntnis, dass Minder-, erst recht de facto Unqualifizierte in einer Landschaft rasant steigender Qualifikationsanforderungen schlicht und ergreifend entbehrlich sind, gesellt sich verschärfend die Tatsache, dass innerhalb der EU-15 auch der Arbeitsmarkt Spielregeln des Binnenmarktes gehorcht, also z. B. auch jeder (Ost-)Deutsche bei Vorarlberger Betrieben sein Glück versuchen darf.

Sausgruber: „Während die Zahl bewilligungspflichtiger Ausländer von Jänner bis Oktober d. J. bei uns um rund 650 rückläufig war, kletterte die Zahl deutscher unselbstständig Beschäftigter im Bundesland von 5091 auf 5935. Das spiegelt sich auch bei Wohnsitzen Deutscher in Vorarlberg wider, die in 12 Monaten von 7715 auf 8575 zulegten.“ Er, Sausgruber, habe bei Rückfragen zu dieser Überhandnahme von Firmenchefs sehr wohl schon zu hören bekommen, dass Deutsche bei einer offenen Stelle „rascher zuschnappen“ als mancher Einheimische. „Hier kam klar ein internationaler Wettbewerb um freie Vorarlberger Jobs in Gang. Ohne Sprachbarriere, aber mit Motivation und oft auch Qualifikation sind diese Deutschen ganz klar eine neue Konkurrenz“, sagt Sausgruber.

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