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Amy Winehouse: Hochtalentierte Rebellin mit Lust am Untergang

Amy Winehouse ist im Alter von nur 27 Jahren gestorben. Es ist das tragische Ende einer Geschichte, die auf dieses Ende immer wieder hinzuzielen schien.

Denn Winehouse zeigte mit ihren Drogen- und Alkoholexzessen schon oft eine geradezu zerstörerische Lust am eigenen Untergang. Und mit mindestens ebenso großer Lust wurde die hochtalentierte Musikerin mit der Bienenkorb-Frisur und dem markanten Lidstrich dabei von der Öffentlichkeit beobachtet.

Trotz ihrer rauchigen, wundervollen Stimme und hochgelobter Pop-Jazz-Songs brachten die meisten Menschen die klapperdürre Frau mit ihrem miesen Gesundheitszustand in Verbindung. Eine zeitlang verging kein Tag, an dem nicht mindestens ein Foto von einer blutüberströmten, wankenden oder prügelnden Amy die Sensationsgier der Zeitungsleser befriedigen sollte. Der Inhalt ihrer Drogencocktails war vielen eher ein Begriff als der ihrer Lieder. In ihrer Musikerkarriere veröffentlichte sie gerade mal zwei Alben.

Ihr rebellischer und trotziger Charakter zeichnete sich schon in jungen Jahren ab. Amy wurde am 14. September 1983 im Londoner Norden als Tochter jüdischer Eltern geboren und entdeckte schnell ihre Liebe zur Musik. Doch nach kurzer Zeit flog sie von der Talentschmiede Sylvia Young Theatre School, weil sie sich der Legende nach die Nase gepierct hatte.

2003 machte sie mit ihrem eigenwilligen Kleidungsstil und ihrem Debütalbum “Frank” erstmals von sich Reden. “Ich will sehr berühmt werden und Lieder singen, die die Menschen für fünf Minuten ihren Ärger vergessen lassen”, schrieb Amy in jungen Jahren. Gegenüber der APA erklärte sie damals: “Singen kann man nicht ganz mit Sex vergleichen, aber es kommt sehr nahe heran”. Musikalisch sah sie sich damals vor allem dem Jazz verpflichtet. “Aber wenn ich Lieder schreibe, fließen automatisch alle möglichen Einflüsse ein.”

Internationalen Ruhm erreichte sie dann Ende 2006, als ihr Album “Back to Black” mit autobiografischen Hits wie “Rehab” und “You Know I’m No Good” erschien. Es regnete Preise und Kritikerlob, das Album verkaufte sich millionenfach. Ihr Vermögen wurde auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt. Doch seitdem gab es kein neues Album mehr, auf Konzerten wurde die oft angetrunkene Sängerin mitunter ausgebuht. Als Niederlage kam hinzu, dass Winehouse eine Abfuhr als Interpretin für den neuen James-Bond-Song bekam.

Als sie im Februar 2008 auf Entzug war und mit fünf der begehrten Grammys ausgezeichnet wurde, glimmte Hoffnung auf, sie sei über den Berg. Doch wenig später wurde Amy wieder mit Drogen abgelichtet, Vorladungen bei der Polizei und ein Krankenhausaufenthalt wegen einer Lungenkrankheit folgten. In Interviews hatte sie selbst gestanden, an Essstörungen zu leiden und sich selbst zu verletzen. “Daliegen und weinen”, sagte sie, sei eine häufige Beschäftigung. Vater Mitch gab schon damals Prognosen über den drohenden Tod seiner Tochter ab. Ihre Mutter soll sich bei ihr schon erkundigt haben, wie sie denn ihre eigene Beerdigung wünsche. Superstars sorgten sich um den Verlust des Musikwunders: “Amy schreibt fantastische Songs, hat Klasse. Ich hoffe, sie kriegt die Kurve”, sagte Rolling-Stones-Urgestein Mick Jagger.

Wenig Stabilität brachte bei all dem Trubel ihre Ehe mit dem ebenfalls drogenabhängigen Blake Fielder-Civil, der wegen Justizbehinderung den Großteil ihrer Ehe im Gefängnis saß. Später nahm er auch die Verantwortung für die Drogensucht seiner Frau auf sich. “Ich habe Amy da reingezogen. Ohne mich wäre sie zweifellos nie diesen Weg gegangen”, so Fielder-Civil. Voneinander lassen konnten die beiden auch nach der Scheidung 2009 nicht. 2010 schien sich kurzzeitig neue Hoffnung über die Sängerin und ihre Karriere gelegt zu haben, ein neues Album wurde angekündigt, manche Konzerte verliefen wieder in guter Form.

Aber erst im vergangenen Juni wurde Winehouse nach nur einer Woche aus einer Londoner Klinik für Suchtprobleme und psychische Krankheiten entlassen. Ihre danach geplante Tour verpatzte sie aber schon beim Auftakt – ihrem neuerlichen Rückfall fiel auch ein Auftritt bei Nova Jazz & Blues Night in Wiesen im Juli zum Opfer. Sie habe ihrem Management zugestimmt, “dass sie derzeit auf der Bühne nicht ihr Bestes geben kann”. Bei ihren Fans entschuldigte sie sich. So viele hatten für sie und auf sie gehofft.

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