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Alt-Landeshauptmann Herbert Keßler ist tot

Alt-Landeshauptmann Herbert Keßler ist tot.
Alt-Landeshauptmann Herbert Keßler ist tot. ©VN/Paulitsch
Herbert Keßler, Vorarlberger Landeshauptmann von 1964 bis 1987 ist in der Nacht auf Samstag im 94. Lebensjahr verstorben.
Herbert Keßler

In einer ersten Stellungnahme würdigt Landeshauptmann Markus Wallner das Schaffen und Wirken von Herbert Keßler, “der in seinen 23 Jahren als Landeshauptmann wichtige Grundsteine für ein modernes und eigenständiges Vorarlberg gelegt hat!” Wallner: “Sehr vieles von dem, was für uns inzwischen so selbstverständlich ist, wurde erst durch sein vorausschauendes Handeln vorbereitet und umgesetzt”.

Keßler war in seiner 23-jährigen Amtszeit als Landeshauptmann für zahlreiche wichtige Weichenstellungen und Entscheidungen verantwortlich. So fallen der Bau der Rheintal-Autobahn, des Arlberg-Straßen-Tunnels oder die Errichtung des medizinischen Zentrums des Landeskrankenhauses Feldkirch, aber auch des Vorarlberger Landhauses in Bregenz in seinen Amtszeit.

Landeshauptmann Markus Wallner erinnert auch an die Ausgangssituation, mit der Herbert Keßler bei seinem Amtsantritt als Landeshauptmann konfrontiert war: Ging es davor im Wesentlichen um die grundsätzliche Versorgung der Menschen und um den materiellen und ideellen Wiederaufbau Vorarlbergs nach den Schrecken der NS-Gewaltherrschaft, sind die Problemstellungen in den Sechzigerjahren zusehends komplexer geworden, so Wallner.

Die Anforderungen, die an die Gebietskörperschaften gestellt wurden, stiegen geradezu explosionsartig an: “Auf die rasanten Entwicklungen reagierte das Land unter Herbert Keßler mit dem nötigen Weitblick, indem zukunftsorientierte Antworten entwickelt und realisiert wurden”.

Zahlreiche wesentliche Meilensteine

Neben wichtigen Bauprojekten wurden in der Ära Keßler etwa auch wesentliche kulturpolitische Meilensteine wie das Festspielhaus Bregenz, das Bildungszentrum Schloss Hofen in Lochau, die Landesbibliothek in Bregenz oder das Landeskonservatorium in Feldkirch umgesetzt. Im Bereich der Gesundheitspolitik hat Keßler der Vorsorgemedizin einen deutlich höheren Stellenwert eingeräumt und im Umweltschutz den Gewässerschutz sowie die Luftreinhaltung zur Chefsache erklärt. Besonders wichtig war Herbert Keßler zudem die umfassende Stärkung der Familien als Keimzelle der Gesellschaft.

“Für die positive Entwicklung unserer Heimat hat er ein gutes Fundament gelegt und Vorarlberg zu einer modernen Industrieregion mit sozialem Antlitz weiterentwickelt.” Insofern wirkt sein Einsatz für das Land und seine Menschen bis zum heutigen Tag äußerst positiv nach, so Wallner.

Föderalist aus vollster Überzeugung

Eigenverantwortung wahrzunehmen sowie regionale Spielräume zu wahren und die Möglichkeit einer eigenständigen Entwicklung zum Wohle der Menschen positiv zu nutzen – diese Ziele waren für Herbert Keßler untrennbar miteinander verbunden.

Keßler hat als “Föderalist aus vollster Überzeugung” einen eigenverantwortlichen Vorarlberger Weg kompetent und mit viel Hingabe mitbegründet. Gleichzeitig hat er Vorarlbergs Rolle in der gesamten Region gestärkt: Großes Engagement zeigte Keßler deshalb bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. So zählte Vorarlberg im Jahr 1972 zu den Gründungsländern der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP), in der Keßler selbst über viele Jahre die Kulturkommission persönlich geleitet hat, er wirkte auch engagiert beim Aufbau der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) mit.

Eine besondere Herzensangelegenheit, für die er sich hoch motiviert einsetzte, war die Errichtung der eigenständigen Diözese Feldkirch im Jahr 1968 durch Papst Paul VI.

Vielfach gewürdigt und geehrt

Herbert Keßler wurde schon zu Lebzeiten vielfach gewürdigt und geehrt, etwa mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg (1964), als Ehrensenator der Universität Innsbruck (1970), mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1972), dem Ehrenzeichen des Landes Tirol (1978), einem Ehrendoktorat des Wagner-Colleges (1978), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1981), dem Goldenen Ehrenzeichen der Diözese Feldkirch (2008), dem Leopold-Bischof-Ring (2012) sowie dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland.

“Paukenschlag”

Herbert Keßler wurde am 2. Februar 1925 in Gais/Bludesch als Sohn des späteren Rankweiler Gemeindearztes geboren, besuchte das legendäre Jesuitengymnasium “Stella Matutina” in Feldkirch, wurde 1943 zu den Gebirgsjägern eingezogen, studierte nach dem Krieg in Innsbruck Jus und begann nach der Promotion 1949 seine berufliche Laufbahn in der Finanz- und Sozialabteilung der Vorarlberger Landesregierung. 1954 kam er in den Landtag, 1957 wurde er Bürgermeister von Rankweil (Bezirk Feldkirch). Als Nachfolger von Ulrich Ilg wurde Keßler im Herbst 1964 mit 39 Jahren zum Landeshauptmann gewählt. Ein “Paukenschlag” zu Beginn der Amtszeit Keßler war die berühmte politische Schiffstaufe in Fußach im November 1964.

Während der Amtszeit Keßlers hat sich Vorarlberg dynamisch entwickelt. Die Bevölkerung nahm von rund 240.000 auf 320.000 zu, die Zahl der Beschäftigten verdoppelte sich nahezu von 61.000 auf 117.000. Das Landesbudget versiebzehnfachte sich zwischen 1965 und 1987 von 420 Millionen auf 7,2 Milliarden Schilling (von 30,5 Mio. Euro auf 523,2 Mio. Euro). 1961 besaß jeder elfte, 1986 jeder dritte Vorarlberger ein Auto.

Kultur- und bildungspolitische Meilensteine der Ära Keßler waren etwa das Festspielhaus Bregenz, das Bildungszentrum Schloss Hofen in Lochau, die Landesbibliothek in Bregenz oder das Landeskonservatorium in Feldkirch. Das Landhaus in Bregenz sowie das Landeskrankenhaus in Feldkirch wurden neu gebaut, die Rheintalautobahn und der Arlbergtunnel verbesserten die Verkehrsstruktur.

“Tue recht und scheue niemand”

Anlässlich seines 90. Geburtstags 2015 sagte Keßler zu den “VN”, dass ihm Effekthascherei – um kurzfristig im Mittelpunkt zu stehen – in seiner Zeit als Politiker zuwider gewesen sei. Seine Devise während der Amtszeit lautete: “Tue recht und scheue niemand.” Wallner lobte seinen Vorgänger als “Föderalist aus vollster Überzeugung”, der einen eigenverantwortlichen Vorarlberger Weg kompetent und mit viel Hingabe mitbegründet habe. “Sehr vieles von dem, was für uns inzwischen so selbstverständlich ist, wurde erst durch sein vorausschauendes Handeln vorbereitet und umgesetzt”, würdigte Landeschef Wallner den Verstorbenen. Gleichzeitig habe er Vorarlbergs Rolle in der gesamten Region gestärkt. Keßler ist auch einer der Väter der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP).

Die Amtszeit Keßlers endete 1987, seine Nachfolger als Vorarlberger Landeshauptleute waren Martin Purtscher (bis 1997) und Herbert Sausgruber (1997-2011). Markus Wallner übernahm im Dezember 2011. Wie er selbst auch immer wieder betonte lautete seine Devise dabei stets “Tue recht und scheue niemand!”

Herbert Keßler war mit Inge, geb. Beck, verheiratet und hatte mit dieser drei erwachsene Kinder.

(VLK)

 

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