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Alpabtrieb per Hubschrauber

Das Turbinentriebwerk der “ Alouette 3“ dröhnt. Der Lärm von 570 PS erstickt jedes Wort im Cockpit. Nur die Mikrofone am Helm lassen es zu, sich blecherne Wortfetzen zuzufunken: “Welche von den Alpen da unten ist es?“ 

Der im Ennstal stationierte Pilot Alois Maierhofer kennt sich mittlerweile prächtig aus in der Vorarlberger Gebirgswelt, doch bei den Alpen im Hinteren Mellental lässt ihn das GPS-Navigationssystem im Stich. Die da hinten ist es, dort, wo die Menschen winken“ , sagt Josef Schnetzer. Der Bludenzer Berufssoldat ist als Flugretter der einzige Vorarlberger an Bord. Er weiß: “ Die Dankbarkeit beim abgeschnittenen Alppersonal ist sehr groß. Als wir aus dem Nenzinger Himmel Käselaibe ausgeflogen haben, schenkte uns der Senner ein riesengroßes Stück Alpkäse.“

Kälbchen ausfliegen

Auf der seit dem Unwetter abgeschnittenen Alpe Untermörzel kauert das Personal samt kleinem Kalb schon in der Alpwiese, kämpft während der Landung gegen den massiven Luftstrom des Downwashs an. “ Das Kälbchen ist erst acht Wochen alt, würde den Marsch ins Tal nicht durchstehen“ , sagt Tierarzt Hannes Kohler. Er setzt dem Jungtier eine Beruhigungsspritze – dann hebt das Kalb ab. Festgezurrt im Lastennetz, 20 Meter unterhalb des Heereshubschraubers.

Pilot Alois Maierhofer blickt auf die Uhr. 16.30 Uhr. Seit dem Abflug in der Bludescher Kaserne haben die fliegenden Soldaten auf zahlreichen Alpen geholfen. Soja für die Schweine auf die Untermörzelalpe geflogen, Hausrat von der Bruderthanalpe abgeholt. “ Meistens haben wir wesentlich mehr Flüge, als ursprünglich aufgetragen.“ Und doch können die zusätzlichen “ Lifts“ der guten Laune der Mannschaft nichts anhaben. Sie fliegen, solange das Kerosin reicht. Aber die Alouette frisst satte 200 Liter pro Stunde, Tankstopps sind alle paar Stunden nötig.

Auf der Waldalpe trägt Landwirt Luis Meusburger behände die Melkutensilien zum Heli. Alle packen mit an: Es ist der letzte Flug für heute. Knapp über den Köpfen zerschneiden die Rotorblätter die Bergluft. Und als im Heli am Schluss noch Platz für den Käfig mit den Hasen seines Sohnes ist, kann der Bezauer Landwirt wieder erleichtert lachen. Er greift zum Handy, ruft seinen Buben an: “ Deine Hasen kommen – mit dem Hubschrauber!“

Als abends die Crew auf dem Kasernenhof aus dem Heli steigt, klingelt das Handy des Piloten. Nach einigen Augenblicken sagt Alois Maierhofer: “ Ja, klar. Wir kommen.“ Der Feierabend muss warten.

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