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"Almosen" und "Trinkgeld": Ländle-Unternehmer über den Härtefallfonds

Vorarlberger Unternehmer über ihre Erfahrungen mit dem Härtefallfonds.
Vorarlberger Unternehmer über ihre Erfahrungen mit dem Härtefallfonds. ©Privat/Prettenthaler, VOL.AT/Mayer, Privat/Bolter
Die Härtefallfonds der Wirtschaftskammer sollen Menschen in der Krise unterstützen. VOL.AT sprach mit zwei Unternehmern über ihre Erfahrungen mit dem Hilfspaket in "Trinkgeld-Höhe".
Nachbesserung bei Härtefallfonds
Erleichterungen für Firmen

Der von der Wirtschaftskammer abgewickelte Härtefonds bietet Hilfe für all jene, die eine "wirtschaftlich signifikante Bedrohung durch Covid-19" nachweisen und ist Teil des Corona-Rettungsschirms. Insgesamt steht für betroffene Kleinunternehmer ein zwei Milliarden Fördertopf zur Verfügung. VOL.AT hat bei zwei Vorarlberger Unternehmer nachgefragt, die die Höhe der zur Verfügung gestellten Beträgt kritisieren.

Ernüchternde Bilanz

Dieter Prettenthaler ist selbständiger Hundeverhaltenstherapeut und tierpsychologischer Berater in Hard. Der Betreiber eines Einzelpersonenunternehmens hat den Antrag für den Härtefallfonds ausgefüllt. Das sei an sich relativ unkompliziert gewesen, erklärte er im VOL.AT-Telefoninterview. Er habe eine erste Sofortunterstützung von 1000 Euro zu Überbrückung erhalten. Die zweite Phase der Unterstützung fiel für ihn ernüchternd aus: Für 47 Tage (15.3. bis 30.4.) verbleibt nach Abzug von eventuell schon geleisteten Zahlungen ein Förderbetrag in Höhe von 159,70 Euro. Für Prettenthaler ist das nicht nachvollziehbar "und nur noch lächerlich". Was ihn besonders störe, sei, dass man keine Information dazu bekomme. "Du kriegst keine Darlegung, wie das berechnet wird, aus welchem Grund du nur so viel kriegst", erklärt er. "Du kriegst einfach nur irgendwas und keine Erklärung und sonst nichts."

Dieter Prettenthaler ist Hundetrainer in Hard. Bild: Privat

Kein Verhältnis zum Dienstentfall

"Wenigstens habe ich nun schwarz auf weiß, was dem österreichischen Staat das Schließen einer Betriebsstätte 'Tiertrainer' für knapp acht Wochen 'Wert' ist", meint er. Und: Von diesen insgesamt 1159,70 Euro "Almosen" - wie er es nennt - müsse er noch 20 Prozent Umsatzsteuer abführen. Es bleiben noch 927,76 Euro übrig, pro Tag also knapp 19 Euro. "Was ich mir wünschen würde ist, dass, wenn man den Betrieb zumacht, zumindest so viel kriegt, dass die Kosten gedeckt sind", so der Unternehmer. Er zahle derzeit mehr Steuern und Sozialversicherung, als er Förderung bekomme. Für den Hundetrainer kein Verhältnis zum Dienstentfall. Immerhin sei seine Existenz zurzeit nicht bedroht: "Ich habe das Glück, dass ich geringfügig arbeite, um mich über Wasser zu halten", verdeutlicht er. "Hätte ich das nicht wüsste ich ganz ehrlich nicht wie ich zwei Monate lang mit drei Hunden, mit Wohnung, mit Rückzahlung, mit Auto, mit Fixkosten und Steuern, die man weiterzahlen muss, überhaupt über die Runden kommen soll."

"Einfach nicht nachvollziehbar"

Zum Glück habe er sich ein Polster erarbeitet, von dem er leben könne. "Aber viele Kollegen von mir, die das hauptberuflich machen und kein zweites Standbein haben, die haben wirklich Existenzängste und wissen nicht, wie es weitergehen soll", gibt er zu verstehen. Wie sich die Förderung zusammensetzte, sei für ihn und befreundete Unternehmer "einfach nicht nachvollziehbar". Man höre mehrmals am Tag, dass Ein-Personen-Unternehmen und Kleinunternehmern geholfen werde, dass man sich keine Sorgen machen müsse. Das könne er langsam nicht mehr hören. Seit dem 1. Mai darf er wieder arbeiten - mit Einschränkungen der Gruppengröße und Maske. "Es ist trottelhaft", meint der Hundetrainer. Er dürfe mit Hundebesitzern zwar ohne Maske spazieren gehen, aber sobald es um ein Training gehe, müsse er die Leine desinfizieren und eine Maske tragen. "Haben wir das Thema erledigt, können wir die Maske abziehen und weiter spazieren", erklärt Prettenthaler.

Der Härtefallfonds soll in der Krise unterstützen. Bild: VOL.AT/Mayer

"Es geht vielen so"

Auch Stephen Bolter, Betreiber des Café Cuenstler in Bregenz, hat einen Antrag auf einen Teil des Härtefallfonds gestellt. "Ich habe zuerst die 1000 Euro bekommen und jetzt 500. Das ist alles", erklärt er im VOL.AT-Telefoninterview. Dazu komme noch die Kurzarbeit-Unterstützung für seine Mitarbeiter. "Es geht vielen so", meint Bolter gegenüber VOL.AT. "Ich habe eigentlich keine Erwartung, dass mir der Staat etwas schenkt", gibt er zu verstehen. Wenn man eine Unterstützung bekomme, sei das gut und recht. "Was mich stört ist, dass man dir Sachen erzählt und die Politik Dinge kommuniziert, die nachher für mich anders sind. Und, dass nicht nachvollziehbar ist, wieso man nichts bekommt", erklärt der Gastronom. "Wenn man sagt, dass es nichts gibt oder es schwierig ist, dann verstehe ich das", meint er. Nur sei es leider nicht so. Er habe mitbekommen, dass es anderen Unternehmern auch so ergehe.

Für Bolter ist die Höhe der Unterstützung nicht nachvollziehbar. Bild: Privat

"Alles undurchschaubar und kompliziert"

Die Unterstützung in "Trinkgeldhöhe" stößt bei ihm auf wenig Verständnis. "Meine Mama hat mir mehr geholfen in den 42 Jahren als der Staat jetzt", zieht er einen Vergleich. "Klar gibts Hilfen, aber das ist alles so undurchschaubar und kompliziert und eben nicht das, was man immer kommuniziert: Dass es einfach ist und schnell geht." Er habe jetzt zumindest vom AMS eine Meldung über die Kurzarbeit seiner Mitarbeiter erhalten. "Das geht ja auch lange", meint er. Es wisse allem Anschein nach auch keiner, wie die Höhe der Unterstützung berechnet werde. Der Gastronom darf sein Lokal am 15. Mai wieder öffnen. "Mir gehts halt um das, was kommuniziert wird von der Politik und was ankommt", betont Bolter erneut. "Ich glaube so geht's ganz vielen: Dass man sich verloren fühlt als Unternehmer." Wie die Öffnung funktionieren werde, sei ebenfalls noch ungewiss - besonders was die schwierig umzusetzenden Bestimmungen angehe.

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Wirtesprecher Andrew Nussbaumer geht auf den Frust mancher Gastronomen ein und spricht darüber, wie praxistauglich die Auflagen von der Regierung sind.

Interview mit Gernot Blümel

Österreichweit äußern Unternehmer und Selbständige Kritik am Härtefallfonds. Auch Wifo-Chef Christoph Badelt sieht Nachbesserungsbedarf beim Corona-Härtefallfonds für Klein- und Kleinstunternehmer. Sowohl bei der Höhe als auch bei der Dauer der Hilfen werde es immer wieder Anpassungsbedarf geben. Der Härtefallfonds sei nur für persönliche Lebenserhaltungskosten da, heißt es auf der Infoseite der Wirtschaftskammer. Laufende Betriebskosten sollen demnach über den ebenfalls von der Wirtschaftskammer abgewickelten Corona-Hilfsfond bestritten werden. Doch die Mühlen mahlen langsam. Viele Banken halten sich zudem aufgrund der Krise bei Krediten zurück.

(Red.)

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