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"Alles Fleisch ist Gras" von Christian Mähr

Dornbirn - Kläranlagen sind selten beliebt. Meist haben sie einen schlechten Ruf und einen schlechten Geruch. Sehr zu Unrecht, denn hier wird das, was die Gesellschaft hinter und unter sich lässt, unauffällig wieder in den Produktionsprozess eingegliedert. Ein Prinzip, das sich, weil eben niemand so genau hinsehen möchte, noch ausbauen lässt.

“Von der Umwandlung des Bösen in Gartenerde” erzählt etwa der neue Krimi des Vorarlberger Autors Christian Mähr. In “Alles Fleisch ist Gras” verschwinden in Dornbirn laufend Menschen, die niemand ernstlich vermisst. Dafür haben Häcksler und Gärturm der Abwasserreinigungsanlage Hochbetrieb.

Christian Mähr, 1952 in Nofels bei Feldkirch geboren und heute in Dornbirn lebend, hat 2008 in seinem originellen Roman “Semmlers Deal” die moderne Version eines mittelalterlichen Teufelspakts beschrieben. In “Alles Fleisch ist Gras” lässt er nun den mittelalterlichen Feme-Gedanken, eine auf eigene Faust etablierte Parallelgerichtsbarkeit beherzter Bürger nach dem Zusammenbruch der von der Obrigkeit gelenkten Rechtsprechung, wiederauferstehen. Ein wahnwitziger Gedanke, in dem das Streben nach der Ausmerzung allen Übels selbst mörderische Züge annimmt.

Dabei beginnt alles ganz harmlos und unscheinbar – mit einem herkömmlichen Seitensprung. Diplomingenieur Anton Galba, der tüchtige Leiter der Abwasserreinigungsanlage Dornbirn, wird bei seinen Freiluftaktivitäten mit einer Mitarbeiterin von einem Angestellten beobachtet und fotografiert. Der folgende Erpressungsversuch endet abrupt mit einem Schubser und einem Treppensturz. Galba hat Know-how und technisches Equipment, um aus dem Unfall mit Todesfolge ein spurloses, unerklärliches Verschwinden zu machen. Dumm ist nur, dass sein früherer Schulfreund Nathanael Weiß sich als ermittelnder Polizist sehr wohl seinen Reim auf verschiedene Ungereimtheiten zu machen versteht.

Doch anstatt Galba zu verhaften und den Gärturm auspumpen zu lassen, ehe die Bakterien ganze Arbeit gemacht haben, konfrontiert Weiß den Täter plötzlich mit irritierenden, nicht wirklich gesetzeskonformen Ansinnen. Der Mord in der Kläranlage wird nicht geklärt, sondern zum Beginn einer Säuberungswelle, die Häcksler und Gärturm über ihre eigentliche Bestimmung hinaus auslasten wird.

Christian Mähr hat mit “Alles Fleisch ist Gras” einen Thriller vorgelegt, der einen originellen Krimi-Plot bietet und der Unmoral ein überraschend biederes Gesicht gibt. Nicht nur in Dornbirn, wo das Buch am 24. Februar präsentiert wird, dürfte das Buch eine große Lesergemeinde erreichen. Doch das Personal der Dornbirner Kläranlage sollte sich schon einmal auf eine stark steigende Zahl neugieriger Spaziergänger einstellen…

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