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Alles andere als unbedeutend

Ein von der Medizin eher nachlässig behandeltes Leberenzym und diagnostisch höchstens in Zusammenhang mit Alkohol interessant. Nun sieht die Sache anders aus.

Innsbrucker Wissenschaftler haben mit Hilfe von Patientendaten des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) erstmals schlüssig nachgewiesen, dass auch ein Zuviel dieses einfachen Enzyms höchst ungesund ist und das Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung steigert.

Früherkennungsfaktor

Mit dieser Erkenntnis katapultierten sich die Mediziner des aks in die „Championsleague der Wissenschaft“, wie es Studienautor Univ. Prof. Dr. Hanno Ulmer formulierte. Davon zeugen auch die Publikationen in zahlreichen Fachzeitschriften wie etwa dem renommierten amerikanischen Journal „Circulation“. Was die Vorsorgemediziner ebenso freut: Aus der Vorsorge neu sollte die Bestimmung des GGT-Wertes gestrichen werden. „Jetzt wird sie wohl bleiben“, vermutet Primar Dr. Hans Concin, Leiter des wissenschaftlichen Beirates des aks.

Immerhin stellen Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache weltweit dar. Als Gefahrenpotenziale schlechthin galten Bluthochdruck, Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte und Diabetes. Jetzt gibt es mit dem Leberenzym einen neuen Früherkennungsfaktor. Und der hat es in sich. Denn: „Studienteilnehmer mit erhöhtem GGT wiesen im Vergleich zu Personen mit normalen GGT-Blutwerten ein mehr als 1,5-fach erhöhtes Risiko auf“, so Hanno Ulmer. Bei Personen unter 60 Jahren war das Risiko gar mehr als doppelt so hoch.

Viele Betroffene

Die Studie stützt sich auf die Analyse von knapp 164.000 Gesundenuntersuchungen, die zwischen 1985 und 2001 in Vorarlberg durchgeführt und vom aks genau dokumentiert und ausgewertet wurden. „Ohne die gute Arbeit der niedergelassenen Mediziner wäre das nicht möglich“, meinte der ärztliche Leiter des aks, Dr. Günter Diem. Für Primar Hans Concin wiederum haben sich neue Aspekte in der Vorsorge ergeben. Zum einen würden Patienten unter 50 zu wenig genau untersucht sowie Befunde zu wenig ernst genommen und Patienten über 60 zu viel therapiert. Andererseits sei auch klar geworden, dass Adam nicht Eva sei, also Befunde unterschiedlich interpretiert werden müssten. Was die neueste Forschung angeht schätzt Concin, dass jeder 5. Vorarlberger von einem erhöhten GGT-Wert betroffen ist. Über die Hälfte sind familiär bedingt. Die beste Medizin in diesem Fall: Eine Änderung des Lebensstils.

Stichwort: Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT)

GGT ist ein einfaches Leberenzym, das zur Überprüfung der Leberfunktion bereits seit vielen Jahren standardmäßig in der klinischen Routine gemessen wird. Zur Bestimmung von GGT ist lediglich die Abnahme einer Blutprobe erforderlich. Unzählige Studien widmeten sich dem Zusammenhang von Alkoholkonsum und kardiovaskulären Erkrankungen. Nur wenige Studien gingen hingegen den Auswirkungen von erhöhtem GGT auf Herz-Kreislauferkrankungen auf den Grund.

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