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Alle Flieger ständig im Blick

Schwarzach - Studenten machen es jetzt möglich: Die Flugbewegungen über Vorarlberg kann man im INternet in Echtzeit mitverfolgen. Live-Flugbeobachtung |  Flugverkehr Mashup [355KB]

Flug LX2254 nähert sich Vorarlberg, wird bald den Pfänderstock überfliegen. Die Maschine der Swiss befindet sich noch im Steigflug. 8 Meter pro Sekunde, um genau zu sein.

Kurz nach 13 Uhr entert die Fokker 100 direkt über Höchst den Vorarlberger Luftraum – denn bevor der Flieger in einer Stunde auf dem Rollfeld von Budapest aufsetzen kann, muss er drüber übers Ländle. Knapp vor St. Gallen flog die Maschine erst auf 3000 Meter – vom Boden aus sehr gut hörbar. Über Höchst befindet sich die Fokker auf exakt 5608 Meter.

Die ganze Welt liest mit

Bisher waren solch detaillierte Daten nur dem Piloten im Cockpit zugänglich, weder die Schweizer Flugüberwachung Skyguide, noch ihr österreichisches Pendant Austrocontrol oder die Flughafenbetreiber stellen solche Informationen öffentlich zur Verfügung.

Nun kann die ganze Welt die Route der Flugzeuge mitverfolgen – dank Daniel Kramarz (24) und Andreas Loeber (27), beide Diplomanden an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Die Studenten haben es geschafft, alle Flugzeuge unserer Region in Echtzeit auf einer interaktiven Karte im Internet darzustellen. Auf Anregung ihres Professors Karl Rege programmierten sie ein sogenanntes Mashup, also eine Verknüpfung von mehreren Datenquellen zu einer neuen Anwendung. In diesem Fall aus digitalen Positionssignalen von Flugzeugen einerseits und den digitalen Karten von Google Maps andererseits. „Die besondere Herausforderung war die Livedarstellung der Ereignisse. Denn die bisher im Internet verfügbaren Mashups greifen üblicherweise auf nicht ständig aktualisierte Datensätze zu“, sagt Prof. Rege im Gespräch mit den „VN“. Der große Vorteil der von den Studenten geschaffenen Anlage ist die Reichweite. Südlich wird diese zwar durch den Alpenkamm begrenzt, ansonsten können Flugzeuge aber bis zu den großen Flughäfen München, Stuttgart, Innsbruck „gespottet“ werden, wie es im Flugbeobachterjargon heißt.

„Wir haben eine ausgeklügelte Technik, um eventuelle Funkschatten auszugleichen – und die wahrscheinliche Position der Flugzeuge auch bei kurzfristigen Unterbrechungen anzeigen zu können“, sagt Karl Rege. Die Reichweite der von den Flugzeugen automatisch ausgesendeten Positions- und Kennungsdaten liegt bei rund 300 Kilometern – auf Sicht. Das virtuelle „Flugradar“ erfasst derzeit rund 90 Prozent der zivilen Flugbewegungen, eben alle Maschinen, die dieses digitale Transpondersignal aussenden. Faszinierend, wie sich das Geschehen am Himmel vom PC aus verfolgen lässt.

Die „VN“ berichteten bereits ausführlich über die Anstrengungen des Bregenzerwälder Informatikers Dominik Bartenstein, der auf die gleiche Weise – und mit Unterstützung der Landesregierung – Überflüge protokolliert. Bislang sind diese Daten aber nicht auf einer Internetseite live verfolgbar. Während viele Avionik-Seiten die Daten um mehrere Minuten verzögern, hinken die digitalen Karten der Schweizer nur um Sekunden hinter der Realität hinterher – die Darstellung erfolgt also quasi in Echtzeit.

Derzeit seien ständig zwischen 1000 und 2000 Menschen auf der Seite, sieht sich Prof. Rege bestärkt: „Wir haben die Grenzen von Google Maps ausgereizt. Wir werden aber weiter versuchen, die Anwendung mit zusätzlichen Informationen, zum Beispiel zum Wetter, anzureichern.“

Der Einsatz der Studenten Kramarz und Loeber jedenfalls hat sich gelohnt. Auf die Arbeit gab es eine Sechs. In der Schweiz die Bestnote.

STICHWORT

Mashup (von engl.: „to mash“ für vermischen) bezeichnet die Erstellung neuer Inhalte durch die Kombination bestehender Inhalte. Der Begriff stammt aus der Welt der Musik, wo er synonym für Remix steht. Mashups spielen im „Web 2.0“ eine große Rolle: Inhalte des Webs, wie Text, Daten, Bilder, Töne oder Videos, werden neu kombiniert. Dabei nutzen die Mashups offene Programmierschnittstellen. (Quelle: Wikipedia)

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