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Algerien: Al Kaida bekannte sich

Die Terrororganisation Al Kaida hat sich offenbar zu den Anschlägen in der algerischen Hauptstadt Algier mit rund 30 Toten bekannt. Politischer Hintergrund | 

Dies berichtete der Fernsehsender Al DJazeera am Mittwoch unter Berufung auf einen Telefonanruf eines angeblichen Sprechers der Al-Kaida-Bewegung im Maghreb.

Bereits zuvor war hinter den blutigen Terroranschlägen die erst kürzlich ins Leben gerufene Organisation „Al-Kaida des Islamischen Maghreb“ vermutet. Diese ist vor wenigen Monaten aus der größten Terrorgruppierung Algeriens hervorgegangen, der „Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf“ (GSPC).

In einer Internetbotschaft hieß es im Jänner, der Al-Kaida-Anführer Osama Bin Laden habe angeordnet, alle Kräfte des „Heiligen Krieges“ (Jihad) im Norden Afrikas unter einer Dachorganisation zu vereinen.

Ein Sprengsatz war vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Abdelaziz Belkhadem detoniert, der andere in einem Vorort der Hauptstadt Algier. Die Attentate schürten die Furcht vor einer Neuauflage des religiös motivierten Extremismus’ der 1990er Jahre. Regierungschef Belkhadem, der unverletzt blieb, sprach von einem Terrorakt.

Zweiter Anschlag gegen Polizeiwache

Der zweite Anschlag richtete sich gegen eine Polizeiwache in einer Vorstadt. Als Täter werden islamische Extremisten vermutet.

Bei dem Anschlag auf die Regierungszentrale kamen nach Informationen der amtlichen Nachrichtenagentur APS mindestens neun Menschen ums Leben, 32 wurden verletzt. Augenzeugen beobachteten einen Autofahrer, der sich mit seinem Wagen dem Amtssitz des Ministerpräsidenten näherte und dann explodierte. Etwa 30 Meter vor dem Gebäude war ein ausgebranntes Fahrzeug zu sehen. Sechs Stockwerke des Gebäudes wurden erheblich beschädigt. In dem gleichen Haus befindet sich auch der Sitz des Innenministers. Die Wucht der Explosion gegen 11.50 Uhr war so stark, dass das metallene Eingangstor verbogen wurde. Die Polizei riegelte den Zugang zu dem Regierungsgebäude ab.

Am östlichen Stadtrand von Algier, in der Vorstadt Bab Ezzouar, explodierte etwa zur gleichen Zeit eine zweite Bombe. Dort wurden nach Informationen von APS acht Menschen getötet und 50 verletzt.

Algerien stürzte 1992 in einen jahrelangen Bürgerkrieg, nachdem die fundamentalistische Islamische Heilsfront (FIS) bei den ersten Mehrparteienwahlen kurz davor stand, die Regierungsmehrheit zu erringen. Die Wahl wurde daraufhin von den Streitkräften abgebrochen, und die Fundamentalisten gingen in den Untergrund. Bei Anschlägen, Überfällen und Kämpfen mit Polizei und Armee kamen seitdem schätzungsweise 200.000 Menschen ums Leben. Ende der neunziger Jahre flaute die Gewalt ab. In einem Referendum vom 29. September 2005 sprach sich die algerische Bevölkerung mit großer Mehrheit für einen Plan von Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika zur nationalen Versöhnung aus, verbunden mit einer weitgehenden Amnestieregelung.

Seit einigen Monaten kommt es aber wieder häufiger zu Zwischenfällen vor allem im Osten und in der Mitte des nordafrikanischen Landes. Am vergangenen Wochenende wurden bei Gefechten zwischen Islamisten und Regierungstruppen mindestens neun Soldaten und sechs Aufständische getötet. Die Islamisten griffen nach Angaben der Behörden eine Militärpatrouille im Wald von Zaccar an, 250 Kilometer westlich von Algier.

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