Gestern berichtete Yildirim aus Dornbirn auf VOL.AT wie er die Demonstrationen in Istanbul miterlebte. Aus seiner Sicht wird in der Bosporusmetropole um den Erhalt des Gezi-Parks gekämpft, während die Unterstützungsdemonstrationen in Europa ein Versuch seien, politisches Kapital daraus zu schlagen.
„Demonstrierten nicht nur Aleviten“
Eine Ansicht, die Obmann Sahin Ethem und Nurcan Bakmaz von der Vorarlberger Alevitischen Kulturgesellschaft (VAKM) nicht teilen. Sie organisierten die Demonstration in Bregenz vergangenen Sonntag. „Es waren nicht nur Aleviten, sondern ein buntes Gemisch von Vereinen – so etwas gab es vorher noch nie. Gemeinsam demonstrierten Aleviten und Sunniten sowie Türken und Kurden gegen Erdogan“, verteidigt Ethem die Aktion.
Park sei inzwischen Symbol
„Es stimmt nicht, dass man in Istanbul und der Türkei nur um den Erhalt eines Parkes kämpft. Der Gezi-Park ist bereits zu einem Symbol der Demokratiebewegung geworden“, ist Bakmaz überzeugt. Aus ihrer Sicht sind die Demonstrationen in der Türkei eine Forderung nach mehr Menschenrechten, nach Religions- und Meinungsfreiheit.
Erdogan spielt den Demokraten
An Premierminister Erdogan lassen sie kein gutes Haar, sehen in ihm einen Nachfolger der alevitenfeindlichen osmanischen Sultane. „In Europa spielt er immer den Europäer und Demokraten. Doch das ist er nicht“, ist Ethem überzeugt. Seine Politik sei autoritär, islamistisch geprägt und zudem erkenne er die Demonstranten nicht als Gesprächspartner an. Für Erdogan seien sie nur Terroristen.
Jahrhundertelange Diskriminierung
Ethem und Bakmaz fühlen sich durch Erdogans Auftreten an die europäischen Diktatoren der 1930er erinnert. Für sie ist Erdogan ein Diktator, dessen Politik faschistisch sei. Die Sicht der Aleviten auf Erdogan ist durch jahrhundertelange Verfolgung und Diskriminierung im Osmanischen Reich und der Türkei geprägt. Gibt es für die Aleviten überhaupt eine Gesprächsbasis mit Erdogan und der AKP? „Nein, man kann ihm nicht vertrauen. Das merken auch die Demonstranten, darum protestieren sie in all diesen Städten. Es sind zwar nicht alle in seiner Partei wie er, aber die haben nichts zu sagen“, ist Ethem überzeugt.
Erdogans langer Arm nach Europa
Und seine Macht reiche weit. In Deutschland füllt der türkische Premierminister bei seinen Ansprachen Stadien. „Er hat hier viele Anhänger. Bei seinen Auftritten gibt er Anweisungen, die auch befolgt werden. Das betrifft auch uns hier“, warnt Bakmaz. Nicht zuletzt deshalb sei der Protest in Vorarlberg notwendig gewesen.
Von den Protesten versprechen sie sich aber nicht all zu viel. „Die Demonstrationen werden nicht viel ändern. Aber sie werden ihm zu denken geben, dass er nicht immer machen kann, was er will“, hofft Ethem abschließend.
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