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Albert IV. und der „echte“ Papst Franziskus

Papst Albert IV. fühlt sich bei koscherer Kost sehr wohl (Zuggal, Reiner, Klas).
Papst Albert IV. fühlt sich bei koscherer Kost sehr wohl (Zuggal, Reiner, Klas). ©Spielkreis Götzis
Großer Premierenerfolg des Spielkreises Götzis im Vereinshaussaal mit einer besinnlichen Papst-Komödie.
„Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ - Spielkreis Götzis

 

Götzis. (sch) „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“, ein Theaterstück des in Ungarn geborenen brasilianischen Dramatikers João Bethencourt (1924-2006), wurde, 1972 uraufgeführt, ein Welterfolg in 42 Ländern bis heute. Der Autor zeichnet den fiktiven Papst Albert IV. (wohl noch in frischer Erinnerung an den damals vor neun Jahren verstorbenen populären Johannes XXIII.) mit Charakterzügen, die frappant an den jetzigen Papst Franziskus erinnern – Bescheidenheit, tolerante Menschenliebe, Pazifismus. Und somit bekommt das Stück durch Zufall ein topaktuelles Profil. Bethencourt schrieb ein zutiefst humanistisches Theaterstück – ein Papst fühlt sich in einer jüdischen Familie wohl und schützt sogar den jüdischen Kidnapper vor weltlicher Polizeigewalt. Und der Spielkreis schuf eine zauberhafte Produktion.

 

Die Story

Papst Albert IV., ein Italiener, möchte sich nach einer anstrengenden Amerika-Reise zwei Tage in einem Kloster erholen. Durch einen Hinterausgang verlässt er unerkannt das Hotel und steigt in das Taxi des Juden Samuel Leibowitz. Dieser erkennt den Papst und entführt ihn kurzerhand in seine Wohnung, da er schon etliche abenteuerliche Dinge „verbrochen“ hat. Der gütige Papst genießt bald das Ambiente der jüdischen Familie, wird aber von einem eifrigen Rabbi an die Polizei verraten und von einem fanatischen Kardinal unverzüglich zur Rückkehr nach Rom aufgefordert. Nun, der Papst gehorcht, schützt aber den Kidnapper vor der Polizei, indem Albert IV. behauptet, er sei freiwillig bei jüdischen Freunden gewesen. Es gibt kein Thema Lösegeld, denn Leibowitz erpresst von der offiziellen Weltöffentlichkeit nur die Zusage, 24 Stunden Frieden auszurufen und keine Menschen zu töten…

 

Gediegene Aufführung

Der Gastregisseur Rolf Hanselmann führte das Ensemble mit psychologisch sensibler Hand. Ernst und Humor hielten sich angenehm die Waage. Die gemütliche jüdische Wohnung mit Leuchter etc. statteten Hugo Ender und Herbert Kilga aus. Für die klerikalen Gewänder sorgten realistisch Mariette Kilga und Emi Heinzle. Der profilierte Charakterdarsteller des Spielkreises, Gerhard Zuggal, ist ein Papst mit Charisma, der in der weißen Soutane wie auch im schwarzen Anzug ebenso Würde wie auch gütige Menschenfreundlichkeit ausstrahlt und mit einer Prise Humor mischt – eine wunderbar reife Leistung. Sam Leibowitz (Jürgen Reiner) punktet als sympathischer Wirrkopf, der mit Dynamit Ameisen tötet; seine Frau Sara (Karin Klas) versucht oft vergeblich, ihren Mann zu bändigen. Die Kinder Leibowitz (Daniel Forster und Anna Meier) spielen sehr aufgeweckt den Nachwuchs. Andreas Kopf mimt den etwas schmierigen Rabbi Meyer, und Jack E. Griss als Kardinal O´Hara ist als zynischer Schreier der Prototyp eines machtbesessenen Vatikan-Hardliners. Sheriff Warner – da brüllt stimmgewaltig mit Megaphon Spielkreis-Urgestein Hans Strassmair. Ein wunderschöner, bewegender und spannender Theaterabend, der ganz unkompliziert, aber eindringlich zu Toleranz und Frieden aufruft.

Weitere Aufführungen im Vereinshaussaal AMBACH vom 2.-10. November 2013.

Kartenvorverkauf: www.laendleticket.com

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