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Albanien: Berisha zurück an der Spitze

Albaniens ehemaliger Präsident Sali Berisha ist am Sonntag von Staatspräsident Alfred Moisu als Ministerpräsident vereidigt worden. Berisha war acht Jahren in der Opposition.

Er will sich nun vom autoritären Stil vergangener Tage verabschieden und seine Demokratischen Partei (PDSh) für den Nachwuchs öffnen. Der Hitzkopf von einst versucht sich heute als umsichtiger Staatsmann zu präsentieren. Die erste Regierungssitzung leitete Berisha von der Mitte des ovalen Tisches – nicht von dessen Ende, wo sein Vorgänger Fatos Nano zu sitzen pflegte.

1997 war Berisha als Staatsoberhaupt spektakulär gescheitert. Unter der Regierung seiner PDSh kam es zum Kollaps betrügerischer Sparsysteme, der besonders die ohnehin armen Bevölkerungsschichten um ihr gesamtes Hab und Gut brachte. Mit der Plünderung der Armee-Waffendepots brach die staatliche Ordnung zusammen. Berisha musste schließlich zurücktreten. Inzwischen hat er sich für seine Fehler von damals entschuldigt.

Im Kommunismus war der in Paris ausgebildete Medizinprofessor zunächst als „Kardiologe der Bonzen“ bekannt geworden. Nach dem Zusammenbruch des in Albanien besonders dogmatischen Regimes unter Enver Hoxha gründete Berisha Ende 1990 die erste nicht-kommunistische Partei. 1992 wurde er Albaniens erster demokratisch gewählter Präsident.

Berisha begann, Albanien näher an EU und NATO heranzuführen. Auf der einen Seite wurde er für seine wirtschaftlichen Reformen gelobt, auf der anderen Seite sorgte seine Politik auch immer wieder für Stirnrunzeln bei seinen westlichen Kollegen, etwa als er Albanien zum Mitglied der Konferenz Islamischer Staaten machte oder seinen Rivalen, den Sozialistenführer Nano, wegen Veruntreuung verhaften ließ. Zudem soll er die Wahlen von 1996 manipuliert haben, werfen ihm Kritiker vor.

Es hätte „kein besseres Gefühl gegeben, als den politischen Gegner mit dem Ausdruck der Niederlage im Gesicht auf dem Schlachtfeld auf die Knie fallen zu sehen“, erklärte Berisha damals nach der umstrittenen Wahl. Als die Sozialisten 1997 einen erdrutschartigen Sieg erringen konnten und der inzwischen begnadigte Nano als Ministerpräsident zurückkehrte, trat Berisha als Präsident zurück. Seine Jahre in der Opposition wurden bestimmt von Parlamentsboykotten, Straßenprotesten und Raufereien im Parlament mit den Sozialisten.

Nicht zuletzt sein Ruf der Unbestechlichkeit verhalf dem 60-jährigen Berisha nun zum Sieg in den Wahlen vom 3. Juli dieses Jahres. In seiner Rede vor dem Parlament bezeichnete Berisha am Samstag den Kampf gegen die weit verbreitete Korruption als wichtigstes Ziel seiner Regierung. „Die neue Regierung wird eine Regierung der sauberen Hände sein“, so Berisha.

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