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Al-Sadr fordert USA zu Rückzug auf

Irak - Der radikale schiitische Geistliche Muktada al-Sadr ist am Freitag zum ersten Mal seit Monaten im Untergrund wieder in der irakischen Öffentlichkeit aufgetreten.

In einer Predigt in der heiligen Stadt Kufa im Zentralirak forderte er vor 6.000 Gläubigen erneut die USA zum Rückzug ihrer Truppen auf, berichtete der staatliche Fernsehsender Al-Irakiya. Zumindest sollte ein Zeitplan dafür aufgestellt werden. Bei einer neuen Welle der Gewalt wurden am Donnerstag 87 Menschen bei Anschlägen und Angriffen getötet, unter ihnen sechs US-Soldaten. Bei einem Anschlag in Falluja starben 26 Menschen.

Der Schiiten-Geistliche Al-Sadr verurteilte Kämpfe zwischen seiner Mahdi-Armee und irakischen Sicherheitskräften. „Das hilft nur den Besatzern“, sagte er. Die Miliz sollte sich friedlichen Protestformen wie Demonstrationen und Sitzstreiks zuwenden. Die Sunniten forderte er auf, sich seinem Kampf gegen die US-Truppenpräsenz im Irak anzuschließen.

Al-Sadr, dessen Bewegung 30 der insgesamt 275 Parlamentsabgeordneten stellt, war vor rund vier Monaten von der Bildfläche verschwunden. Kurz darauf hatten die amerikanischen und britischen Truppen im Südirak und in Bagdads Schiiten-Vorstadt Sadr-City eine Offensive gegen die Mahdi-Armee, die Miliz der Sadr-Bewegung, gestartet. Die US-Armee hatte damals erklärt, Al-Sadr sei in den Iran geflohen, was die iranische Führung und die Sadr-Anhänger im Irak bestritten.

Extremisten sprengten in Bagdad unterdessen eine weitere Brücke. Auf der Brücke, die im Westen der Stadt die Viertel Al-Khadra und Al-Adel verbindet, sei am Donnerstagabend ein Sprengsatz explodiert, berichtete die Agentur INA am Freitag. Im April hatten Terroristen in Bagdad mehrere Anschläge auf Tigris-Brücken verübt und diese dadurch teilweise zerstört oder beschädigt. Fast völlig zerstört worden war die Sarafiya-Brücke, eine der wichtigen Verkehrsverbindungen der irakischen Hauptstadt.

Aufständische töteten binnen eines Tages sechs amerikanische Soldaten. Somit stieg die Zahl der im Mai getöteten US-Soldaten auf mindestens 88. Im April waren im Irak 104 amerikanische Soldaten ums Leben gekommen. Die US-Armee teilte am Freitag mit, zwei Soldaten und ein Übersetzer seien am Donnerstag bei einem Sprengstoffangriff auf ihre Patrouille in Bagdad getötet worden. Vier weitere Soldaten starben laut Armee am gleichen Tag durch Angriffe in Bagdad sowie in verschiedenen Provinzen nördlich der Hauptstadt liegen.

Bei einem Bombenanschlag auf die Trauerprozession eines Al-Kaida-Gegners wurden in der irakischen Stadt Falluja mindestens 26 Menschen getötet. Der Zwischenfall vom Donnerstag gilt als Teil einer massiven Einschüchterungskampagne des Terrornetzwerks gegen seine irakische Opposition. Der sunnitische Restaurantbesitzer Alaa Suwaid war am selben Tag erschossen worden. Er gehörte einem sunnitischen Stamm an, der mit anderen Stammesführern eine Allianz gegen Al Kaida im Irak gebildet hatte.

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