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AKW Mühleberg geht 2019 vom Netz

2019 geht das AKW vom Netz, bis die Reaktoren wirklich "kalt" sind wird es noch sehr viel länger dauern.
2019 geht das AKW vom Netz, bis die Reaktoren wirklich "kalt" sind wird es noch sehr viel länger dauern. ©VOL.AT/Hartinger
Das AKW Mühleberg soll 2019 vom Netz genommen werden. Dies hat die Schweizer Betreiberin entschieden. Das Land Vorarlberg setzte sich schon seit längerem vergeblich für die Abschaltung des 40 Jahre alten Kernkraftwerks ein, Klagen in Österreich und der Schweiz inklusive.
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Die BKW AG will in den restlichen sechs Betriebsjahren in Mühleberg verschiedene Nachrüstprojekte umsetzen. Angestellte sollen nicht entlassen werden.

Abschaltung nach Prüfung aller Szenarien

Die BKW AG habe in den vergangenen Monaten verschiedene Szenarien zur Zukunft und zum Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) geprüft, teilte die Betreiberin am Mittwoch mit. Sie habe entschieden, das KKM bis ins Jahr 2019 unter Einhaltung aller Sicherheitsanforderungen weiter zu betreiben und anschließend vom Netz zu nehmen. Bei ihrem unternehmerischen Entscheid habe sie sämtliche bekannten technischen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte mitberücksichtigt.

Ausbau der Wasserkraft und Windenergie

Der Verzicht auf die Investitionen für einen Langzeitbetrieb reduziert gemäss BKW das unternehmerische Risiko wesentlich und unterstützt einen verstärkten Ausbau der Wasserkraft und Windenergie im In- und Ausland sowie Investitionen in neue innovative Produkte und Dienstleistungen.

Nicht mit Behörden abgesprochen

Die Schweizer Bundesbehörden nehmen den Entscheid “zur Kenntnis”, dieser sei nicht abgesprochen worden: “Dies ist ein reiner Unternehmensentscheid”, sagte Dominique Bugnon vom Eidgenössischen Umweltinstitut. Auch das Bundesamt für Energie (BFE) sei im Vorfeld nicht über den Abschalttermin informiert gewesen. Die Entscheidung habe keine Auswirkungen auf die anderen Schweizer AKW.

Noch 200 Mio. Franken bis 2019

Die BKW will für die restlichen sechs Betriebsjahre verschiedene Nachrüstprojekte umsetzen. Insgesamt sollen rund 200 Millionen Franken für Betrieb und Instandhaltung investiert werden. Rund 15 Millionen Franken entfallen auf ausserordentliche Nachrüstmassnahmen.

Land Vorarlberg wartet auf mehr Informationen

Umweltlandesrat Schwärzler begrüßt die Entscheidung der BKW, das Kraftwerk vom Netz zu nehmen. “Lieber wäre es mir persönlich gewesen, wenn es bereits 2017 abgeschaltet würde”, gesteht er. Die Klage der Vorarlberger Landtagsparteien wird nun vorerst auf die lange Bank geschoben. Die Situation müsse nun neu bewertet werden, man werde über das Ministerium nun genauere Informationen einholen. “Es ist wichtig, dass wir volle Information über die geplanten Investitionen und Sicherheitsvorkehrungen erhalten und bis wann diese umgesetzt werden”, betont Schwärzler. Es müsse klar sein, dass die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden und der Abschaltetermin verbindlich ist. Man werde sich dann mit dem Experten und Klubobleuten beraten, um das weitere Vorgehen abzustimmen. “Eine Klage muss auch eine Chance haben, sonst macht es keinen Sinn.”

Vorarlberg scheiterte mit Klagen

Vorarlberg kämpft schon seit längerem für die Abschaltung des Kraftwerks. Besonders peinlich: Nach dem Erstentscheid des Landgerichts Feldkirch, in der Sache nicht zuständig zu sein, versäumte der Rechtsanwalt des Landes die Frist für eine Berufung. Damit war der Fall in Österreich endgültig vom Tisch.

Allerdings fuhr das Land bereits eine Doppelstrategie, nachdem sich abzuzeichnen begann dass die Klage vor dem Landesgericht wohl scheitern würde. Deshalb strengte man auch in der Schweiz ein Verfahren an, mit dem Ziel dem AKW die Betriebsbewilligung durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) entziehen zu lassen. Durch die Entscheidung des Betreibers dürfte dieses Verfahren wohl hinfällig sein.

Radioaktive Wolke in 7 Stunden über Vorarlberg

Käme es in dem ca. 200 km entfernten AKW zu einem Störfall, würde die radioaktive Wolke bei den für gewöhnlich vorherrschenden Windverhältnissen binnen sieben Stunden Vorarlberg erreichen. Im Juli 2013 war bekannt geworden, dass in einem Trinkwassersee nahe dem Kernkraftwerk erhöhte radioaktive Messwerte festgestellt worden waren. (red/sda)

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