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aktionstheater ensemble zeigt männliche Cheerleader in Feinripp

Am Mittwoch war die Uraufführung des Stücks.
Am Mittwoch war die Uraufführung des Stücks. ©Paulitsch
Am Mittwoch gab es im Bregenzer Theater Kosmos die Uraufführung von "Die wunderbare Zerstörung des Mannes". Das Werk von Martin Gruber und seinem aktionstheater ensemble entstand in Kooperation mit der Landeshauptstadt Bregenz/Bregenzer Frühling sowie dem Kosmos Theater Wien. Eine Bestandsaufnahme unserer Männerwelt ist schwierig und vielfältig - aber wohl deswegen sehr gelungen.
Bilder der Uraufführung
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Bregenz. Sechs Männer in Feinripp. Scheinbar unsicher in ihren Bewegungen. Sechs Männer auf einer leeren Bühne – im Hintergrund nur zwei Masten, daran hängen Fahnen, und in diesen werden per Videoprojektion (von Claudia Virginia/Dornwittchen) sich bewegende Schmetterlinge sichtbar, später kläffende Hunde. Der Boden ist beschreibbar, Namen werden hingekritzelt, und danach versuchen die Männer immer wieder, diese “Spuren” zu verwischen. Die Männer bewegen sich rhythmisch, geben sich den wiederkehrenden Schrittkombinationen hin und erzählen von sich, ihrer Männlichkeit.

Paulitsch
Paulitsch ©Paulitsch

Dem Macho in uns begegnen

Im Programmheft wird Martin Gruber zitiert mit den Worten “In unserer westlichen Welt zeichnet sich die Verstörung einer jungen Männergeneration ab. In einem lustvoll-theatralen Akt wollen wir dem Macho in uns begegnen und diesen mit Freude dekonstruieren.” Gruber will keine Antworten und auch kein neues Männerbild, er und sein Team aus Schauspielern und Co-Autoren (Texte lieferten auch Elias Hirschl und Wolfgang Mörth) bearbeiten, entblättern und zerlegen Rollenbilder. Lustvoll, mal liebevoll, schonungslos und dann wieder brutal und gewalttätig. Das Ganze gipfelt in einem Tanz der Männer mit Pom Poms – den klassischen Utensilien von Cheerleadern.

Paulitsch
Paulitsch ©Paulitsch

Hohe Temperaturen

Eine der besten Zutaten, die Regisseur Martin Gruber immer wieder in seine seit vielen Jahren erfolgreiche und preisgekrönte “Theatersuppe” wirft, sind seine leidenschaftlichen und überzeugenden Darsteller, die an ihre Grenzen gehen, die sich mit dem Thema beschäftigen und die es so nahe an sich ran holen, dass Darstellung und Realität schwer zu unterscheiden sind. Andreas Jähnert, Sascha Jähnert, Thomas Kolle, Peter Pertusini, Fabian Schiffkorn und Benjamin Vanyek liefern in überzeugender Weise ihre Recherchen und Erkenntnissen zum Thema. Etwas erschwerend waren am Abend der Premiere die hohen Temperaturen. Hitze für Darsteller und Zuschauer. Die Schauspieler wurden durch intensives, schweißtreibendes Spiel noch zusätzlich gefordert. Trotzdem überzeugte das Ensemble mit seinem kraftvollen Spiel. Aber manchmal wurde es doch eine Spur zu klischeehaft. Es braucht schließlich nicht mehr das Herzeigen des männlichen Geschlechts oder das Einklemmen des Penis zwischen den Beinen, um die Verletzlichkeit und femininen Züge eines Mannes zu zeigen.

Türen öffnen

Dass die “Zerstörung” des Mannes tatsächlich wunderbar gelingt, verdankt die Inszenierung aber auch der musikalischen Darbietung von Nadine Abado/PH LION. Die Wienerin begleitet die Männer mit Gesang, Bass und den Klängen aus ihrem Loop-Pedal durch den Abend. Sie liefert einen Soundteppich, der kommentiert, aber auch die Zuschauer bisweilen weiter in die Geschichte hinzieht und dann auch wieder herausreißt.

“Die wunderbare Zerstörung des Mannes” öffnet viele Türen zu unterschiedlichsten Sichtweisen, vielleicht sind es zu viele. Denn in der Flut der Bilder geht vielleicht doch manches unter. Die Zuschauer hatten aber Gefallen an der Inszenierung und spendeten einen langen Schlussapplaus. Nach weiteren drei Vorstellungen in Bregenz ist das Stück ab 13. Juni in Wien am Kosmos Theater zu sehen.

(APA)

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