Das vom Dornbirner Architektenbüro Bernardo Bader gestaltete Projekt wird für seine schlichte und poetische Form und für sein integratives Potenzial prämiert. Der alle drei Jahre vergebene Architekturpreis ist mit einem Preisgeld von einer Million US-Dollar (ca. 765.000 Euro), das auf die Siegesprojekte aufgeteilt wird, die höchstdotierte Auszeichnung auf diesem Gebiet. Die Verleihung findet im Castelo de Sao Jorge in Lissabon statt.
“Ort der Problemlösung”
Die im Dezember 2011 eröffnete Grabstätte in Altach wird von der Jury für ihre “komplexe Ausbalancierung verschiedenster kultureller Einflussfaktoren” gelobt. Das Projekt beziehe die lokale Landschaft und Tradition ein, erfülle aber gleichzeitig die spirituellen Ansprüche der gesellschaftlichen Minderheit. In der Begründung hob die Jury außerdem die integrative Kraft des Friedhofs hervor: “Im Kontext der ihn beherbergenden Umgebung präsentiert er einen symbolisch aufgeladenen Standort als Ort der Problemlösung. Das Projekt brachte eine multi-ethnische Gruppe von Akteuren unterschiedlichen Glaubens zusammen.”
Als “schlicht im Ausdruck und poetisch in der Form” bezeichnet die Jury die aus rosafarbenem Stahl-Sichtbeton errichteten Gebäude und Elemente, die mit Eichenholz für die Ornamentierung kombiniert wurden. Die unterschiedlich hohen Mauern umgrenzen fünf versetzt angeordnete, Richtung Mekka ausgerichtete Gräberfelder und ein einstöckiges Gebäude mit Gebets- und Versammlungsräumen. Die fortgesetzte Unterbrechung der Mauern ermögliche einen steten Dialog mit der umgebenden Landschaft, so die Jury.
Bestrebungen für Bau seit 2003
Vorarlberger Muslime, die ursprünglich als Gastarbeiter aus der Türkei oder als Flüchtlinge des Jugoslawienkriegs ins Land kamen, überführten ihre Verstorbenen vor der Eröffnung des Friedhofs zumeist in ihre Herkunftsländer. Seit dem Jahr 2003 gab es Bestrebungen islamischer Vereine und der Initiative “okay.zusammen.leben”, einen Friedhof für Muslime zu bauen. Im August 2004 wurde ein entsprechender Bauantrag bei der Vorarlberger Landesregierung gestellt. In der Folge wurde der Vorarlberger Gemeindeverband aktiv. 2006 fand sich in der Gemeinde Altach ein passendes, 8.000 Quadratmeter großes Grundstück. Nach mehreren Verzögerungen erfolgte im März 2011 der Baustart. Der islamische Friedhof in Altach wurde am 2. Juni 2012 feierlich eröffnet. Im Endausbau werden 700 in Richtung Mekka ausgerichtete muslimische Gräber Platz finden.
Co-Preisträger des Projekts sind das Salam Zentrum für Herzchirurgie in Khartum im Sudan, die Revitalisierung des historischen Zentrums von Birzeit, die fünfzig palästinische Dörfer umfasst, die Sanierung des Basars von Täbris im Iran, sowie das Rabat-Sale Urban Infrastructure Project in Marokko, das Brückendesign, verbesserte Infrastruktur und Stadtplanung verbindet.
Preis von schiitischem Führer ins Leben gerufen
Der Architekturpreis wurde 1977 von Karim Aga Khan IV ins Leben gerufen, dem religiösen Führer der ismailitischen Nizariten, eines Zweiges des schiitischen Islams. Verliehen wird der Aga-Khan-Architekturpreis von der Aga-Kahn-Stiftung, der weltweit größten privaten Entwicklungsorganisation. Potenzielle Preisträger sind Bau- und Restaurierungsprojekte, die in muslimischen Gesellschaften realisiert wurden und nicht nur architektonisch interessant sind, sondern auch die Lebensqualität der Bevölkerung verbessern. Bei der Preisverleihung werden neben Architekten auch Stadtverwaltungen, Bauunternehmen und Handwerker, die eine bedeutende Rolle bei der Realisierung eines Projektes gespielt haben, berücksichtigt.
(APA)
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