Sage noch einer, dass das Publikum in Vorarlberg eher reserviert sei. Am Donnerstagabend kam es jedenfalls in wenigen Minuten von null auf hundert. Im Festspielhaus fand die Gastspielpremiere des Artistik-Theaters „Afrika! Afrika!” von André Heller statt, und da setzte sich fort, wovon seit der Uraufführung im vergangenen Herbst die Rede ist. Die Zuschauer bejubeln die atemberaubenden Fähigkeiten der Künstler.
Die Faszination der Show mag einerseits am enormen artistischen Niveau der Darbietungen liegen, andererseits spricht die Inszenierung ein Grundbedürfnis der Menschen an, das hier ungehemmt ausgelebt werden kann, beschert uns „Afrika! Afrika!” doch reichlich Gelegenheit zum Staunen.
Fantastisch
Eines sei vorweggenommen. Was Georges Momboye nach einer Idee von André Heller choreographiert hat, ist kein Tanz-Event, der auf folkloristische Effekte setzt oder kulturelle Gegebenheiten zitiert bzw. sich ihrer bedient, als ob sie Afrika repräsentieren könnten. Buntheit bis hin zu fantastischen Landschaftsbildern herrscht freilich vor, getanzt wird, dass die Fetzen fliegen. Die zuweilen bizarre Überhöhung durch Showelemente verhindert ein Abdriften auf eine banale Klischeeebene. Auch darin liegt der Erfolg der Produktion.
Lange ist es her, dass André Heller mit „Flic-Flac” im Rahmen der Wiener Festwochen ein Unterhaltungsprogramm einführte, das in einer Stadt ohne Revue-Theater Begeisterung hervorrief. Projekte mit Artisten aus verschiedenen Ländern wurden mittlerweile realisiert, die Zweitauflage von „Afrika! Afrika!” ist darauf zurückzuführen, dass zahlreiche Künstler aus Afrika Aufnahme ins Programm begehrten.
Erstaunliche Akrobatikkünste
Mögen sie sorgsam mit ihren Körpern umgehen können, die für Höchstleistungen trainiert werden. Bei der vierstöckigen Menschenpyramide dürfte so ziemlich jeder im Saal den Atem angehalten haben; dass ein Mann durch einen Tennisschläger schlüpfen kann, hätte man zuvor niemals für möglich gehalten, und wenn Menschen in einer fulminanten Regie zu fliegenden Basketbällen mutieren, hält man sich kaum noch auf den Sitzen. Dass für manche Akrobaten die Schwerkraft offenbar nicht gilt, ist Programmbestandteil, wie manche rasante Jonglage oder ein poesievolles, kurioses und ganz und gar unkonventionelles Besteigen einer Leiter. Und überhaupt – am liebsten würde man hier alle Namen der über 70 Mitwirkenden aufzählen.
Dass die Musik live gespielt wird, versteht sich von selbst. Sie wird vokal und instrumental bestens interpretiert und betont, dass ein routinemäßiges Abspulen der Nummern hier nichts verloren hat. (Die Erinnerung an die etwas anders konzipierte Aufführung in Salzburg bestätigt den Eindruck.) Bühnentechnik darf sein und da spielt eine LED-Leinwand ohnehin alle Stücke, wenn Zebras auftauchen, Löwen neben Erdmännchen das Geschehen beäugen oder ein kurzer Abriss aus der Geschichte des Kontinents mit einiger Ironie vorbeihuscht. Das dadaistische Cabaret hätte durchaus breiter zitiert werden können und die Verweise auf die Kolonialzeit greifen zu kurz. Von der Pflicht, jedem Menschen mit Respekt zu begegnen, ist nicht abzuweichen. (VN/Christa Dietrich)
Aufführungen im Festspielhaus Bregenz:
Freitag, 21.2. – 20 Uhr
Samstag, 22.2. – 15 und 20 Uhr
Sonntag, 23.2. – 10.30 Uhr, 14.30 Uhr und 19 Uhr
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