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Afghanistan: Taliban bekennen sich zu Anschlägen

Einen Tag vor der Präsidentenwahl in Afghanistan sind am Freitag bei zwei Raketenangriffen in Kabul zwei Menschen verletzt worden. Die radikalislamischen Taliban übernahmen dafür die Verantwortung.

Eine Rakete schlug nahe der deutschen Botschaft und eines US-Stützpunktes ein und beschädigte einige Fahrzeuge. Eine weitere Rakete explodierte in der Stadt Jalalabad. Dabei wurden ein junges Mädchen und ein älterer Mann verletzt.

Ein Sprecher der Taliban kündigte am Freitag weitere Raketenangriffe an. „Wir übernehmen die Verantwortung für alle Anschläge, die heute (Freitag) und morgen passieren. Sie werden mehr von solchen Nachrichten hören.“ 2001 waren die Taliban durch den Einmarsch US-geführter Truppen entmachtet worden, nachdem sie eine Auslieferung des Moslem-Extremisten Osama bin Laden verweigert hatten. Besonders im Süden und Osten Afghanistans führen sie nun einen Aufstand gegen die ausländischen Truppen.

Von den Spannungen in Afghanistan und in Pakistan will der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sich aber nicht von einem Besuch beider Länder abhalten. „Was Afghanistan angeht, so ist das sicherlich bedauerlich. Aber ich werde natürlich an meiner Reise festhalten“, sagte Schröder am Rande eines Europa-Asien-Gipfels im vietnamesischen Hanoi. Nach Angaben eines Regierungssprechers reist er am Sonntag nach Pakistan und am Montag nach Afghanistan.

Präsidentenwahl am Samstag
Drei Jahre nach dem Sturz der fundamentalistischen Taliban steht Afghanistan am Samstag bei seiner ersten Präsidentenwahl vor einer unermesslichen Herausforderung.
Das Land ist zwar nicht länger ein Hort des internationalen Terrorismus wie vor dem Angriff der USA. Aber der militante Islamismus lebt weiter. Weite Teil Afghanistans sind weiter in der Hand von Milizführern, zudem blüht der Drogenanbau und wird zu einer immer größeren Gefahr.

Der amtierende Präsident Hamid Karzai gilt bei der Wahl als der große Favorit. Unklar ist eigentlich nur, ob er angesichts von 17 Mitbewerbern schon im ersten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit erhält. Wer immer auch gewinnt: Er muss ein Land führen, das große Hoffnungen in die Zukunft setzt, aber auch vor riesigen Problemen steht.

Fast 1.000 Menschen wurden dieses Jahr bisher getötet, darunter auch 30 US-Soldaten. Von Stabilität kann keine Rede sein. Der Einschlag einer Rakete am Freitag im Kabuler Diplomatenviertel belegt dies nur.

Die USA hoffen, dass die Wahlen etliche Kämpfer dazu bringen, die Waffen niederzulegen und den Ausgleich mit der Regierung zu suchen. Generalmajor Eric Olson, der stellvertretende US-Kommandeur in Afghanistan, mahnt aber, ein Friede sei in Afghanistan noch lange nicht in Sicht. „Das ist ein langer Kampf“, sagt Olson. „Ich glaube nicht, dass er in zehn Jahren vorüber ist, aber es eine Situation, in der wir gewinnen können.“

Große Gefahren für die Stabilität Afghanistans liegen auch in der Unfähigkeit der Regierung, die Macht der Regionalfürsten einzudämmen und den boomenden Opiumhandel zu unterbinden. Der Drogenhandel könne alles wieder zunichte machen, was bis jetzt erreicht worden und was für die Zukunft geplant sei, sagt US-Botschafter Zalmay Khalilzad.

Wie groß die Bedrohung ist, zeigte der Bombenanschlag auf Ahmed Sia Massud, den Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten im Fall eines Siegs von Karzai.

Hoffnung macht das große Interesse an der Wahl. Von den 25 Millionen Einwohnern haben sich 10,6 Millionen registrieren lassen, davon sind 41 Prozent Frauen. Ein großer Schritt zur Demokratie für ein Land, in dem Frauen bisher weitgehend vom politischen Leben ausgeschlossen waren. Zudem wollen rund 740.000 Afghanen in den Flüchtlingslagern in Pakistan und 400.000 im Iran ihre Stimme abgeben. Die Auszählung wird dann eine weitere große Herausforderung, da praktisch niemand Erfahrungen in diesem Bereich hat. Erste Ergebnisse werden deshalb erst in einigen Tagen erwartet, ein vorläufiges Endergebnis kann ein bis zwei Wochen auf sich warten lassen.

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