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Afghanistan: Stimmauszählung beginnt

Nach Verzögerungen wegen des Streits über Unregelmäßigkeiten bei der afghanischen Präsidentschaftswahl hat fünf Tage nach dem historischen Votum die Auszählung der Stimmen begonnen.

Auf Anweisung der Wahlkommission begannen am Donnerstag hunderte Wahlhelfer in zunächst fünf der acht Auszählungszentren mit der Auswertung der Stimmzettel, wie die UNO in Kabul mitteilte. Die Wahlkommission hielt nur rund zehn der insgesamt 4.800 Wahlurnen zur Untersuchung von Unregelmäßigkeiten zurück. Die ersten vorläufigen Ergebnisse sind nach UN-Angaben spätestens in eineinhalb Wochen zu erwarten. Das amtliche Endergebnis soll in zwei bis drei Wochen feststehen.

In Bamijan, Jalalabad und Herat verzögerte sich die Stimmauszählung weiter. Dort seien die Helfer noch ein oder zwei Tage damit beschäftigt, die Gesamtzahl der Stimmzettel festzustellen, sagte der UN-Logistikbeauftragte David Ivory. Vor der Freigabe der Auszählung hatte die Wahlkommission die ersten Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchungskommission abgewartet. Das aus einem schwedischen Wahlexperten und einem ehemaligen kanadischen Diplomaten bestehende Expertenteam hatte insgesamt 43 Beschwerden untersucht, die von mindestens vier Kandidaten eingereicht worden waren. Unter den vier befinden sich auch Amtsinhaber Hamid Karzai sowie Ex-Bildungsminister Junis Kanuni, der als sein größter Herausforderer gilt.

Am Donnerstagnachmittag sollte eine Frist für die Eingabe von weiteren Beschwerden auslaufen. Die Experten wollen parallel zur Auszählung den Vorwürfen weiter nachgehen. Kandidaten hatten unter anderem bemängelt, dass die Tinte, mit der die Daumen der Wähler zur Verhinderung von Mehrfach-Stimmabgaben markiert wurden, abwaschbar gewesen sei. Einzelne Wahlhelfer hätten Wähler außerdem zur Stimmabgabe für bestimmte Kandidaten ermutigt bzw. gedrängt. Wahlbüros seien zu spät geöffnet oder zu früh geschlossen worden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden der Wahlkommission übergeben, die letztlich darüber entscheiden muss, ob die Wahl gültig ist oder nicht.

Die Einsetzung des unabhängigen Expertenteams ist ein Kompromiss zwischen den Wahlorganisatoren den Kandidaten, die gegen massive Unregelmäßigkeiten protestierten. Kurz nach Beginn der Wahl am Samstag hatten 14 Kandidaten angekündigt, die Abstimmung nicht anerkennen zu wollen. Nach und nach rückten die Kandidaten aber von ihrer Forderung ab und akzeptierten die Einsetzung der Experten-Kommission. Vor allem der Chef der UN-Afghanistan-Missions, Jean Arnault, und der US-Botschafter im Land, Zalmay Khalilzad, hatten sich für den Kompromiss eingesetzt.

„Die ersten Hochrechnungen werden in einer oder in anderthalb Wochen vorliegen“, sagte ein Vertreter der UNO. Die Vereinten Nationen organisieren die Wahl zusammen mit den afghanischen Behörden. Sollte kein weiterer Zwischenfall die Auszählung verzögern, soll das amtliche Endergebnis frühestens am 28. Oktober und damit noch vor der US-Präsidentschaftswahl am 2. November vorliegen. Als haushoher Favorit der ersten demokratischen Präsidentschaftswahl in Afghanistan gilt Karzai.

Laut Exit-Polls gewann Amtsinhaber Karzai die Wahl vom Samstag schon im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit.

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