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Affenpocken: Warnung vor Ausbreitung in Europa

Rauch beruhigt - WHO warnt
Rauch beruhigt - WHO warnt ©APA
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer Ausbreitung der Affenpocken in Europa.
Keine Panik, aber ein Grund zu Vorsicht
Affenpocken: Was hat das zu bedeuten?
Affenpocken breiten sich aus

Der Europa-Chef der WHO, Hans Kluge, sagte am Freitag, er sei besorgt, dass sich die Ausbreitung des Virus in den Sommermonaten in der Region beschleunigen könnte. Massenveranstaltungen, Festivals und Partys könnten die Übertragung vorantreiben. Außerdem seien vielen Menschen die Symptome unbekannt. Die WHO berief für Freitag eine Sitzung dazu ein.

Nach mehreren europäischen Ländern ist auch in Deutschland ein erster Fall von Affenpocken festgestellt worden. In der Schweiz wurde ein Fall im Kanton Bern registriert. In Österreich ist bisher kein Fall gemeldet worden. Die Gesundheitsbehörden bereiten sich aber vor: Das Contact Tracing soll im Fall des Falles mit Anfang kommender Woche startklar sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief zu einer Nachverfolgung aller Kontakte von Infizierten auf. "Aktuell gibt es in Österreich keinen Anlass zur Sorge", so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz.

Experten befürchten Folgen für sexuelle Gesundheit

Britische Mediziner haben sich besorgt über mögliche Folgen der Affenpocken auf die ärztliche Versorgung von Geschlechtskrankheiten sowie Kinderwunschbehandlungen geäußert. Ärzte und Pfleger, die mit Infizierten in Kontakt kommen, müssten sich isolieren, sagte Claire Dewsnap, Chefin des Fachverbands British Association for Sexual Health and HIV, am Samstag der BBC.

In London würden Kliniken keine "Walk-in-Behandlung" mehr anbieten, berichtete der Sender: Patienten müssten also im Voraus anrufen und ihre Symptome schildern, bevor sie einen Termin erhalten. Einige Mitarbeiter hätten bereits eine Pockenimpfung erhalten. Auch wenn der Impfstoff nicht speziell auf das Affenpocken-Virus zugeschnitten ist, soll er einen gewissen Schutz bieten - vor allem gegen schwerere Erkrankungen.

Druck auf Personal steigt

Dewsnap sagte, die Infektionen würden den Druck auf das ohnehin schwer belastete Personal noch erhöhen. "In Hinsicht auf Infektionen und Konsequenzen für Betroffene bin ich nicht besorgt", sagte die Verbandschefin. "Aber ich bin besorgt um unsere Möglichkeit, gute Dienste für sexuelle Gesundheit sowie Zugang für alle aufrechtzuerhalten und gleichzeitig diese neue Infektion zu bewältigen."

Sie forderte mehr finanzielle Unterstützung. "In den vergangenen zehn Jahren ist die Finanzierung durch das öffentliche Gesundheitsbudget erheblich zurückgegangen." Dadurch gebe es nun weniger Personal und weniger Möglichkeiten, Patienten zu behandeln.

"Element der sexuellen Übertragbarkeit"

Der Pandemie-Experte Peter Horby von der Universität Oxford zeigte sich verwundert über die Ausbreitung der Affenpocken. Es handle sich um eine "ungewöhnliche Situation", da das Virus außerhalb von West- und Zentralafrika übertragen werde, sagte Horby der BBC. Es gebe "offenbar ein Element der sexuellen Übertragbarkeit", sagte Horby und verwies darauf, dass das Virus vor allem bei schwulen oder bisexuellen Männern festgestellt worden sei.

In Großbritannien wurden bisher 20 Fälle von Affenpocken bestätigt. Auch in anderen Ländern wie Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweden, Australien und den USA wurden Fälle festgestellt, in Österreich gab es bisher noch keinen Nachweis des Virus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zu einer rigorosen Nachverfolgung aller Kontakte von Betroffenen aufgerufen. Kliniken und Bevölkerung müssten für die Symptome sensibilisiert werden.

Gemeingefährliche Krankheit

In Schweden hat die Regierung des Landes die seltene Viruserkrankung als für die Allgemeinheit gefährlich eingestuft. "Die Einstufung ermöglicht es, Maßnahmen zum Infektionsschutz zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern", erklärte Sozialministerin Lena Hallengren.

"Wichtig ist auch, dass die Informationen Risikogruppen erreichen und dass die Gesundheitsdienste darauf vorbereitet sind, Verdachtsfälle zu behandeln und zu verfolgen." In Schweden war am Donnerstag der erste Fall von Affenpocken im Großraum Stockholm registriert worden. Am Freitag wurde erstmals eine Infektion in Deutschland nachgewiesen.

Ausbrüche in Europa ungewöhnlich

Affenpocken treten hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht. Seit Anfang Mai werden zunehmend Fälle in Europa festgestellt. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, die meist im Gesicht beginnen und sich auf den Rest des Körpers ausbreiten. Die Krankheit verläuft in der Regel mild. Bei Affenpocken handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die von Tieren - vermutlich vor allem von Nagetieren - auf Menschen übertragen werden. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind selten, aber bei engem Kontakt möglich.

Ansteckungsherd auf Kanaren

Die spanischen Behörden gehen der Vermutung nach, dass Partys der Gay Pride auf der Urlauberinsel Gran Canaria ein weiterer Ansteckungsherd für Affenpocken gewesen sein könnten. Das berichtete die Zeitung "El País" am Samstag unter Berufung auf Quellen im Gesundheitssektor. An der vor allem von Schwulen besuchten "Maspalomas Pride" nahmen vom 5. bis 15. Mai etwa 80.000 Menschen aus Spanien und vielen anderen Ländern teil, wie die Zeitung berichtete.

(APA)

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