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Ärztemangel wird zum Problem

Die vergebliche Suche nach einer Nachfolge für Dr. Hedwig Birnbaumer ist nur die Spitze des Eisbergs.
Die vergebliche Suche nach einer Nachfolge für Dr. Hedwig Birnbaumer ist nur die Spitze des Eisbergs. ©Franz Steiner
Der Mangel an Fachärzten zeigte erste Auswirkungen im Sanatorium Mehrerau. Die vergebliche Suche nach einer Nachfolge für Dr. Hedwig Birnbaumer ist nur die Spitze des Eisbergs.

BREGENZ. (fst) Aufregung zum Jahreswechsel im Bregenzer Sanatorium Mehrerau: Nachdem die Leiterin der Internen Nachsorgestation, Dr. Hedwig Birnbaumer, mit 1. Jänner in den wohlverdienten Ruhestand wechselte, musste die Station vorübergehend geschlossen werden, weil sich trotz intensiver Suche nur ein Arzt für den seit Monaten ausgeschriebenen Posten bewarb, und dieser Arzt schließlich absagte.

„Eine Notlösung“

 Inzwischen konnte eine Lösung gefunden werden: Die Station in Bregenz wird vom LKH Feldkirch mitbetreut. Für den Geschäftsführer der Krankenhausbetriebsgesellschaft, Gerald Fleisch, eine gute Lösung, für Dr. Gabi-Sprickler-Falschlunger, der Gesundheitssprecherin der SPÖ im Landtag, jedoch nur eine Notlösung: „Das kann keine Dauerlösung sein“, meint sie und weist auf die große räumliche Distanz zwischen Feldkirch und Bregenz hin. Für den Primararzt der „Internen“ am Landeskrankenhaus Bregenz, Univ.Doz. Dr. Bernhard Föger ist das Thema zumindest zurzeit nicht mehr aktuell.

„Chronisch unterbesetzt“

 „Mit Feldkirch wurde, wie man mir versicherte, eine längerfristige Lösung gefunden. Natürlich sind auch wir bereit, die Nachsorgestation in der Mehrerau zu übernehmen, wenn uns dafür genügend Personal zur Verfügung gestellt wird“. Im Augenblick ist die Interne Abteilung am LKH Bregenz jedoch chronisch unterbesetzt. Die Patienten in der Mehrerau werden natürlich 24 Stunden durchgehend ärztlich betreut. Sekundärärzte – das sind Ärzte nach der Turnusausbildung – übernehmen diese verantwortungsvolle Aufgabe. „Für Notfälle steht die interne Station am Landeskrankenhaus den Nachsorge-Patienten zur Verfügung. Sie werden mit Notarzt oder Rettung zu uns überstellt, weil wir hier naturgemäß über mehr Möglichkeiten verfügen“, sieht Primar Föger in der derzeitigen Situation keinen Nachteil für die Patienten.

Kein Mitspracherecht

 Für die Bregenzer Stadträtin Dr. Annette Fritsch kann die derzeitige Lösung nur „eine Übergangslösung“ sein und auch dem Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart wäre eine Betreuung der Nachsorgestation durch Ärzte des Bregenzer Krankenhauses lieber, „die Stadt hat aber hier kein Mitspracherecht, das ist eine Entscheidung der Krankenhausbetriebsgesellschaft, die wir akzeptieren müssen“, meint Linhart und weist darauf hin, dass auch Maria Rast vom LKH Feldkirch mitbetreut wird und sich diese Lösung bewährt hat. Die vorübergehende Schließung der Nachsorgestation zeigt aber ein Dilemma auf, das in den nächsten Jahren noch zu größeren Problemen führen wird. Der Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Bregenz, Dr. Rudolf Brugger, hat schon vor geraumer Zeit darauf hingewiesen, dass in den nächsten acht Jahren jeder zweite Bregenzer Arzt in Pension gehen wird. „Wenn die Politik nicht schnell und entschlossen handelt, dann ist die ärztliche Betreuung im bisherigen Ausmaße gefährdet“, warnt er eindringlich. „Der Zugang zum Studium wird unnötig erschwert“, findet er die Eingangstests nicht nur unnötig, sondern auch „völlig daneben“.

Soziale Kompetenz

 Im Arztberuf kommt es vor allem auf die soziale Kompetenz an, meint er „und darüber gibt der Test keinen Aufschluss“. Er schlägt vor, dass jeder, der ein Arztstudium antreten möchte, zuvor ein Jahr lang bei der Rettung oder in einem Altersheim seine Eignung beweist. „Damit fallen auch viele ausländische Studenten weg, die unserem Nachwuchs die Studienplätze wegnehmen“, ist Dr. Brugger überzeugt. Zudem sollte viel mehr in Lehrarztpraxen investiert werden, um die Ausbildung zum Allgemeinmediziner zu forcieren.

Zitat:

“Wenn die Politik nicht schnell und entschlossen handelt, ist die ärztliche Betreuung im bisherigen Ausmaße gefährdet.”
Dr. Rudolf Brugger
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