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Acht Jahre Haft für Kunststudent

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Vier Überfälle hat ein 22-jähriger Kunststudent im Oktober des vergangenen Jahres in Wien verübt. Dafür wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt. Der Richterspruch ist noch nicht rechtskräftig.

Sein sehnlichster Wunsch war es, in Wien Kunst zu studieren, sagte der Angeklagte. Mehrmals reiste er daher seit dem Jahr 2000 nach Österreich und schaffte schließlich im vergangenen Herbst die Aufnahmsprüfung an der Akademie der bildenden Künste. Um sein Studium anzutreten, kam er am 14. Oktober mit einem Visum und 800 bis 900 Euro – unter anderem für die Gebühren – im Gepäck nach Wien. Doch am 16. Oktober sei er selbst bestohlen worden, die gesamte Summe sei weg gewesen. Zur Polizei ging der 22-Jährige aber nicht: „Ich hatte Angst, dass es Probleme mit meinem Visum gibt.“

Er hatte nur noch wenige Tage Zeit, um die Studiengebühren zu bezahlen. So kam er zunächst auf die Idee, sich am Stephansplatz als Porträtmaler zu verdingen. Das brachte allerdings nicht genug ein. Die Konsequenzen waren fatal: „Ich habe die Kontrolle über mich verloren. Ich wusste, dass ich dringend Geld brauchte“, sagte der Student. So kam er auf die Idee mit den Überfällen – bevorzugt auf ältere Menschen: „Ich habe gedacht, die leisten weniger Widerstand.“

Zunächst versuchte er, einer 75-jährigen Frau an einer Straßenbahnstation beim Zentralfriedhof die Handtasche zu entreißen, als sie gerade in den Niederflurwagen steigen wollte. Die Frau fiel auf den Gehsteig, der 22-Jährige entkam. Dass die Pensionistin so viel Widerstand leisten würde, war für ihn nicht vorhersehbar. Danach fuhr er zunächst einmal zurück in seine Wohnung in der Leopoldstadt. Doch am selben Tag kehrte er zum Zentralfriedhof zurück, diesmal mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser. Dieses hielt er auf dem Friedhof einem pensionierten Uhrmacher und dessen Frau vor die Brust und verlangte 150 Euro. Außerdem drohte er, sagte das Opfer: „Ich mach’ euch tot, ich mach’ euch beide tot.“ Der Uhrmacher gab ihm die 55 Euro, die er eingesteckt hatte. Als er und seine Frau zu schreien begannen, flüchtete der 22-Jährige.

Bereits am nächsten Morgen wurde der Angeklagte erneut aktiv: In der Nähe des Reumannplatzes wollte er einer Lehrerin – sein einziges jüngeres Opfer – die Aktentasche entreißen. Von hinten schlug er ihr gegen das linke Ohr. Sie trug dabei Schnittverletzungen davon, die von einem Schlüsselbund stammen könnten. Das bestritt der junge, schmächtige Mann. Die Tasche bekam er nicht: „Ich habe ihn angeknurrt, aus dem Bauch heraus: ’Nein, Nein’“, sagte die Lehrerin aus.

Nach dem Versuch kehrte er zum Zentralfriedhof zurück und bot einem pensionierten Sektionschef an, ihm bei der Grabpflege zu helfen. Dieser lehnte ab, gab dem Angeklagten aber zwei Euro. „Dann ist etwas in mich gefahren. Ich habe die Kontrolle verloren und bin sehr böse geworden“, erzählte der 22-Jährige. Mit einem Stein schlug er seinem Opfer drei Mal auf den Hinterkopf. Ein pensionierter Beamter rief die Polizei, die den Studenten kurz darauf festnahm, und versorgte den Überfallenen: „Das Blut ist ihm heruntergeronnen, als hätte ihm der Nitsch einen Kübel aufgesetzt“, sagte der Zeuge.

Der 22-Jährige zeigte im Prozess Reue: „Ich fühle mich sehr schuldig, ich werde das nie wieder tun. Das war ein großer Fehler.“

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