Unlängst wollte noch eine Frau ein Paket aufgeben. Dabei hat die Post schon Ende September 2005 die Segel gestrichen. Zur Jahreswende haben nun Maria Mauga und Gabi Hörl-Anselmi im ehemaligen Postamt der Bregenzer Achsiedlung das Stadtteilbüro eröffnet.
Erste Besucher
Noch fehlen Bilder an den Wänden und ein Sofa. Aber die Bürger kommen schon.
Manche wünschen guten Einstand. Andere machen ihrem Ärger Luft. Ein Mann bat Gabi Hörl sehr eindringlich, sich das jüngste Mülldrama vor seinem Block anzusehen. Dann geht man hin und berät, wie wir das gemeinsam in den Griff kriegen. Gemeinsam lautet das Zauberwort.
Der Geschäftsführer des Lebensraums Bregenz, Peter Weißkopf, wohnt selber seit sechs Jahren im Block 21. Auch er könnte auf Anhieb nicht sagen, wer sonst noch im selben Haus lebt. Wie wenig Bregenz auch Großstadtcharakter haben mag, an der Ach gelang es vor 30 Jahren ein zutiefst städtisches Gefüge zu errichten. Mit der ganzen Anonymität eines Wiener Gemeindebaus.
Die lässt sich nicht auf Kommando durchbrechen. Deshalb haben Mauga und Hörl Ende 2005 als Gelegenheitsgäste in der Siedlung erst einmal Fakten erhoben. Damals lebten 2077 Menschen hier. Ein Viertel Senioren, ein Viertel Kinder und Jugendliche, der Rest dazwischen , liest Hörl aus ihren Aufzeichnungen.
74 Wohnungswechsel
Die Achsiedlung umfasst 31 VOGEWOSI-Blöcke, sechs von der BUWOG und fünf Häuser der ÖBB, alle mit 15 bis 20 Wohnungen. In einem Block sind es 33. Alle Wohnhäuser sind nach Altersstruktur gut durchmischt . Der Migrantenanteil liegt bei 20 Prozent. 2005 gab es 74 Wohnungswechsel. Die Gründe wurden bislang nicht erhoben.
Aber denken kann man sichs. Die Achsiedlung steht in schlechtem Ruf. Als VOGEWOSI-Hausverwalter Franz Vonach in den ersten acht Jahren der Siedlung selber hier wohnte, war das noch anders. Aber in den letzten zwei Jahren hat der Vandalismus stark zugenommen . Der Wachdienst half nur kurzfristig. Die Polizei wird mehr beachtet. Aber am meisten würde Sozialarbeit helfen.
Deshalb haben Hörl und Mauga viel vor. Beide wollen die Bürger befähigen, auf lange Sicht ihre Probleme selbst zu lösen. Die Gelder für ein Bürgerbeteiligungsmodell wurden in der Stadt beantragt. Jetzt warten die Sozialarbeiterinnen auf Antwort.
Aber Bürgercaf- oder Bürgerwerkstatt – daran wird kein Weg vorbeiführen, wenn das Zusammenleben von mehr als 2000 Menschen auf engstem Raum ernsthaft verbessert werden soll.
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