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„Absicherungswahn“ als Kostentreiber

Der "Absicherungswahn" zwischen Handwerkern und Bauträgern kostet Zeit und Geld.
Der "Absicherungswahn" zwischen Handwerkern und Bauträgern kostet Zeit und Geld. ©APA
Der „Absicherungswahn“ zwischen Handwerkern und Bauträgern kostet Zeit und Geld, so die etwas provokante Behauptung ­seitens RIVA home. Die ­Wirtschaftskammer ­verortet allerdings ­andere Kostentreiber an anderer Stelle.

von Harald Küng/Wann & Wo

Handwerker und Bauträger hätten oftmals nicht den gemeinsamen Kunde vor Augen, sondern würden  „sich bereits im Vorfeld vor möglichen Gewährleistungsansprüchen schützen – und zwar mit sogenannten ,Sicherheitsaufschläge‘. Dies wiederum führt zu höheren Preisen“, so die provokante These von RIVA home. „Würde ein reaktiver Austausch zwischen Handwerkern und Bauträgern stattfinden, würde dies zu einer leichteren und vereinfachten Zu­­sammenarbeit führen und brächte auch für den Endkunden eine finanzielle Erleichterung“, erklärt RIVA home Immobilienexperte Pascal Kohlhaupt. Eine transparente Zusammenarbeit und Begegnung auf Augenhöhe könne laut Kohlhaupt ein Einsparungspotential von rund drei Prozent der Gesamterrichtungskosten ermöglichen.

„Langfristige Daueraufträge“

Bei RIVA home verlaufe das Auswahlverfahren der Handwerker nicht nach dem billigsten Preis oder aufgrund von Ausschreibungen,  sondern in Form langfristiger Daueraufträge. „So wie die RIVA-Bewohner für uns zusammenpassen müssen, wird es bei uns auch mit den Handwerkern gehandhabt.“ Ein Vorteil, der sich dadurch ergeben würde: Da erst nach Fertigstellung nach dem Motto „gekauft wie gesehen“, kann sich der Kunde selbst ein Bild von der Qualität machen und dann entscheiden.“ Schließlich fasst Kohlhaupt zusammen: „Eine Konzentration auf wenige ausgewählte Handwerker und Materialien in Kombination mit einer Zusammenarbeit auf Vertrauensbasis, führt zu weniger Schnittstellen in der Planung und dadurch zu einem geringeren Preis.“

WKV: „Im Ländle wird sehr gut zusammengearbeitet“

WANN & WO bat bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg um eine Einschätzung der Situation. Armin Immler, Geschäftsführer der Sparte Gewerbe und Handwerk, teilt mit: „Wenn mit ,Sicherheitsaufschlägen‘ gemeint ist, dass bereits bei der Kalkulation Zuschläge erfolgen, um im Reklamationsfall auf Nummer sicher zu gehen, so ist das zumindest keine ,gängige‘ Praxis – im Einzelfall will ich das aber nicht ausschließen.“ Die Behauptung, Bauträger und Handwerker würden sich gegenseitig nicht über den Weg trauen, weist Immler zurück: „Das halte ich für ein Gerücht. Dass sich Bauträger und Handwerker nicht über den Weg trauen, halte ich für ein Gerücht. In meiner Wahrnehmung gibt es sehr viele langjährige Partnerschaften und eine gute Zusammenarbeit. Jeder Unternehmer schaut natürlich in erster Linie auf die eigenen Mitarbeiter­Innen – auch das ist völlig normal.“ Bauträger und Handwerksunternehmen würden sich durchaus auf Augenhöhe begegnen, so Immler weiter: „Vorarlberg ist recht überschaubar und zum allergrößten Teil wird hier sehr gut zusammengearbeitet.“ Neue Formen der Kooperation und des Auswahlverfahrens wären für Immler durchaus vorstellbar, gerade im Zuge der digitalen Möglichkeiten (BIM, etc.) könnten sich hier neue Ansätze ergeben. „Gerade private Bauträger sind hier sehr innovativ unterwegs“, so der Spartenobmann, „Öffentliche bzw. halböffentliche Bauträger werden sich unter den gegebenen Rahmenbedingungen aber eher schwerer tun – ihnen bleiben fast nur Ausschreibungen übrig“, so Immler gegenüber WANN & WO.

„Bemüht, Kosten zu dämpfen“

Abschließend äußerst sich Armin Immler noch allgemein zu den Kosten bzw. einer Kostensenkung im Baubereich: „Die hohen Standards im Baubereich (teils gesetzlich vorgeschrieben, teils von den Kunden gewünscht) gibt es natürlich nicht zum Schnäppchenpreis. Über die steigenden Grundstückspreise muss ich nichts erzählen (Anm.: Mehr zum Thema Grundstückspreise am 15. März) und die steigenden Rohstoff- und Deponierungspreise sind ebenso Tatsache.“ Einsparungspotenziale ausschließlich im Bereich der Bauträger- und Handwerksleistungen suchen zu wollen, seien „oberflächlicher Populismus“. Abschließend betont der Spartengeschäftsführer: „Wir sind gemeinsam mit dem Land und allen betroffenen Berufsgruppen bemüht, die Kosten zumindest zu dämpfen und die gesetzlichen Regelungen dahingehend zu überprüfen.“

Lösungsansätze

Problemstellung

Oftmals stehe laut RIVA home bei Bauträgern und Handwerkern oft nicht der gemeinsame Kunde im Fokus, sondern gegenseitiges Misstrauen. Durch „Sicherheitsaufschläge“ würde man sich gegenseitig absichern.

Lösungsansätze

Handwerker und Bauträger agieren gemeinsam im Sinne des Kunden. Ein reaktiver Austausch mit den Handwerkern – wie beispielsweise über einen KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess) abgefragte Schnittstellenverbesserung zu einer leichtern und vereinfachten Zusammenarbeit – brächte finanzielle Erleichterung. Eine transparente Zusammenarbeit und Begegnung auf Augenhöhe würde laut RIVA home ein Einsparungspotential von rund drei Prozent der Gesamterrichtungskosten ermöglichen. Eine weitere Maßnahme zur Kostenersparnis im Sinne „Leistbaren Wohnens“: Handwerkerverträge werden nicht auf Basis von Ausschreibungen, sondern in Form von langfristigen Daueraufträgen geschlossen.

Die gesamte Ausgabe der Wann & Wo lesen Sie hier.

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