Das kleine Haus steht in der Batloggstraße. Caritasquartier. Einfach, aber blitzsauber. Da passt Lia Wartschridse schon auf. David und Nica haben jedenfalls Schultaschen und Turnbeutel schon Mal wie zum Appell in Reih und Glied ans Bett gelehnt.
Fremde Heimat
Meine Mama war Lehrerin, sagt der zwölfjährige Nica. Damals, in Tiflis. In der Hauptstadt Georgiens, an die er sich nur mehr schemenhaft erinnern kann. Meine Lehrerin, betont er und fügt augenzwinkernd an: In der Schule war sie anstrengend, zuhause dann nicht mehr.
Nico kann noch ein bisschen Georgisch. Sein zwei Jahre älterer Bruder David hat manchmal Mühe, wenn sie im Fernsehen Wörter gebrauchen, die nicht so geläufig sind. Aber Hochdeutsch sprechen die beiden, dass es eine Freude ist. David will einmal aufs Gymnasium. Da muss ich noch Gas geben, sagt er. Weil er dann später studieren will. Das Zeug dazu hat er.
Lia, ihr Mann Sura und die beiden Söhne David und Nico sind eine ganz normale Familie. Das lohnte keinen Bericht, wären sie freiwillig hier. Aber das sind sie nicht.
Sie haben im korrupten System Georgiens und mit den ständigen Problemen bei der großen Polizei nicht mehr leben können. Da sind sie gegangen. Vor fünf Jahren. Nach Österreich. In Traiskirchen lebten wir neun Tage, erinnert sich Lia und erzählt von 20, 30 Menschen in einem Raum in Stockbetten. Ihre Stimme fängt sich erst wieder, wenn sie von Norbert Vögel spricht. Der arbeitet bei der Caritas Vorarlberg. Er hat sie damals, um 22 Uhr in der Nacht im Ländle begrüßt. Am Ende ihrer Odyssee. Der war so freundlich, schwärmen sie. Von da an war alles gut.
Das ist es noch. Jedenfalls beinahe. Die Eltern dürfen nicht arbeiten. Nur Nachbarschaftshilfe. Sura war zwar Kfz-Mechaniker. Hier schneidet er für Nachbarn Bäume zurecht. Oder er wartet. Das kann er. In fünf Jahren lernt man das.
Während halb Dornbirn die georgische Familie kennt und mag, hat die Republik Österreich nämlich noch nicht entschieden, ob sie sie behalten will. Das Asylverfahren dauert noch an. Irgendwann werden sie deshalb nochmals vorgeladen werden. Dann müssen sie in Wien oder Innsbruck ihre Geschichte noch einmal erzählen. Von der Flucht, mit allen Details. Ob sie sich inzwischen eingelebt haben in Vorarlberg, ist laut Andrea Kramer von der Caritas ohne Belang.
Tatsächlich sind die Wartschridses längst hier zuhause. Aber vielleicht müssen sie dennoch irgendwann ihre Koffer wieder packen. Dann wird Österreich eine schöne Erinnerung sein, mehr nicht.
Es kann doch nicht sein, dass solche Familien die Unzulänglichkeiten der heimischen Gesetze ausbaden müssen, sagt Caritas-Direktor Peter Klinger. Man tut sich schwer, ihm da zu widersprechen.
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