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Unsichtbar im Straßenverkehr: Dunkle Kleidung wird zur Gefahr

Neue ÖAMTC-Erhebung zeigt: 71 Prozent der Fußgänger sind bei Dunkelheit kaum sichtbar.
Neue ÖAMTC-Erhebung zeigt: 71 Prozent der Fußgänger sind bei Dunkelheit kaum sichtbar. ©CANVA
Mit der dunklen Jahreszeit steigt das Risiko für Fußgänger und Radfahrer dramatisch an. Eine neue Erhebung zeigt, wie viele dabei fast unsichtbar unterwegs sind – und warum das lebensgefährlich sein kann.

Mit dem Einbruch der dunklen Jahreszeit steigt das Risiko für Fußgänger, Radfahrer und E-Scooter-Nutzer auf Österreichs Straßen deutlich. Der ÖAMTC hat in einer aktuellen Erhebung festgestellt, dass 71 Prozent der zu Fuß Gehenden bei schlechten Lichtverhältnissen dunkle Kleidung tragen – und damit für Autofahrer oft erst im letzten Moment sichtbar sind.

"Viele unterschätzen, wie schlecht sie im Dunkeln tatsächlich zu erkennen sind", warnt Verkehrstechniker David Nosé vom ÖAMTC. Der Verzicht auf helle Kleidung oder reflektierende Elemente könne fatale Folgen haben, denn andere Verkehrsteilnehmer nehmen dunkel gekleidete Personen deutlich später wahr. Gerade in den Wintermonaten, in denen sich laut Statistik jeder zweite Unfall bei Dämmerung oder Dunkelheit ereignet, wird diese Unsichtbarkeit schnell zur lebensgefährlichen Bedrohung.

Studie zeigt: Sichtbarkeit bleibt Ausnahme

Von 1. bis 20. Oktober 2025 beobachtete der Mobilitätsclub an Kreuzungen und bei Bahnhöfen in ganz Österreich über 10.000 Verkehrsteilnehmer bei Dämmerung. Das Bild ist einheitlich – und ernüchternd: Lediglich neun Prozent der Fußgänger trugen Reflektoren. Bei Radfahrern waren 62 Prozent dunkel gekleidet, ein Viertel fuhr sogar ohne Licht – trotz gesetzlicher Beleuchtungspflicht.

Auch bei E-Scooter-Fahrern zeigte sich ein gefährlicher Trend: 27 Prozent waren ohne Licht unterwegs, rund 60 Prozent in dunkler Kleidung. Positiv fiel auf, dass immerhin 20 Prozent Warnwesten oder reflektierendes Material nutzten. Bei Autos war die Bilanz nicht wesentlich besser: 1,4 Prozent der Fahrzeuge fuhren ohne Abblendlicht, bei weiteren 3,3 Prozent war zumindest ein Licht defekt.

Junge Erwachsene besonders häufig in Unfälle verwickelt

Die Zahlen aus den Wintermonaten der vergangenen Jahre belegen: Zwischen November und Jänner ereignen sich mehr als ein Viertel aller Fußgängerunfälle. Der Anteil tödlicher Zwischenfälle liegt in diesen Monaten bei dramatischen 36 Prozent.

Auffällig ist dabei die Altersverteilung: Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis 30 Jahre) sind zu 65 Prozent in Dunkelheitsunfälle verwickelt – deutlich häufiger als Kinder oder ältere Menschen, bei denen dieser Wert jeweils bei 37 Prozent liegt. "Junge Menschen sind oft mobil unterwegs – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder E-Scooter. Gleichzeitig tragen sie häufig dunkle Kleidung. Diese Kombination ist besonders gefährlich", erklärt Nosé.

Doch auch ältere Menschen gelten als Risikogruppe. Zwar sind sie nur an einem Viertel aller Fußgängerunfälle beteiligt, machen jedoch 58 Prozent der tödlichen Opfer aus. "Das zeigt, wie verletzlich ältere Menschen im Straßenverkehr sind. Sichtbarkeit und Rücksichtnahme sind hier besonders wichtig", betont der Verkehrsexperte.

25 oder 130 Meter: Sichtweite entscheidet über Leben und Tod

Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Wer helle Kleidung oder Reflektoren trägt, wird im Scheinwerferlicht bereits aus bis zu 130 Metern erkannt – Dunkelgekleidete hingegen erst aus rund 25 Metern. "Das ist ein Unterschied von mehr als 100 Metern – und im Ernstfall sind das Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden können", warnt Nosé eindringlich.

Der ÖAMTC rät daher dringend zu reflektierender Kleidung, idealerweise auf Höhe des Scheinwerferlichts getragen. Bei Kindern empfiehlt es sich, Reflektoren gleichmäßig über den ganzen Körper zu verteilen. Ebenso wichtig ist eine funktionierende Beleuchtung an Fahrrädern und E-Scootern sowie das Queren von Straßen an gut beleuchteten Stellen – am besten mit Blickkontakt zu Autofahrern.

Licht-Check beim ÖAMTC: Gratis für Mitglieder

Um die Sichtbarkeit auch technisch zu gewährleisten, bietet der ÖAMTC an seinen Stützpunkten einen kostenlosen Licht-Check für Mitglieder an. Dabei wird die gesamte Lichtanlage des Fahrzeugs – von der Funktion bis zur richtigen Einstellung – überprüft.

"Es braucht ein ganzes Maßnahmenpaket, um die Zahl der Unfälle in der dunklen Jahreszeit zu senken", so Nosé. "Gute Straßenbeleuchtung, angepasstes Tempo und gut sichtbare Kleidung sind entscheidende Faktoren."

Denn am Ende zählt nur eines: gesehen zu werden, bevor es zu spät ist.

(VOL.AT)

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