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Warum Vorarlberger für diesen Lochauer Friseur kilometerweit fahren

Zwischen Star-Wars-Figuren, Salonkatze und Drohnenflügen schneidet Rene Goger seit Jahrzehnten Haare – und zieht damit Kunden aus ganz Vorarlberg nach Lochau.

Dieser Friseur schneidet nicht nur Haare – im Lochauer Salon von Rene Goger laufen Drohnenflüge und Urlaubs-Vlogs im Hintergrund, während die Schere klappert. Eine Katze streift durch den Laden, Star-Wars-Figuren stehen neben Werkzeug – und Stammkunden kommen seit Jahrzehnten. Was hinter diesem außergewöhnlichen Friseursalon steckt.

Rene Goger im Podcast

Wer den Salon von Rene Goger in Lochau betritt, weiß nicht sofort, ob er bei einem Friseur, in einem privaten Museum oder auf dem Set eines YouTube-Videos gelandet ist. Zwischen Star-Wars-Figuren, taktischer Ausrüstung und einem goldenen Baseballschläger empfängt der 50-Jährige seine Kunden – während im Hintergrund seine eigenen Filme laufen.

Goger ist Friseur mit Leib und Seele. Gleichzeitig ist er Content-Creator, Drohnenpilot und leidenschaftlicher Geschichtenerzähler. Der Ort, an dem alles zusammenkommt, ist sein Salon.

"Herrenhaarschnitte liegen mir"

Goger begann nicht als Friseur. Er war Elektroinstallateur, diente beim Bundesheer, überlegte kurz, zur Militärpolizei zu gehen. Erst auf den Vorschlag seiner Mutter, den Friseursalon zu übernehmen, wagte er den ungewöhnlichen Neustart: eine Friseurlehre als 21-Jähriger zwischen lauter 15-jährigen Mädchen. "Es war ulkig."

Renes Friseur in Lochau. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Anfangs war es noch seltsam", sagt er. "Aber ich habe gemerkt: Herrenhaarschnitte liegen mir." Heute ist er seit fast drei Jahrzehnten genau darauf spezialisiert – und hat sich damit eine treue Kundschaft aufgebaut, die teils von Feldkirch oder Übersaxen hinweg zum Termin nach Lochau anreist.

"Ich verbringe 80 Prozent meines Lebens hier"

Dass der Salon mehr als Arbeitsplatz ist, bemerkt man sofort. "Ich verbringe 80 Prozent meines Lebens hier" – also hat er den Raum so eingerichtet, wie es ihm entspricht.

Rene Goger in seinem außergewöhnlich dekorierten Friseursalon. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Dort stehen Figuren aus Star Wars, daneben taktische Lampen, Souvenirs aus Kenia, Mexiko, Sardinien. Andere Dinge haben Kunden mitgebracht. "Viele Bobbleheads sind Geschenke", erzählt Goger.

Und dann wäre da noch die Salonkatze. Sie spaziere gelegentlich durch den Herrenbereich, lege sich neben wartende Kunden oder kassiere Streicheleinheiten.

Die Salonkatze sorgt regelmäßig für unerwartete Besuchsmomente im Herrenbereich. ©VOL.AT/Emilia Waanders

"Die Leute schauen im Spiegel direkt auf den Bildschirm"

Wer in Gogers Salon Platz nimmt, blickt nicht nur in den Spiegel, sondern direkt auf einen Bildschirm, auf dem seine Reisevideos laufen.

Im Salon laufen Gogers selbst produzierte Reise- und Drohnenvideos auf einem Bildschirm mit. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Was nach einer schweren Verletzung als Zeitvertreib begann, hat sich zu einem festen Bestandteil seines Alltags entwickelt. Nach einem Tauchtrip nach Mexiko wollten alle wissen: Wie war’s? Wo soll man hin? "Mit 20 Herren am Tag bist du am Abend heiser", lacht Goger. Also schnitt er die Reise als Film zusammen, packte alles auf eine Festplatte – und stöpselte sie an den Fernseher im Friseursalon.

"Die Leute schauen im Spiegel direkt auf den Bildschirm", sagt er. "Sie holen sich Reisetipps von mir oder warten darauf, dass die nächste Folge kommt."

Seitdem hat Goger seinen eigenen, stillen YouTube-Sender im Salon:

  • Drohnenflüge über Sardinien
  • Safaris in Kenia
  • Tauchgänge in Mexiko
  • Ausflüge ins Burgenland
  • kleine Alltags-Vlogs mit Enkel "Bazooka"

Stammkunde Wastl fragt regelmäßig: "Und was läuft heute?"

Rene Goger mit Frau Nicole, welche für die Damenfrisuren zuständig ist. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Warum seine Luftaufnahmen so auffallen

Goger fliegt FPV-Drohnen, also kleine, schnelle Kameraflieger, die man mit einer Brille steuert. Damit kann er durch Gebäude, Wasserfälle und sogar Seilbahngondeln navigieren.

Goger macht sich bereit für den Drohnenflug über der Pfänderbahn. ©handout/privat

Sein neuestes Projekt: die Pfänderbahn. "Ich wollte den Bodensee im Nebel zeigen", erklärt er. "Nicht als Postkarte, sondern als Perspektive, die man nicht kennt."

Mit seinem Sohn als "Spotter" flog er durch die Gondel – ein riskanter, aber spektakulärer Flug. Das Video zeigt er nicht nur auf YouTube, sondern selbstverständlich auch im Salon.

Gogers Drohne hoch über dem Bodensee. ©handout/privat

"Das sind unsere Tage, so wie sie sind"

Trotz YouTube, Drohnen und Filmprojekten bleibt Goger zuallererst eines: Friseur. Die meisten Kunden kommen nicht wegen seiner Videos, sondern weil sie ihm vertrauen.

Er nennt sich selbst den "Tactical Beard Hair Cutter". ©VOL.AT/Emilia Waanders

Es wird Kaffee angeboten, viel gelacht. "Die Atmosphäre ist familiär. Ich habe fast für jeden einen Spitznamen", sagt Goger. Laufkundschaft nimmt er kaum noch an – "die Vibes müssen passen". Und bei seinen Stammkunden – oder wie er sie nennt: "Freunden" – ist das definitiv der Fall.

Seine Filme laufen währenddessen weiter im Hintergrund, wie ein Nebenstrom seines Lebens. "Das ist nichts Gestelltes", sagt er. "Das sind unsere Tage, so wie sie sind."

"Meine Leidenschaft"

Viele der Objekte stammen von Reisen oder wurden von Kunden geschenkt. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Goger unterscheidet klar zwischen Beruf und Leidenschaft. "Das Haare schneiden finanziert meine Reisen", sagt er. "Filme machen ist das, was mir wirklich Spaß macht. Meine Leidenschaft."

Der Körper mache sich nach 30 Jahren bemerkbar, erzählt er. Die Schere hält er trotzdem noch täglich in der Hand – wegen der Menschen, nicht wegen der Technik. "Das Blödeln, die Gespräche – das ist das Schöne."

Was bleibt von einem Besuch bei Goger? Ein Haarschnitt – ja. Aber auch eine halbe Weltreise, ein paar Dorfgeschichten, vielleicht ein Drohnenblick auf den Bodensee. Und im Idealfall ein Schnurren der Salonkatze.

Von Kenia bis Mexiko – Gogers Reisen laufen während des Haarschnitts im Hintergrund. ©VOL.AT/Emilia Waanders

(VOL.AT)

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