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Zwei Fälle zu Osttiroler SOS-Kinderdorf bei KiJA gemeldet

Seit 2015 besucht die KiJA das Osttiroler SOS-Kinderdorf regelmäßig
Seit 2015 besucht die KiJA das Osttiroler SOS-Kinderdorf regelmäßig ©APA/EXPA/JOHANN GRODER
Nach Bekanntwerden von gewalttätigen Übergriffen auf Kinder, die in den 1990er Jahren im SOS-Kinderdorf Nussdorf-Debant (Bezirk Lienz) untergebracht waren - zwei Betroffene hatten sich in vorige Woche an die APA gewandt, zeigt sich, dass es am Osttiroler Standort vermutlich weitere Fälle geben dürfte. Bei der Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA) haben sich jedenfalls zwei Personen gemeldet, die von Gewalterfahrungen berichtet haben. Diese reichen bis 1995 zurück.

"Eine Person schilderte anonym, dass sie zwei Bekannte hat, die von Gewaltvorwürfen im SOS-Kinderdorf in Nussdorf-Debant betroffen waren, führte dies jedoch nicht näher aus. Sie erkundigte sich, ob sich die Betroffenen bei uns melden können. Daraufhin haben wir darüber aufgeklärt, dass sie sich für einen persönlichen Termin melden können, auf Wunsch auch anonym", teilte der Tiroler Kinder- und Jugendanwalt Lukas Trentini auf APA-Anfrage mit. Eine zweite anonyme Person hätte geschildert, in Nussdorf-Debant selbst Gewalt erlebt zu haben: "Es wurde ebenfalls ein persönlicher Termin angeboten."

Zur Zahl der verdächtigen bzw. beschuldigten Personen konnte Trentini keine Angaben machen. Er betonte, die 1995 gegründete KiJA Tirol sei Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahren und nehme den Auftrag wahr, Kinderrechte zu vertreten, schützen und zu fördern. Aufgrund der gesetzlich vorgesehenen Skartierungen (Aktenvernichtung, Anm.) lägen der KiJA allerdings nicht mehr alle Dokumentationen aus den letzten 30 Jahren vor. "Personen können sich jederzeit auch anonym bei der KiJA melden", bekräftigte Trentini.

Seit 2015 jährliche Visiten der KIJA in Nussdorf-Debant

"Wir möchten darauf hinweisen, dass die KiJA Tirol mit ihren externen Vertrauenspersonen in den sozialpädagogischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe circa einmal monatlich Sprechstunden für die Bewohnerinnen und Bewohner anbietet, erläuterte der Kinder- und Jugendanwalt. Das SOS-Kinderdorf in Osttirol werde seit 2015 zwei Mal jährlich visitiert: "Seit 2024 ist der Besuch vier bis fünf Mal jährlich möglich." Die Kinder und Jugendlichen könnten sich im Rahmen der Sprechstunden mit all ihren Anliegen und Themen freiwillig und vertraulich an die externen Vertrauenspersonen der KiJA wenden.

Tiroler NEOS sehen offene Fragen

Das Land Tirol müsse sich jedenfalls die Frage gefallen lassen, wie so etwas über Jahre möglich war, kritisierten indes die Tiroler NEOS am Mittwoch in einer Aussendung. "Immerhin flossen Millionen an öffentlichen Gelder in die Einrichtung, aber offenbar fiel von der zuständigen Fachaufsicht niemandem die gravierenden Mängel auf", wurde Klubobfrau Birgit Obermüller zitiert. Das interne Kontrollsystem der Kinder- und Jugendhilfe müsse hinterfragt werden. "Ich frage mich auch, wie es sein kann, dass das SOS Kinderdorf hohe Summen an Entschädigungszahlungen leisten konnte, ohne dass es jemandem auffiel. Immerhin handelt es sich um öffentliche Gelder", so Obermüller. Sie kündigte dahingehend mehrere Anfragen im Tiroler Landtag noch im November an. Einmal mehr bemängelten die NEOS auch offenbar seitens der schwarz-roten Landesregierung avisierte Einsparungen im Sozialbereich.

(APA)

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